Magazin · Erfolge und Happy Ends · 29. April 2021 · 5 Min. Lesezeit
Sirena kann nun nach vorne blicken
Unter den 39 Hunden aus einem Fall von Animal Hoarding ist sie eine der Schwächsten: Hündin Sirena. Nicht alle geretteten Tiere überleben, doch Sirena hat es geschafft. Eine Happy-End-Geschichte über eine besonders starke Kämpferseele, die allen Rückschlägen trotzt und dank einem unbändigen Lebenswillen heute hoffnungsvoll in die Zukunft schauen kann.
Kuscheldecke, Kauknochen, Geborgenheit – Sirenas neues Leben hat mit ihrem alten nichts gemein. Denn vor ihrer Rettung lebte sie bei Tiermessies. Foto: Far from Fear e. V.
Es ist August 2020. ANAA, der spanische Partnerverein der deutschen Tierschutzorganisation Far from Fear e. V., bekommt den Hinweis, dass im Großraum Madrid eine große Anzahl Hunde von Animal Hoardern unter katastrophalen Bedingungen auf einem Grundstück gehalten wird. Umgehend machen sich die Tierschützer*innen in Spanien auf den Weg, um der Mitteilung nachzugehen.
Angekommen am Einsatzort bietet sich den herbeigerufenen Tierschützer*innen ein Anblick, den sie auf Nachfrage als widerwärtig bezeichnen. 40 Hunde in erbärmlichem Zustand, abgemagert bis auf die Knochen. Doch die Halter*innen der Tiere sind uneinsichtig, dass Hilfe dringend nötig ist. Es folgen lange Diskussionen.
Nur mit Unterstützung der herbeigerufenen Polizei gelingt es, die verwahrlosten Hunde den Besitzer*innen zu enteignen. Foto: Far from Fear e. V.
Die befreiten Hunde werden unter den anwesenden Tierschutzorganisationen aufgeteilt, der Verein ANAA kann 13 der geretteten Notfall-Tiere aufnehmen. Was folgt ist eine lange Zeit der enorm intensiven, medizinischen Betreuung, verbunden mit hohen Klinik- und Tierarztkosten.
Finanzielle Hilfe beim Begleichen der Rechnungen kann in diesem Fall die Geld-Prämie leisten, die Tierschutzvereine zu jeder Futterspende über die Wunschlisten bei VETO erhalten. Durch die Teilnahme von Far from Fear e. V. an einer unserer großen Spendenaktionen im Frühjahr 2020 konnten wir den Verein mit 1.250 Euro unterstützen.
Plötzlich ein Rückschlag
Zunächst scheint es, als würde nun endlich alles gut werden. Nachdem die Vierbeiner nach einigen Wochen einigermaßen stabil sind, erfolgt die erste Grundimmunisierung gegen die üblichen Krankheiten.
Doch innerhalb kürzester Zeit bauen die geretteten Hunde körperlich ab – die gerade erzielte Besserung ihres Zustandes ist mit einem Schlag dahin. Einige der Vierbeiner überleben den plötzlichen Rückschlag nicht und müssen erlöst werden – hier kommt trotz intensivster Bemühungen jede Hilfe zu spät.
Auch Sirena wird matt, schlapp, nahezu apathisch, zeigt Durchfall und extreme Augenprobleme. Es dauert eine ganze Weile, bis die Tierärzt*innen den Grund für diese immense Verschlechterung feststellen: eine Staupe-Infektion. Der kleine, schon geschwächte Organismus, muss nun mit diesem Virus kämpfen!
Nichts ist gewiss
Der Staupe-Virus an sich ist nicht behandelbar. Hier gilt es, das Immunsystem maximal zur Selbstheilung zu unterstützen. Für Sirena und alle Helfer*innen beginnt eine Berg- und Talfahrt. Da auch ihre Augen sehr beeinträchtigt sind, werden sie genauer untersucht. Das behandelnde Team stellt fest, dass so gut wie keine Tränenflüssigkeit produziert wird und ein Auge eine Hornhautperforation aufweist.
Sirenas Augen müssen täglich mehrfach getropft werden, um sie feucht zu halten. Die spanischen Tierschützer*innen kümmern sich in dieser Zeit aufopfernd um die Hündin. Foto: Far from Fear e. V.
Irgendwann beschließen die Tierärzt*innen, dass das beschädigte Auge entfernt werden muss. Es ist keine wirkliche Besserung oder gar Heilung in Sicht. Sirenas Gesamtzustand lässt jedoch zu dieser Zeit keine Operation unter Vollnarkose zu. So muss die Hündin weiter mit dem sicher schmerzenden, kaputten Auge zurecht kommen. Sie bekommt fortlaufend Infusionen und die bestmögliche medizinische Versorgung.
Endlich gute Nachrichten
Nach mehreren Wochen wird die Mühe der Ärzt*innen und Pfleger*innen schließlich belohnt: Sirena geht es nach und nach endlich besser. Die tapfere Hündin kann die Intensivstation der Klinik endlich verlassen und auf eine spanische Pflegestelle umziehen. Durch die noch individuellere Betreuung geht es hier mit ihrer Gesundheit immer weiter bergauf. Sie nimmt weiter an Gewicht zu und ihr Allgemeinzustand verbessert sich.
Man kann wieder über eine Operation am Auge nachdenken, muss aber zwingend noch abwarten, bis das Staupe-Virus nicht mehr nachweisbar ist, um durch den Eingriff einen Rückschlag zu vermeiden. Das hartnäckige Virus lässt sich noch einige Wochen nachweisen – eine lange Zeit des Wartens.
Die erlösende Nachricht aus dem Labor kommt im Februar 2021: Das Staupe-Virus ist endlich bekämpft! Foto: Far from Fear e. V.
Das betroffene Auge wird in diesem Zuge noch einmal eingehend untersucht und die Tierärzt*innen stellen fest, dass das Problem nun doch unter der Selbstheilung und durch die verabreichten Medikamente soweit eingedämmt werden konnte, dass das Auge erhalten bleiben kann. Was für schöne Neuigkeiten!
Sirenas Glück wird perfekt
Zeitgleich in Deutschland: Eine Pflegestelle des Vereins Far from Fear e. V. wartet hoffnungsvoll darauf, dass Sirena fit genug ist für die Reise in ihr neues Leben. Ein Transport-Termin wird gefunden und die Hündin kommt Mitte März 2021 in Ihrem Übergangs-Zuhause an. Hier entwickelt sie sich prächtig und kann kurz darauf schließlich in ihr endgültiges Zuhause bei einer lieben Familie ziehen.
Wir von VETO sind sehr glücklich darüber, dass Tiere wie Sirena dank der Geld-Prämie eine zweite Chance erhalten. Wir wünschen der bewundernswerten Hündin ein wunderschönes Leben im neuen Zuhause!