Magazin · Hunde-Ratgeber · 05. August 2022 · 7 Min. Lesezeit
Hund wird nicht stubenrein? Ursachen & Training auch bei erwachsenen Hunden und Tierschutzhunden!
Dein Hund pinkelt in die Wohnung trotz Gassi gehen? Wird der eigene Hund einfach nicht stubenrein, kann das fürs Zusammenleben stark belastend werden. Erfahre, was mögliche Gründe für Unsauberkeit bei erwachsenen Hunden sind und wie du auch einen Tierschutzhund stubenrein bekommen kannst.
Auch ein erwachsener Hund kann noch stubenrein werden. Mit der passenden Herangehensweise und Geduld lernen auch ehemalige Straßenhunde ihr Geschäft draußen zu erledigen. Foto: Shutterstock
Einen erwachsenen Hund stubenrein bekommen – geht das?
Für Hunde ist es erstmal ganz natürlich, ihr Zuhause nicht zu verunreinigen. Wenn erwachsene Hunde in ein neues Zuhause ziehen, entwickeln sie darum manchmal sogar von allein eine Stubenreinheit. Ältere Hunde haben den Vorteil gegenüber Welpen, dass sie ihre Blase bereits kontrollieren können. Auch ein ehemaliger Straßenhund, der bereits mehrere Jahre alt ist, kann noch lernen, nicht in die Wohnung zu machen. Denn lernen ist bei Hunden wie beim Menschen bis ins hohe Alter möglich.
Lernen erfolgt für Hunde zunächst kontextspezifisch. Das heißt, dass ein Hund sich in einer unbekannten Situation an neue Regeln gewöhnen kann. Wenn du ein Stubenreinheits-Training mit einem erwachsenen Hund beginnst, ist das für ihn eine neue Lernerfahrung und damit ist der Erfolg auch möglich. Wichtig sind dennoch Geduld und Nachsicht, wenn dein Hund etwas länger braucht, um die neuen Regeln zu verinnerlichen.
So kannst du deinen Hund stubenrein bekommen
Dein Hund soll lernen, wo er sein Geschäft zu verrichten hat. Belohne ihn darum draußen immer, sobald er sich löst. Dadurch schaffst du für ihn eine positive Verknüpfung mit der Situation. Du kannst deinen Hund verbal loben, ihn streicheln oder ihm ein Leckerchen geben. Dein Hund lernt so, dass etwas Angenehmes folgt, wenn er draußen sein Geschäft macht.
Hilfreich ist außerdem, die Situation des Sich-Lösens mit einem Kommando zu belegen. Nutze dafür einen Begriff, den du immer genau in dem Moment sagst, beispielsweise „Pipi machen“. Durch das wiederholte Benennen kann dein Hund seine Handlung mit der Situation verknüpfen und wird auf das Kommando konditioniert. Wenn du ihn im Anschluss lobst, versteht er, dass er gerade etwas gut gemacht hat. Später kannst du das Kommando gezielt einsetzen, um ihm zu vermitteln, dass er sich jetzt lösen soll.
Diese Schritte helfen beim Training zur Stubenreinheit:
- Gehe häufige und kurze Gassirunden nur zum Pinkeln. Eine Routine an einen immer gleichen Ort in der Nähe deines Hauses und ohne Ablenkung ist hilfreich.
- Gehe immer raus, wenn es am wahrscheinlichsten ist, dass dein Hund sich lösen muss. Nach dem Essen, Ruhen, Schlafen oder Spielen ist die Chance hoch, dass dein Hund sich draußen erleichtern wird.
- Achte auf die Körpersprache deines Hundes: Wie kannst du erkennen, dass er raus muss? Manche Hunde drehen sich etwa im Kreis, werden unruhig oder laufen suchend durch die Wohnung.
- Bestrafe deinen Hund nicht, wenn er doch mal in die Wohnung macht. Es könnte sonst passieren, dass er sich vor dir fürchtet und darum heimlich in die Wohnung pinkelt oder sich auch draußen nicht mehr traut, in deiner Anwesenheit sein Geschäft zu machen.
- Wenn du siehst, wie dein Hund zuhause zum Lösen ansetzt, bring ihn sofort und ohne Aufregung nach draußen und lobe ihn, wenn er dort macht.
- Reinige die Stelle gründlich, wenn mal etwas daneben geht. Bleibender Geruch kann dazu führen, dass dein Hund immer wieder an diese Stelle macht. Verwende am besten spezielle Enzymreiniger gegen Urin, da Essigreiniger oder Putzmittel mit Ammoniak das Problem zusätzlich verstärken können.
Eine Gassi-Routine hilft deinem Hund zu verstehen, dass er sich draußen lösen soll. Foto: Shutterstock
Warum wird ein Hund nicht stubenrein?
Die meisten Hunde können in wenigen Wochen lernen, dass sie ihr Geschäft draußen verrichten sollen. In manchen Fällen ist die Situation jedoch komplexer. Es gibt viele Faktoren, die es einem Hund schwerer machen, stubenrein zu werden. Dazu gehören bereits gemachte Erfahrungen, die bisherigen, gewohnten Lebensumstände, gesundheitliche Probleme und auch psychische Belastungen wie Stress und Angst. Die häufigsten Gründe und mögliche Trainingsansätze findest du in den folgenden Abschnitten.
Situation 1: Tierschutz-Hund wird nicht stubenrein
Wenn du einen Hund aus dem Ausland adoptiert oder aus einem Tierheim bei dir vor Ort aufgenommen hast, kann es sein, dass er beim Einzug noch nicht stubenrein ist. Dein Hund hat es einfach noch nicht gelernt, dass pinkeln oder Kot absetzen in Wohnungen nicht richtig ist. Wenn dein Tierschutzhund beispielsweise aus dem Auslandstierschutz kommt, vielleicht aus einem Zwinger in einer Tötungsstation gerettet wurde, konnte er den Unterschied zwischen drinnen und draußen noch nicht kennenlernen. Ein ehemaliger Straßenhund konnte sein Geschäft bisher zudem jederzeit verrichten. Zwingerhunde mussten ihr Geschäft zudem auch oft dort verrichten, wo sie lebten. Einige Tierschutzhunde kennen auch keine Wiese unter ihren Pfoten. Weil sie es gewohnt sind, sich auf Fliesen oder Asphalt zu lösen, ist ihnen der harte Fußboden in einer Wohnung oftmals vertrauter als der Rasen im Park nebenan.
Trainingsansätze:
Um deinen Tierschutzhund stubenrein zu bekommen, kannst du ähnlich vorgehen wie bei einem Welpen. Dein Hund muss erstmal lernen, dass er sich nur draußen lösen soll. Gehe also regelmäßig und in kurzen Abständen auf möglichst reizarme Gassirunden. Achte darauf, deinen Hund nicht zu unterbrechen, wenn er sich löst. Zu starkes Loben kann besonders aufgeregte und ängstliche Hunde schnell ablenken. Ein sanftes Lob kann hier ausreichend sein, andere Hunde freuen sich hingegen, wenn du sie überschwänglich lobst und ihnen Leckerchen gibst.
Situation 2: Hund macht in die Wohnung trotz Gassi gehen
Wenn dein Hund in die Wohnung pinkelt, obwohl er draußen war, kann das an zu viel Aufregung während des Gassi-Gehens liegen. Gerade während der Eingewöhnung eines Tierschutzhundes sind die vielen neuen Eindrücke draußen überwältigend. Dein Hund ist vielleicht zu abgelenkt und vergisst schlicht, sich zu lösen. Auch Angst vor dem Spaziergang kann dazu führen, dass dein Hund draußen nicht entspannen kann und er sich lieber in der sicheren Wohnung erleichtert. Eine andere Möglichkeit ist, dass dein Hund sich nicht draußen löst um den Spaziergang nicht zu beenden. Wenn es immer direkt nach dem Pinkeln nach Hause geht, kann es sein, dass dein Hund die Zeit draußen zu verlängern versucht und seine Blase darum nicht richtig entleert.
Trainingsansätze:
In den oben genannten Fällen kann es helfen, den normalen Spaziergang und Pipi-Gang explizit zu trennen. Das Abkoppeln führt dazu, dass dein Hund unterscheiden lernt, worum es gerade geht. Aufregung, Spaß und neue Erlebnisse finden dann nur auf den längeren Spaziergängen statt. Die Gassigänge beim Stubenreinheitstraining gestaltest du immer gleich, so werden sie vorhersehbar. Wähle dafür eine möglichst kurze Route in einer reizarmen Umgebung, beispielsweise zu einer Wiese hinter deinem Haus. Ängstlichen und aufgeregten Hunden hilfst du so, einen Fokus auf das Sich-Lösen zu bekommen.
Auch wenn dein Hund sich absichtlich nicht löst, um weiter draußen zu bleiben und Spaß zu haben, wird er bald den Unterschied erkennen können. Hier solltest du den Pipi-Gang auch nicht so lange fortsetzen, bis dein Hund sein Geschäft gemacht hat. Gehe stattdessen bereits nach kurzer Zeit zuhause direkt wieder raus an dieselbe Stelle, damit er sich beim nächsten Anlauf erleichtern kann.
Manche Hunde kennen nur das Innere ihres Zwingers. Die Stubenreinheit müssen sie darum ganz neu lernen. Foto: VETO
Situation 3: Hund pinkelt in fremde Wohnung, obwohl er eigentlich stubenrein ist
Dein Hund pinkelt bei Freund:innen in die Wohnung, obwohl er bei dir eigentlich stubenrein ist? Das kann daran liegen, dass er die Stubenreinheit nicht generalisiert hat. Das bedeutet, er hat die Regel, bei dir nicht in die Wohnung zu machen, noch nicht auf andere Situationen übertragen. Besonders bei jüngeren Hunden mit wenig Erfahrungen kann es vorkommen, dass sie an neuen Orten noch nicht wissen, dass es dort auch nicht erlaubt ist, sich zu lösen. Auch kann Aufregung am neuen Ort dazu führen, dass die Blasenkontrolle schlechter funktioniert.
Trainingsansätze:
Damit dein Hund lernt, auch an anderen Orten als seinem bekannten Zuhause nicht zu pinkeln, kannst du ihm auch an neuen Orten das Prinzip von Drinnen und Draußen verständlich machen. Trainiere die Stubenreinheit mit ihm wie üblich, indem du am neuen Ort häufig zwischendurch mit ihm raus gehst und ihn dafür lobst, wenn er sich löst. Danach gehst du wieder rein. Dadurch lernt er den Unterschied von Wohnung und Draußen an mehreren Orten kennen. Mit diesen Erfahrungen kann dein Hund irgendwann verstehen, dass sich in Innenräumen nie gelöst wird.
Situation 4: Hund macht nachts in die Wohnung oder wenn er allein ist
Wenn dein Hund nur nachts in die Wohnung pinkelt oder wenn er allein ist, kann das auf Stress hindeuten. Vielleicht ist er erst ohne Menschen um ihn herum entspannt genug, sich richtig lösen zu können. Wenn er Probleme mit dem Alleinbleiben hat, kann das Wasserlassen ebenfalls eine Angst- oder Stressreaktion sein. Möglicherweise sind die Zeiten auch zu lang für ihn, um seinen Urin oder Kot einhalten zu können.
Trainingsansätze:
Als erstes sollte überprüft werden, ob die Zeit, in der dein Hund sich nicht lösen kann, einfach zu lang ist. Möglicherweise ist es auch bereits ausreichend, die Fütterungszeiten zu ändern. Wenn das nicht ausreicht, solltest du beim Training an anderer Stelle ansetzen. Denn dann ist nicht die fehlende Stubenreinheit das Kernproblem. Suche dir hier ruhig fachkundige Hilfe: Professionelle Hundetrainer:innen können einschätzen, was die Ursache dafür ist, warum dein Hund Stress empfindet und wie du ihm individuell helfen kannst.
Situation 5: Hund macht vor Freude in die Wohnung
Bei Besuch oder wenn du nach Hause kommst, pinkelt dein Hund vor Freude unter sich? Dieses Verhalten ist häufig bei Welpen zu beobachten und verschwindet häufig mit zunehmender Blasenkontrolle des Hundes von allein. Wenn dein Hund auch im Alter von über einem Jahr noch unter sich lässt, ist das ein Zeichen von größter Aufregung und meistens auch Überforderung. Er zeigt sich unterwürfig, indem er pinkelt.
Trainingsansätze:
Auch wenn dein Hund bei der Begrüßung mit dem Schwanz wedelt und er damit wirkt, als würde er sich besonders freuen, ist die Situation für ihn nicht nur angenehm. Um ihm zu helfen, braucht er deine Unterstützung in seiner Aufregung. Beuge dich zur Begrüßung niemals über ihn, sondern versuche die Situation möglichst ruhig zu gestalten. Wenig Aufmerksamkeit kann deinen aufgeregten Hund entlasten. Es kann darum auch nützlich sein, wenn er Besuch zunächst überhaupt nicht begrüßen kann. Dadurch lernt er, dass er es auch gar nicht muss. Wenn er beispielsweise eine Box hat, die er mag, kann er aus sicherer Entfernung an die Anwesenheit neuer Menschen gewöhnen. Ohne die Begrüßung lernt er, dass er nicht für diese Menschen zuständig ist. Das hilft ihm, nicht überfordert zu sein.
Wenn dein Hund in die Wohnung macht, solltest du ihn nie bestrafen. Das Problem kann sich dadurch deutlich verschlimmern. Foto: Shutterstock
Situation 6: Stubenreiner Hund pinkelt plötzlich in die Wohnung
Sollte dein Hund in die Wohnung machen, obwohl er eigentlich stubenrein ist, kann das gesundheitliche Ursachen haben. Wenn er etwa im Schlaf in sein Körbchen pinkelt ist das ein Zeichen dafür, dass dein Hund den Urin nicht halten konnte und ihm darum ein Missgeschick passiert ist. Die Gründe können vielfältig sein, beispielsweise Blasenentzündungen oder Nierenprobleme, ebenso kann eine Inkontinenz auch Folge einer Kastration bei Hunden sein.
Trainingsansätze:
Die tierärztliche Untersuchung ist der erste Schritt. Nur wenn gesundheitliche Gründe ausgeschlossen wurden, solltest du überlegen, ob sich etwas bei euch verändert haben könnte. Auch Hunde können psychische Belastungen empfinden und darum plötzlich unsauber werden. Wenn du dir unsicher bist, was zu Unsauberkeit geführt haben könnte, solltest du dir hier kompetente Hilfe bei einer Hundeschule deines Vertrauens suchen.
Situation 7: Alter Hund wird unsauber
Es gibt einige Hunde, die im Alter plötzlich wieder unsauber werden. Das Bindegewebe und die Muskulatur werden im Alter schwächer, Inkontinenz kann eine Folge sein. Wenn Hunde alt werden und in die Wohnung pinkeln, kann das auch auf eine beginnende Demenz hinweisen. Demenz bei Hunden geht mit einer schwächeren Impulskontrolle einher, dein Hund kann sich also deutlich weniger zusammenreißen und macht darum schneller in die Wohnung.
Trainingsansätze:
Wenn dein Hund an Inkontinenz leidet, ist ein gutes Management des Problems wichtig. Gehe häufig mit deinem Hund Gassi, damit die Missgeschicke in der Wohnung im kleinstmöglichen Rahmen bleiben. Ein dauerhafter Zugang zum Garten ist nützlich, wenn dein Hund seinen Harndrang noch spüren kann. Auch eine medikamentöse Behandlung kann die Symptome deutlich mildern.