Magazin · Erfolge und Happy Ends · 7. Februar 2023 · 5 Min. Lesezeit
Keine Chance auf ein Zuhause? Für Angsthund Nitro wendet sich das Blatt
Zu jeder Futterspende erhalten Tierschutzvereine bei VETO eine Geld-Prämie. Ziel der finanziellen Hilfe ist es, heimatlosen Vierbeinern wie Nitro aus Spanien eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Für den Vierbeiner könnte diese hoffnungsvoller nicht aussehen: Er hat ein liebevolles Zuhause in Deutschland gefunden. Doch bis hierhin war es ein langer Weg.
Schritte in ein neues Leben: Nitros erster Spaziergang auf deutschem Boden wird von seiner Adoptantin in Bildern festgehalten. Foto: Vergiss mich nicht Tiernothilfe e. V.
Für viele Galgos (spanische Jagdhunde) ist es schwer bis unmöglich ein Zuhause bei geeigneten Menschen zu finden, weil die Tiere im Rahmen der ausbeuterischen Wettkämpfe und schlechten Haltungsbedingungen traumatische Erfahrungen gemacht haben.
Es ist die sichere Versorgung ebendieser Hunde, die Stefanie Will vom Verein Vergiss micht nicht Tiernothilfe e. V. besonders am Herzen liegt. „Oftmals werden die Tierheime nur in der Betreuung von gut vermittelbaren Hunden unterstützt, so berichtete uns unsere Kollegin einmal“, erklärt die Tierschützerin. „Dabei sind die unvermittelbaren Hunde diejenigen, für die laufende Kosten anfallen.“
Futter, medizinische Check Ups, Impfungen und Parasitenmittel – all diese Ausgaben müssen Tierheime zur Versorgung ihrer tierischen Dauergäste regelmäßig stemmen. Die engagierten Helfer:innen tun alles, um für die Hunde, die wahrscheinlich ihr Leben lang im Tierheim bleiben werden, so viel Lebensqualität wie möglich zu schaffen.
Nitros langer Weg zum Glück
Auch im Fall von Nitro scheint die Chance, eine passende Familie zu finden, zunächst so gut wie unmöglich. Der Rüde wird 2019 in das spanische Tierheim La Bienvenida aufgenommen, mit dem der deutsche Verein Vergiss mich nicht Tiernothilfe e. V. eng zusammenarbeitet. Mehrere Wochen lang hatte man zuvor versucht, den herrenlosen, ängstlichen Hund zu sichern, bis es endlich gelang und er den Tierschützenden übergeben werden konnte.
Nitros Rückzugsort im Tierheim: Der Rüde wirkt, als würde er am liebsten unsichtbar sein. Foto: Vergiss mich nicht Tiernothilfe e. V.
Während seiner ersten Monate im Tierheim können die Tierschützenden den scheuen Nitro nur aus der Ferne betrachten. Ohne eine Bindung zu dem Tier zu haben, ist es dem Team nicht möglich, ihn mitzunehmen, wenn sie mit den anderen Hunden in den gemeinsamen Auslauf auf den weitläufigen, eingezäunten Feldern rund um das Tierheim gehen.
Ohne Training ist Nitro zu einem Dasein im Zwinger verdammt. So beginnt Javier, ein ehrenamtlicher Helfer, sich intensiv um Nitros Vertrauen zu bemühen. Zunächst sitzt er lange vor dem Zwinger des Hundes, damit dieser sich an seine Anwesenheit gewöhnt. Es folgen wochenlange Besuche im Zwinger, bis er sich Nitro nach Monaten schließlich nähern kann, zunächst noch ohne den Vierbeiner anzufassen.
„Jedes Tier soll die Chance bekommen, das Tierheim wieder verlassen zu können, auch wenn das mit viel Aufwand verbunden ist.“
Javier arbeitet in jeder freien Minute mit Nitro und so lässt sich der ängstliche Hund schließlich irgendwann von dem Tierschützer anfassen. 2021 kann ihm Javier Geschirr, Halsband und Leine anziehen und auf dem Tierheimgelände mit ihm spazieren gehen – nach zwei Jahren geduldigem Training. Andere hätten in dieser langen Zeit wohl schon längst aufgegeben.
Insgesamt drei Jahre arbeitet das Team des spanischen Tierheims daran, Nitro für eine mögliche Vermittlung vorzubereiten. Mehrfach wägen sie ab, ob Nitro die Reise nach Deutschland antreten könne. Schlussendlich ist Javier jedoch der Meinung, dass er Nitro alles beigebracht hat, was ihm möglich war und Nitros neue Familie mit viel Geduld einen tollen Hund bekommt.
Doch werden sich auch die richtigen Adoptant:innen für Nitro finden? Dass die Chancen auf ein Zuhause für einen ängstlichen, großen, schwarzen Hund gleich null sind, wissen die Tierschützenden leider aus Erfahrung. Doch Mensch und Tier geben die Hoffnung nicht auf.
Und das Durchhalten soll sich lohnen! 2022 wendet sich das Blatt für Nitro endlich: Er erhält ein Adoptionsangebot aus Deutschland. Nach der Erledigung aller erforderlichen bürokratischen Formalitäten steht einer offiziellen Adoption nichts mehr im Weg.
Nitro, der sich zwischenzeitlich Stück für Stück weiterentwickelt und endlich Vertrauen gefasst hat, ist soweit! Im Oktober 2022 reist der Galgo aus Spanien nach Deutschland und sein neues Leben beginnt. Für Tierschützer Javier ist es nicht einfach, seinen Schützling ziehen zu lassen, aber die Freude, dass Nitro nun ein artgerechtes Leben führen darf, überwiegt.
Eine Zukunft für unvermittelbare Galgos
Nicht alle Galgos erleben ein Happy End wie Nitro. Die negativen Erfahrungen, die viele von ihnen in ihrer Vergangenheit machen mussten, haben zu tiefe Spuren hinterlassen. Eine Vermittlung in einen gewöhnlichen Haushalt ist in solchen Fällen nicht im Sinne von Mensch und Tier.
So lautet auch das Fazit im Fall von Galgo Sayhan. der im Dezember 2018 mit einem offenen, stark entzündeten Bruch in die Obhut einer spanischen Tierschützerin kommt.
„Sayhan hat einfach in seinem Leben zu viel durchgemacht. Es hat zwei Jahre täglichen Kontakts gedauert, bis er ein vertrauensvolles Verhältnis mit seinen Pflegern eingegangen ist.“
Obwohl Sayhan mit seinem Aussehen großes Potenzial für eine Vermittlung hätte, gilt er aufgrund seines Verhaltens als unvermittelbar. Foto: Vergiss mich nicht Tiernothilfe e. V.
Auch wenn Sayhan inzwischen etwas Vertrauen zu seinen festen Bezugspersonen im Tierheim gefasst hat, kippt sein sanftes Gemüt in Situationen, in denen er Todesangst hat, und er zeigt seine Zähne. Ihn zu vermitteln ist aus Sicht des erfahrenen Teams ausgeschlossen.
Wenn auch nicht in einem eigenen Zuhause, sollen Hunde wie Sayhan in Tierheimen die Chance auf eine Zukunft kriegen. So wird unter anderem Sayhan seit Jahren von Vergiss mich nicht Tiernothilfe e. V. finanziell in den Grundkosten unterstützt, um ihm eine sichere Versorgung und eine geschützte Unterkunft zu ermöglichen.
VETO hilft durch Geld-Prämie
Um Tierschutzvereinen wie Vergiss mich nicht Tiernothilfe e. V. und ihren europaweiten Partnertierheimen finanziell unter die Arme zu greifen und ihre so wichtige Arbeit für Tiere wie Nitro und Sayhan zu ermöglichen, stellen wir von VETO den uns angeschlossenen Tierschutzvereinen eine Geld-Prämie zur Verfügung.
„Hilfe für Galgos in Not ist viel mehr als eine Spendenaktion, es ist für uns eine Kampagne die nachhaltig an verschiedenen Bedarfspunkten im Tierschutz ansetzt und langfristig hilft!“
Durch die Teilnahme an unserer Spendenaktion Hilfe für Galgos in Not im Frühjahr 2022 belief sich die Geld-Prämie für Vergiss mich nicht Tiernothilfe e. V. auf 950 Euro, die in die Versorgung von Nitro und Sayhan flossen. Wir sind froh, dass wir auf diese Weise einen Beitrag leisten können, damit Tierheime für unvermittelbare Vierbeiner auch dauerhaft einen sicheren Ort der Zuflucht bilden.