Magazin · Erfolge und Happy Ends · 30. Juli 2022 · 5 Min. Lesezeit
Die Unzertrennlichen: Zwei Rollihunde aus der Ukraine finden ihr Glück
Seit in der Ukraine der Krieg wütet, unterstützen wir von VETO Tierschutzvereine, die Tieren vor Ort helfen oder sie in Sicherheit bringen. Die Rettung von Layla und Labushka aus Odessa ist eine ganz besondere Geschichte, denn für die behinderten Tiere und die beteiligten Helfer:innen ist ihre Evakuierung sehr herausfordernd.
Layla und Labushka in ihrem neuen Zuhause in Deutschland: Gemeinsam genießen sie nun ihr Hundeleben. Foto: Tierschutzverein Dakota e. V.
7. März 2021 in der Nähe von Odessa: Ein Pkw fährt am späten Abend auf einer Straße eine kleine Straßenhündin an. Die Hündin windet sich vor Schmerzen, bleibt erst liegen und schafft es dann doch, mit letzter Kraft zum Straßenrand zu robben. Zum Glück – denn das Auto, das sie erfasste, fährt einfach weiter.
Kurze Zeit später wird die Hündin von Menschen gefunden, die es gut mit ihr meinen. Sie informieren noch in derselben Nacht eine Tierschützerin, die schnell zu Hilfe kommt. Sie nimmt die Hündin zu sich und nennt sie Layla, was übersetzt Nacht bedeutet.
Layla überlebt
Sofort wird Layla medizinisch behandelt und sicher untergebracht. Am Folgetag zeigen die Röntgenbilder, dass Laylas Rückgrat gebrochen ist. Für eine Operation ist es bereits zu spät, so dass nur eine Lösung bleibt: Laylas Verletzungen sollen heilen und ihre Schmerzen gelindert werden. Doch die schöne Hündin wird für immer an den Hinterläufen gelähmt bleiben.
Die Tierschützerin, die Layla nach ihrem Unfall geholfen hatte, fasst einen Entschluss. Sie kontaktiert Lyudmilla Nikolaevna, die in Odessa das private Tierheim Friends Point betreibt. Lyudmilla hat bereits eine gehbehinderte Hündin in ihrer Obhut, daher stimmt sie sofort zu, auch Layla bei sich aufzunehmen.
Im Tierheim Friends Point angekommen lebt Layla sich schnell ein – auch dank ihrer neuen Gefährtin Labushka. Die an den Hinterbeinen gelähmte Mischlingshündin genießt das Leben als einer von Lyudmillas Schützlingen bereits in vollen Zügen und ist schon gut an das Laufen mit Rolli gewöhnt. Sie gibt der anfangs schüchternen Layla die Sicherheit, die sie braucht, um sich rasch ins Rudel zu integrieren und das Training im neuen Rolli zu meistern.
Labushka selbst hat eine leidvolle Geschichte hinter sich, die beinahe tödlich geendet hätte. Sie wurde angeschossen und die Kugel zerstörte ihr Rückenmark. Genau wie Layla kann sie den hinteren Teil ihres Körpers seitdem nicht bewegen. Gemeinsam sind Layla und Labushka nun ein unschlagbares Hunde-Team! Sie spielen miteinander, unterstützen sich in unbekannten Situationen und beruhigen sich, wenn es im Tierheim mal stressig wird. Für Tierschützerin Lyudmilla ist bald klar: Diese beiden sollen nie getrennt werden.
Tierschutz in Kriegszeiten
Am 24. Februar 2022 beginnt der Krieg in der Ukraine. Lyudmilla gehört zu den Menschen, die nicht aus der Ukraine fliehen. Sie bleibt bei ihren Tieren und versorgt sie so gut es geht im Tierheim. Das Futter wird von Tag zu Tag knapper und die Angst, das Tierheim könnte bei Angriffen zerstört werden, größer. Lyudmilla ist verzweifelt und bittet befreundete Tierschutzvereine um Unterstützung.
Der in Deutschland ansässige Tierschutzverein Dakota e. V. erfährt von Lyudmillas Hilferuf und von den Schicksalen von Layla und Labushka. Die Evakuierung und Unterbringung behinderter Hunde ist aufwendig und kompliziert. Doch die Tierschützer:innen geben Lyudmilla aus Odessa ein Versprechen: Die beiden Rollihündinnen sollen ein glückliches Leben in Deutschland haben.
Laylas und Labushkas Reise in ein neues Leben
Der Krieg verändert alles – auch den Tierschutz. Tierschützerin Lyudmilla wollte ihre Schützlinge nie ins Ausland vermitteln. Die Philosophie ihrer Tierschutzarbeit bestand stets darin, in der Ukraine für die Bedürfnisse von Hunden und Katzen zu sensibilisieren und für sie artgerechte und liebevolle Zuhause innerhalb des Landes zu finden. Nun ist Lyudmilla überglücklich, aber dennoch in Tränen aufgelöst, als ein Transporter vom Tierschutzverein Dakota e. V. die beiden Rollihündinnen mitnimmt auf eine aufregende Reise in eine sichere Zukunft.
Die lange Fahrt ist anstrengend für Layla und Labushka. In Deutschland angekommen fassen sie jedoch schnell Vertrauen zu den Menschen, die sich um sie kümmern. Die Hündinnen sind ruhig, verschmust und nach kurzer Zeit sehr aufgeschlossen. Auch die deutschen Tierschützer:innen merken schnell, dass diese Hundefreundschaft etwas Besonderes ist.
Die beiden geben sich gegenseitig Halt und Stärke – selbst in einer so ungewohnten und herausfordernden Situation. Das Team vom Tierschutzverein Dakota e. V. fasst einen Entschluss: Da die Pflege von Rollihunden sehr aufwendig ist und Layla und Labushka auf jeden Fall zusammen leben sollen, dürfen sie auf dem Gnadenhof des Vereins bleiben. Dort integrieren sie sich so schnell in die bestehende Gruppe aus Hunden und einigen Katzen, dass heute an der Richtigkeit dieser Entscheidung kein Zweifel besteht.
Herausforderung Handicap-Hund
Aufgrund ihrer Lähmung haben beide Vierbeiner keine Kontrolle über ihren Stuhlgang und müssen Windeln tragen. Außerdem leeren sie ihre Blase nicht komplett, so dass sie ausgestrichen werden muss. Auch die Reinigung der Tiere gehört nun zum Alltag der Tierschützer:innen auf dem Gnadenhof vom Tierschutzverein Dakota e. V. Dafür haben sie extra für Layla und Labushka eine Hängevorrichtung über einer großen Spezialwanne angebracht. Der Hinterleib der Hunde kann so während des Waschens aufrecht bleiben, damit die Tiere nicht in ihrem eigenen Unrat sitzen.
Im weitläufigen Garten des Hofs flitzen Layla und Labushka mit ihren Rollis unbeschwert durch die Gegend, als wäre es das Natürlichste der Welt. Speziell für die beiden Ukrainerinnen wurden große Zäune gezogen, weil einige Stellen im Garten für ihre Rollis zu gefährlich sind. Auf dem Gnadenhof haben Layla und Labushka ihr Traum-Zuhause gefunden, wo sie den Rest ihres Lebens verbringen dürfen – und das zusammen.
Rettungsaktionen wie die von Layla und Labushka aus dem Tierheim in Odessa können dank Spenden durchgeführt werden. Bei unserer Ukraine-Hilfsaktion sammeln wir von VETO weiterhin Geld- und Futterspenden, damit noch mehr Tieren aus dem Kriegsgebiet geholfen werden kann.
Für die Evakuierung und Versorgung der Schützlinge aus dem Tierheim Friends Point stellte VETO Tierschutzverein Dakota e. V. 1.250 Euro zur Verfügung. So konnte die Geschichte einer angefahrenen Straßenhündin und einer Hündin, die erschossen werden sollte, ein glückliches Ende nehmen.