Magazin · Hunde-Ratgeber · 11. Mai 2023 · 8 Min. Lesezeit
Hitzschlag beim Hund: Symptome erkennen, Erste-Hilfe-Maßnahmen und Überhitzung verhindern
Schnell und richtig handeln im Notfall! Lies mehr über die Ursachen und Anzeichen eines Hitzschlags beim Hund. Erfahre, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden sollten und wie du deinen Hund vor Überhitzung schützt.
Bei steigenden Temperaturen ist die Gefahr eines Hitzschlags für Hunde groß. Foto: Shutterstock
Hitzschlag beim Hund: akute Lebensgefahr
Der Sommer ist eine wunderbare Jahreszeit, um mit dem Hund Ausflüge zu machen und Zeit im Freien zu verbringen. Doch die Hitze kann für Hunde sehr belastend sein und zu einem potenziell lebensbedrohlichen Zustand führen – dem Hitzschlag. Die Gefahr einer Überhitzung wird schnell unterschätzt: Ein ausgelassenes Spiel mit dem Hundekumpel in der Mittagshitze oder wenige Minuten, die ein Hund im Auto verbringt, können jedoch schlimm enden. Ein Hitzschlag kann sehr plötzlich auftreten und erfordert schnelle Maßnahmen, um das Leben des Hundes zu retten. Denn je schneller gehandelt wird, desto höher sind die Überlebenschancen des Hundes.
Hitzschlag oder Sonnenstich bei Hunden: Wie kommt es dazu?
Ein Hitzschlag tritt bei Hunden auf, wenn der Körper des Hundes überhitzt und nicht mehr in der Lage ist, sich selbst abzukühlen. Die Körpertemperatur steigt beispielsweise aufgrund von hoher Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit oder durch Überanstrengung zu schnell an und kann nicht mehr durch normale körpereigene Mechanismen wie Hecheln reguliert werden. Bei einem Hitzschlag steigt die Körpertemperatur auf über 40 Grad Celsius, der Hund trocknet aus und kann Schäden am Gehirn und anderen Organen erleiden.
Auch ein Sonnenstich kann bei Hunden auftreten, wenn sie direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind und ihr Kopf oder Nacken überhitzt wird. Die Auswirkungen eines Sonnenstichs können auch erst einige Zeit nach dem Sonnenbad auftreten. Die Hitze reizt die Hirnhäute und verursacht Kopfschmerzen oder Übelkeit beim Hund. Ein Hitzschlag betrifft hingegen den ganzen Körper und kann ohne Behandlung zum Herz- oder Atemstillstand führen.
Können Hunde schwitzen?
Hunde besitzen zwar Schweißdrüsen, können aber im Gegensatz zu Menschen darüber ihre Körpertemperatur nicht regulieren. Sichtbar schwitzen sie nur an den Pfoten. Stattdessen erfolgt die Thermoregulation bei Hunden hauptsächlich durch Hecheln.
Hecheln hilft nicht mehr: Beim Hitzschlag ist der Hund nicht mehr fähig seinen Körper zu kühlen. Foto: Shutterstock
Hitzschlag-Anzeichen erkennen: Symptome des Hundes
Wenn ein Hund überhitzt, unterscheiden sich die Anzeichen je nach Schwere und Dauer der Überhitzung. Erste Anzeichen können starkes Hecheln, eine schwere Atmung und hohe Atemfrequenz sowie verstärkter Speichelfluss sein. Der Hund ist unruhig und streckt den Hals. Die Schleimhäute sind zu Beginn noch stark gerötet. Durchfall und Erbrechen können auftreten, der Hund wirkt vielleicht teilnahmslos oder taumelt benommen. Weitere Symptome eines Hitzschlags sind Herzrasen, eine erhöhte Körpertemperatur, Bewegungsstörungen bis zu Krampfanfällen. Gelingt es dem Hund nicht, sich abzukühlen, führt die Überhitzung zum Kreislaufkollaps. Die Schleimhäute sind dabei trocken und blass, der Hund verliert das Bewusstsein und fällt möglicherweise ins Koma.
Symptome im Überblick:
- Ausgeprägtes Hecheln
- Starker Speichelfluss
- Hohe Atemfrequenz, schwere und zunehmend flachere Atmung
- Anfangs hochrote Schleimhäute, später blass bis bläulich
- Herzrasen, erhöhter Puls
- Erhöhte Körpertemperatur
- Durchfall und Erbrechen
- Bewegungsstörungen, Gleichgewichtsprobleme
- Teilnahmslosigkeit
- Krampfanfälle
- Kollaps, Bewusstlosigkeit
Körpertemperatur beim Hund
Die normale Körpertemperatur von Hunden liegt zwischen 37,5 und 39 Grad Celsius, bei Welpen bis zu 39,5 Grad. Eine Körpertemperatur von über 41 Grad Celsius ist für Hunde lebensbedrohlich und kann zu schweren Organschäden oder zum Tod führen.
Erste-Hilfe-Maßnahmen, wenn der Hund überhitzt
Am wichtigsten ist es, die Körpertemperatur zu senken. Am besten macht man den Hund dafür nass, allerdings nicht zu stark und nicht zu schnell. Die Tierärztliche Hochschule Hannover empfiehlt, Hunde mit lauwarmem bis leicht kaltem Wasser zu benetzen und gegebenenfalls Eispacks in die Achsel und den Lendenbereich zu legen. Hier liegen die großen Gefäße sehr oberflächlich und die Kühlung kann gut aufgenommen und in den Körper geleitet werden. Man sollte kein eiskaltes Wasser verwenden, da dies zu einer Verengung der Gefäße führt und die Hitze dadurch nicht gut vom Körper abgegeben wird.
Was tun bei Hitzschlag:
- Hund an einen kühlen Ort bringen
- Kühlung an den Pfoten beginnen
- Das Fell langsam nass machen (lauwarmes bis leicht kaltes Wasser)
- Wasser anbieten, wenn ansprechbar
- In Tücher gewickelte Eispacks in Achsel und Lendenbereich legen
- Wenn vorhanden: Ventilator oder Lüftung aufdrehen
- Schnellstmöglich Tierarztpraxis aufsuchen, Lebensgefahr!
Die Kühlung sollte rechtzeitig beendet werden, wenn die Tiere eine innere Körpertemperatur von 39,4 Grad Celsius (rektal gemessen) aufweisen. Durch die ergriffenen Maßnahmen kann es passieren, dass die Temperatur sogar zu tief sinkt und der geschwächte Hundekörper nicht mehr allein gegenregulieren kann.
Achtung! Diese Maßnahmen solltest du nicht anwenden:
Beim Kühlen ist die Gefahr des erneuten Hitzestaus zu beachten, die Temperatur muss an die Umgebung abgeleitet werden können. Nasse Decken auf dem Hund oder Fahrten in Transportboxen im Auto können darum die Symptome erneut verschlechtern.
- Lege darum keine nassen Handtücher auf den Hund, da sie die Hitze stauen können und der Hund dadurch nicht gekühlt, sondern wieder gewärmt wird.
- Bewusstlosem Hund kein Wasser einflößen. Das Wasser kann in die Lunge geraten und der kollabierte Hund ersticken.
- Das Benetzen der Pfoten mit (medizinischem) Alkohol ist nicht hilfreich. Es gibt keinen nachgewiesenen Vorteil und bei einer möglicherweise erforderlichen Reanimation durch Elektroschocks könnte das Fell des Hundes zu brennen beginnen.
Folgen eines Hitzschlags vermeiden
Ein Hitzschlag ist immer ein medizinischer Notfall und bedarf sofortiger tierärztlicher Behandlung. Auch nach einer augenscheinlichen Stabilisierung und Verbesserung des Zustands können verzögert Probleme durch die Überhitzung auftreten. Blutgerinnungsstörungen oder Nierenversagen können die Spätfolgen sein.
Ein Hitzschlag ist lebensgefährlich und ein Hund sollte auch beim Verdacht beim Tierarzt oder der Tierärztin vorgestellt werden. Die Behandlung kann möglicherweise sein Leben retten.
Welche Hunde sind besonders gefährdet?
Hunde mit kurzen Schnauzen sind aufgrund ihrer eingeschränkten Fähigkeit zu hecheln besonders gefährdet, einen Hitzschlag zu erleiden. Brachyzephale Hunderassen wie Möpse, Boxer, Bulldoggen und verwandte Rassen sollten darum besonders vor Hitze geschützt werden, da sie über ihre Atemwege die Temperatur nur schlecht regulieren können. Verengungen der Nasenlöcher, Kehlkopf oder Luftröhre durch verdickte Gaumensegel oder Schleimhäute erschweren den Luftstrom und verhindern eine ausreichende Abkühlung.
Durch ihre Nähe zum erhitzten Boden haben es auch kleine und kurzbeinige Hunderassen wie Dackel oder Jack Russel Terrier schwer, sich ausreichend vor Hitze zu schützen.
Ältere und übergewichtige Hunde haben oft eine geringere körperliche Belastbarkeit und sind daher anfälliger für Hitzeerschöpfung und Hitzschläge. Ältere Hunde haben möglicherweise auch Vorerkrankungen, die ihre Fähigkeit, mit Wärme umzugehen, beeinträchtigen können. Übergewichtige Hunde haben oft eine schlechtere Thermoregulation und können aufgrund von zusätzlichem Fettgewebe Schwierigkeiten haben, ihre Körpertemperatur zu regulieren.
Doch auch Malinois, Golden Retriever und Labradore gehören zu den Hunderassen, die aufgrund eines häufig hohen Energieniveaus besonders gefährdet sind, einen Hitzschlag zu erleiden. Diese Rassen neigen zu hoher körperlicher Aktivität und können sich schnell überhitzen, wenn sie bei heißem Wetter übermäßig aktiv sind und ihre körperliche Belastungsgrenze überschreiten.
Kurzschnäuzige Rassen wie Mops, Bulldogge und andere brachyzephale Hunde sind besonders gefährdet. Foto: Shutterstock.
Überhitzung vermeiden – so beugst du vor
Es ist wichtig, dass Hunde bei heißem Wetter immer ausreichend Wasser und Schatten zur Verfügung haben und körperliche Anstrengungen vermieden werden, um das Risiko eines Hitzschlags oder Sonnenstichs zu reduzieren. Durch Adrenalinausschüttung kann es dazu kommen, dass ein Hund seine körperlichen Grenzen nicht wahrnimmt und auch ein vermeintlich ausgelassenes Spiel im Sommer zur Gefahr wird.
Die größte Gefahr ist jedoch das Zurücklassen im Auto. Bereits ab 20 Grad Celsius Außentemperatur kann es für den Hund im Auto gefährlich werden. Auch ein Schattenparkplatz oder leicht geöffnete Fenster bieten keinen ausreichenden Schutz: In kürzester Zeit wird das Auto zur Hitzefalle.
Hitzschlag vorbeugen:
- Lasse deinen Hund nicht im Auto zurück. Auch nicht kurz.
- Vermeide Spaziergänge in der Mittagshitze und lege die Gassirunden an heißen Tagen auf die Morgen- und Abendstunden.
- Nimm unterwegs immer ausreichend Wasser mit und achte auf heißen Untergrund.
- Vermeide körperliche Anstrengung für deinen Hund und animiere ihn nicht, wenn er im Schatten ruhen möchte.
- Nasenarbeit erhöht die Körpertemperatur in kurzer Zeit deutlich, vermeide diese Art der Auslastung bei hohen Temperaturen.
- Maulkörbe sollten ausreichend Platz zum tiefen Hecheln bieten.
- Ausreichend frisches Wasser im Haus und Garten bzw. Balkon bereitstellen.
- Die richtige Pflege des Hundefells sorgt für Schutz vor Kälte, Hitze und Sonnenbrand beim Hund.