Magazin · Erfolge und Happy Ends · 11. November 2022 · 5 Min. Lesezeit
VETO vor Ort: Die Rettung der Welpen Salt und Pepper
Sie suchen zwischen weggeworfenen Joghurtbechern und schmutzigen Plastiktüten nach Essbarem, um zu überleben. Auf unserer Reise nach Rumänien finden wir die Welpen Salt und Pepper. Die Geschwister wirken krank, schwach und sehr hungrig. Wie wir handeln und ob die Geschichte mit einem Happy End endet, erfährst du in diesem Beitrag.
Die kleine Pepper und ihr Bruder Salt leben allein auf einem Hinterhof. Wir von VETO finden sie und nehmen uns ihrer an. Foto: VETO
Wir von VETO machen uns regelmäßig selbst ein Bild von der Arbeit der uns angeschlossenen Tierschutzvereine und auch von der Situation der Tiere in den einzelnen Ländern. Im September 2022 ist es endlich wieder soweit: Drei Team-Mitglieder von VETO reisen nach Rumänien, um die Menschen zu treffen, die sich tagtäglich um schutzbedürftige Hunde und Katzen kümmern. Wir ahnen nicht, dass wir auf unserer Reise selbst Teil einer Rettungsaktion werden.
Müllcontainer, Essensreste und mittendrin zwei Welpen
Der Tag neigt sich dem Ende entgegen und wir haben bereits ein Tierheim in der Kleinstadt Făget und eine Tierärztin in ihrem Kastrationsmobil besucht. In der Absicht, diesen Samstagabend langsam ausklingen zu lassen, schlendern wir noch durch die Straßen der Stadt, als wir plötzlich Geräusche von Tieren aus einem Hinterhof hören. Wir sehen nach.
Auf dem Hof hinter mehreren Hochhäusern entdecken wir Mülltonnen und einen Container. Einige Straßenkatzen dösen dort in der Abendsonne oder versuchen, sich etwas Essbares aus den Abfallbehältern zu fischen. Eine Weile beobachten wir das Treiben, als sie auf tapsigen Pfoten auf uns zu laufen: zwei winzige Welpen ohne Muttertier.
Die Kleinen sind zutraulich und verspielt. Hungrig stürzen sich der kleine Rüde und seine Schwester auf unser mitgebrachtes Futter. Beide Hunde wirken unterernährt und krank. An einigen Stellen ihres Körpers ist das Fell bereits ausgefallen, ihre Bäuche sind aufgebläht. Uns ist sofort klar: Wir müssen ihnen helfen!
Ihre Nahrung: Müll. Salt und Pepper fressen das, was sie auf dem Hinterhof finden. Foto: VETO
Ein Telefonat gibt uns Hoffnung
Die Überlebenschance so junger Tiere ist extrem gering, denn das Leben als Straßentier ist hart. Welpen stecken sich deutlich häufiger mit Krankheiten an als erwachsene Tiere und haben es schwerer Nahrung zu finden. Dass wir Salt und Pepper – so nennen wir die Hunde ab jetzt – nicht ihrem Schicksal überlassen können, ist uns rasch klar, denn hier auf diesem Hinterhof zwischen Müll und Dreck überstehen sie die nächsten Wochen nicht.
Ein Telefonat bringt die erleichternde Meldung: Eine befreundete Tierschützerin gibt den beiden Kleinen den letzten freien Platz in ihrem Tierheim. Welch ein Glück für die zwei Hundewelpen! Sofort nehmen wir Salt und Pepper auf den Arm und tragen sie vorsichtig ins Auto, das sie sicher nach Deva ins Tierheim von Cristina Kasler vom Tierschutzverein Animal Heaven e. V. bringt.
In Cristinas privatem Tierheim sind etwa 60 Hunde untergebracht. Wir hatten sie wenige Tage vor unserer Begegnung mit Salt und Pepper besucht und wissen genau, dass sie sich hingebungsvoll um unsere Findelkinder kümmern würde. Es ist schon dunkel, als wir das Tierheim, das inmitten von Feldern liegt, erreichen. Liebevoll nimmt Cristina Salt und Pepper entgegen und versorgt sie erst einmal mit dem Nötigsten: nahrhaftem Futter.
In einem freien Zwinger bekommen die kranken Tiere zum ersten Mal in ihrem noch jungen Leben einen warmen Schlafplatz. Erschöpft kuscheln sich Salt und Pepper aneinander und schlafen schon bald ein. Ob sie wohl spüren, dass sie nun in Sicherheit sind?
Warum gibt es so viele Welpen auf Rumäniens Straßen?
Salt und Pepper sind allein, als wir sie finden. Warum die schwachen Welpen sich ohne Muttertier oder weitere Geschwister an den Mülltonnen hinter den Hochhäusern durchschlagen müssen, wissen wir natürlich nicht. Doch Fakt ist, dass viele Welpen in Rumänien und anderen europäischen Ländern ungewollter Nachwuchs sind. Straßentiere und auch Tiere, die ein zu Hause haben, sind oftmals nicht kastriert. So passiert es ständig, dass Welpen geworfen werden, für die sich niemand verantwortlich fühlt.
Manchmal werden die Kleinen direkt auf der Straße geboren, oft werden sie aber auch kurz nach ihrer Geburt ausgesetzt, weil sie den Menschen lästig werden. Für die meisten jungen Hunde ist das Leben auf der Straße das klare Todesurteil. Sie sterben an Mangelernährung, Krankheiten oder bei Unfällen oder Misshandlungen.
Um diesen kleinen Lebewesen das Leid und letztlich den qualvollen Tod zu ersparen, setzen die uns angeschlossenen Tierschutzvereine auf flächendeckende Kastrationen, damit eine unkontrollierte Vermehrung der Vierbeiner eingedämmt wird.
Salt und Pepper gehören zu den wenigen Tieren, die gerettet wurden. Doch auch ihr Leidensweg ist noch nicht vorbei.
Eine tragische Wendung
Nach unserer Rückkehr nach Deutschland versorgt Tierschützerin Cristina Kasler uns regelmäßig mit Fotos und Neuigkeiten zu Salt und Pepper. Die beiden entwickeln sich prächtig und wir sind glücklich darüber, dass die Welpen, die wir zwischen Mülltonnen fanden, bei Cristina eine Chance auf ein schönes Hundeleben und eine Vermittlung in ein Zuhause bekommen.
Eines Tages jedoch erreicht uns eine traurige Nachricht: „Salt, the boy, didn´t survive.“
Die Geschwister hatten sich in Cristinas Tierheim erholt und wurden jeden Tag kräftiger. Doch der gesundheitliche Zustand des kleinen Rüden war einfach zu schlecht. Sein Immunsystem war durch seinen schweren Start ins Leben nicht stark genug. Nach etwa fünf Wochen im Tierheim starb er an einer Überreaktion auf eine Impfung.
So traurig diese Nachricht uns auch macht: Wir sind dankbar, dass Salt durch Cristinas Einsatz wenigstens eine Chance hatte und die letzten Wochen seines Lebens in Sicherheit verbringen durfte. Seiner Schwester Pepper geht es heute großartig. Sie ist mit zwei anderen jungen Hunden in einem Zwinger untergebracht und kann – wenn sie sich weiterhin so gut entwickelt – bald in ein schönes Zuhause vermittelt werden.
Für Tiere wie Salt und Pepper machen wir von VETO uns stark. Denn jedes Tier hat ein Recht auf ein Leben in Würde und ohne Furcht. Foto: VETO
Was kannst du tun, um Welpen zu helfen?
In einigen Regionen Rumäniens finden Tierschützende nahezu täglich Welpen wie Salt und Pepper. Damit die schutzlosen Hunde in den Tierheimen der Vereine versorgt und untergebracht werden können, brauchen die Tierschutzorganisationen volle Futterlager. Du kannst auch aus der Ferne dazu beitragen, dass Tierschutzvereine in Rumänien und anderswo stets gewappnet sind für Notfälle wie Salt und Pepper.
Helfen ist ganz einfach: Du kannst Futter bei einer unserer Spendenaktionen spenden oder eine Futterpatenschaft übernehmen, mit der du den Tieren verlässlich und regelmäßig hilfst. Tierschützenden wie Cristina Kasler nimmst du so eine große Last von den Schultern, denn nur mit ausreichenden Futtervorräten ist es diesen Menschen möglich, sich Tag und Nacht für die einzusetzen, die sich nicht selbst helfen können: heimatlose Hunde und Katzen.