Magazin · Erfolge und Happy Ends · 3. Dezember 2021 · 2 Min. Lesezeit
Sie wollte einfach Mutter sein: Pflegemama Milly
Die Geschichte von Milly beginnt nicht außergewöhnlich: Als Straßenkatze streunte sie durch die Gassen von Portici, einer Stadt südlich von Neapel. An einer Futterstelle des Tierschutzvereins Animal Respect e. V. erhielt die Katze regelmäßig eine Portion Trockenfutter, um bei Kräften zu bleiben. Doch an einem Tag fiel Tierschützer Francesco etwas Besonderes bei Milly auf.
Katzenmama Milly mit zwei ihrer leiblichen Babys. Der Zustand von Mutter und Kindern war zu diesem Zeitpunkt kritisch. Foto: Animal Respect e. V.
Beachte: In diesem Beitrag wird die wahre Geschichte einer Straßenkatze aus Italien erzählt. Der traumatisierende Verlust von leiblichen Kindern wird erwähnt.
Seit 2015 kümmert sich Tierschützer Francesco Canò in seiner Heimatstadt um freilebende Katzen. Alles begann vor vielen Jahren mit einem Kitten, das seine Familie und er in der Nachbarschaft fanden und bei sich aufnahmen. Schnell war Francesco klar, dass er mehr für die Straßenkatzen in Portici tun wollte und er gründete sein eigenes Tierheim nur für Katzen.
In einer 100-Quadratmeter-Erdgeschosswohnung mit Garten entstand das Rifugio Mau, in dem Straßenkatzen ein Zuhause auf Zeit fanden. Familie Canó kümmerte sich fortan um die Versorgung, Vermittlung und Kastration der Tiere. Regelmäßig fing Francesco an Futterstellen unkastrierte Katzen ein, um sie kastrieren zu lassen. So auch an diesem Tag, an dem er Milly kennenlernte.
Als die graue Katze Milly an der Futterstelle auftauchte, bemerkte Francesco rasch, dass sie hochträchtig war. Bis zur Geburt der Kitten konnte es nicht mehr lange dauern und für die Kastrationsaktion kam Milly an diesem Tag daher nicht infrage. Doch damit sie ihre Jungen in einer sicheren Umgebung auf die Welt bringen konnte, nahm Francesco die Katze mit ins Rifugio Mau. Nun begann das Warten auf die Geburt.
Sorgen um Milly: Komplikationen bei der Geburt
Familie Canó rechnete jeden Tag mit der Geburt. Doch nichts geschah. Milly ging es zusehends schlechter, sie wirkte schwach. Ein Besuch in der Tierklinik bestätigte den Verdacht: Die Geburt war ins Stocken geraten. Eins der Kitten steckte im Geburtskanal fest. Es bestand Lebensgefahr für die Katzenmama und alle fünf Babys.
Das Team der Tierklinik handelte sofort. Per Kaiserschnitt kamen die Kitten auf die Welt. Drei der Kleinen waren bereits im Mutterleib gestorben. Zwei überlebten und kamen mit ihrer Mutter ins Rifugio Mau.
Auf dem Röntgenbild ist deutlich sichtbar, dass die fünf Kitten schon sehr groß sind und eins von ihnen den Geburtskanal versperrt. Foto: Animal Respect e. V.
Zu schwach, um zu überleben
Die Operation hatte Milly sehr mitgenommen. Körperlich und psychisch ging es der Katze sehr schlecht und sie bekam immer wieder hohes Fieber. Francesco und seine Familie waren besorgt, denn die kranke Katzenmama konnte in diesem Zustand ihre Kitten nicht mit Milch versorgen. Die Familie fütterte die Kleinen alle zwei Stunden mit dem Fläschchen, doch es half nichts.
Geschwächt durch ihre Geburt verstarben beide Katzenkinder innerhalb weniger Tage. Millys Fieber war inzwischen gesunken. Die Katze trauerte. Erst hatte sie drei Kinder schon vor ihrer Geburt verloren und nun musste sie von zwei weiteren Babys Abschied nehmen. Die große Traurigkeit war Milly deutlich anzumerken: Immer wenn im Nebenraum ein Kitten einer anderen Katzenmama miaute, versuchte Milly verzweifelt zu diesem Kind zu kommen und lockte es mit ihren Rufen.
Milly verstand die Welt nicht mehr: Nach dem Verlust ihrer Babys war die Katze schwach und traumatisiert. Foto: Animal Respect e. V.
Das Pflegekind im Rifugio Mau
Milly war eine Mutter – aber ohne Kind. Sie litt unter diesem Zustand und Francesco und seiner Familie brach es das Herz. Sie suchten nach einer Lösung und wagten ein Experiment. Wenige Tage zuvor war ein mutterloses Katzenbaby namens Lilla ins Refugio Mau aufgenommen worden. Francesco brachte Milly und Lilla zusammen und beobachtete, was geschah. Würde Milly das fremde Kind annehmen?
Die Katzenmama konnte ihr Glück kaum fassen. Sofort ließ sie Lilla, das kleine Pflegekind, Milch trinken und umsorgte das Kitten. Milly blühte von Tag zu Tag mehr auf und Lilla wurde durch ihre Fürsorge gesund und kräftig. Die beiden waren unzertrennlich.
Happy End für Milly und Lilla: Bei ihrer Pflegemama fühlte sich das Katzenbaby sicher und geborgen. Foto: Animal Respect e. V.
Tierrettung dank finanzieller Unterstützung
Milly konnte endlich Mutter sein und genoss ihre Aufgabe sehr. Dem schnellen Handeln der Familie Canó von Animal Respect e. V. verdankt Milly ihr Leben. Denn auf der Straße wäre sie bei dem Versuch der Geburt sicherlich gestorben.
Besonders medizinische Eingriffe und Kastrationen stellen das Team von Animal Respect e. V. immer wieder vor große Herausforderungen. Die Arbeit der Familie Canó ist ehrenamtlich und alle weiteren Investitionen müssen komplett aus Spenden finanziert werden.
Animal Respect e. V. ist einer von 50 Vereinen, die beim Spenden-Marathon für Tiere 2021 dabei sind. Zusätzlich zum gesammelten Futter erhält jeder Verein eine Geld-Prämie. Diese finanzielle Unterstützung dient dazu, den Tierschutz im jeweiligen Land weiter voran zu bringen und kann beispielsweise für das Begleichen von Tierarztrechnungen verwendet werden.
Im Fall von Milly hat eine Operation ihr Leben gerettet. Nur durch ausreichende finanzielle Hilfe können Tierschutzvereine wie Animal Respect schnell agieren, wenn Tiere in Notlagen sind.