Magazin · Hunde-Ratgeber · 29. JUNI 2022 · 6 Min. Lesezeit
Hunde aneinander gewöhnen: Ersthund und Tierschutz-Hund zusammenführen
Wer sich für einen Zweithund entscheidet, sollte sich erneut fragen: „Welcher Hund passt zu mir bzw. zu unserer Familie?“ und zusätzlich „Welcher Hund passt zu meinem Ersthund?". Damit das Zusammenführen gelingt, kannst du schon vorher einige Tipps beachten und dich gut vorbereiten.
Ein Haushalt mit mehreren Vierbeinern kann eine Bereicherung für Mensch und Tier sein. Dabei gilt es jedoch einiges zu beachten. Foto: Shutterstock
Wenn ein zweiter Hund ins Haus kommt, sollte die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen werden. Eine unpassende Wahl kann für den ersten Hund, den Zweithund oder letztendlich für alle Beteiligten unangenehm werden. Im schlimmsten Fall verstehen sich beide Hunde nicht, attackieren sich und der Traum vom Zweithund platzt. Auch die Zusammenführung der Hunde lässt sich planen, damit die Chance auf ein harmonisches Zusammenleben steigt.
Welcher Zweithund passt zum Ersthund?
Die richtige Auswahl des neuen Familienmitglieds ist entscheidend für ein entspanntes Zusammenleben. Auch Hunde haben Vorlieben bei der Wahl ihrer Vierbeiner-Freunde. Achte also darauf, ob es bestimmte wiederkehrende Eigenschaften bei den Hunden gibt, mit denen dein Hund sich bereits gut versteht.
Veranlagung und Eigenschaften
Wenn außerdem ähnliche rassespezifische Veranlagungen vorliegen wie zum Beispiel bei Retrievern, Hütehunden oder Settern und Mischlingen dieser Rassen, können Hunde bei gemeinsamen Aktivitäten besonders leicht Freundschaften schließen. Auch ist das Spielverhalten in der Regel kompatibler. Bedenke aber auch: Weniger erwünschte Verhaltensweisen können sich auch übertragen und durch einen Zweithund verstärkt werden. Ein gutes Training ist hier unverzichtbar.
Das Aussehen
Hunde, die ähnliche Eigenschaften im Aussehen aufweisen, kommen häufig besonders gut miteinander aus. Das liegt daran, dass sie bereits im Welpenalter durch ihre Elterntiere und Geschwister auf ein bestimmtes Äußeres geprägt sind und darum die Kommunikation besonders gut funktioniert. Sehr unterschiedliche Hundetypen wie Husky und Mops können dagegen tatsächlich Schwierigkeiten in der Verständigung haben.
Das Temperament
Bei der Auswahl des passenden Zweithundes sind nicht nur die Gemeinsamkeiten wichtig, auch Unterschiede können dabei helfen, damit Hunde harmonisch zusammenleben. Hat dein Ersthund beispielsweise ein recht hohes Energieniveau und ist sehr temperamentvoll und aufgedreht, kann ein besonnener, gemütlicher Hund seine Gelassenheit und Ruhe auf ihn übertragen. Dabei solltest du trotzdem beachten, dass die Unterschiede auch nicht zu groß sein sollten. Ein sensibler, zurückhaltender Hund würde beispielsweise mit einem sehr selbstbewussten und körperlich agierendem Junghund nicht glücklich werden.
Das Alter
Ein erwachsener Hund ab vier oder fünf Jahren ist im besten Alter, mit einem Welpen oder Junghund aus dem Tierschutz zusammenzuleben. Er ist so weit entwickelt und gefestigt, ihm bestenfalls ein Vorbild zu sein. Der Altersunterschied sollte also nicht zu klein sein. Wenn Hunde alt werden, benötigen sie häufig mehr Ruhe. Dabei könnte ein Welpe zu viel Stress bedeuten. Der Altersunterschied sollte also auch nicht zu groß sein. Manche Hunde blühen allerdings im Alter nochmal richtig auf, wenn sie sich um einen Welpen kümmern können. Achte also darauf, was dein Hund dir signalisiert, wenn du ihn im Umgang mit anderen Altersklassen beobachtest.
Viele Gemeinsamkeiten erhöhen auch bei Hunden die Chance auf ein glückliches Zusammenleben. Foto: Shutterstock
Ersthund und Tierschutzhund zusammenführen – darauf kannst du achten
Wenn du den neuen Hund bereits vor seiner Adoption auf einer Pflegestelle oder im Tierheim kennenlernen konntest, kannst du vor seinem Einzug eine Decke von ihm mit nach Hause nehmen. So kannst du deinen Hund mit dem Geruch des neuen vierbeinigen Mitbewohners bereits bekannt machen. Gleichzeitig kannst du vielleicht auch eine Decke mit dem Geruch deines Hundes an die Pflegestelle weitergeben.
Damit das erste Treffen vom Ersthund mit dem neuen Vierbeiner gelingt, kannst du mit etwas Vorbereitung Konflikte vermeiden. Ein Zusammenführen auf neutralem Boden ist empfehlenswert, da so keiner der Hunde Ansprüche auf sein Territorium erheben und den jeweils anderen Hund als Bedrohung wahrnehmen könnte. Wenn dein Hund zu Territorialverhalten neigt, könnte dabei auch eine bekannte Wiese auf deiner Standard-Gassirunde ungeeignet sein. Achte auch darauf, dass keine weiteren Hunde anwesend sind, damit die Begegnung nicht gestört wird.
Der Erstkontakt mit dem neuen Hund
Oft ist es hilfreich, gleich zu Beginn einen gemeinsamen Spaziergang zu starten und einen direkten Kontakt zwischen den Hunden erst nach einigen Minuten gemeinsamen Laufens zu erlauben. Die Hunde können auch ohne unmittelbaren Kontakt den Geruch und die Stimmung des anderen Hundes aufnehmen und sich so schon an die Anwesenheit des anderen gewöhnen. Auch mögliche Spannung wird in der Bewegung leichter abgebaut. Ein zügiges Tempo unterstützt den Spannungsabbau.
In der Wohnung solltest du die Spielzeuge und Kausachen deines Ersthundes wegräumen. So vermeidest du, dass gleich zu Beginn Streit um sogenannte Ressourcen aufkommt. Weise beiden Hunden auch einen eigenen Platz zu, auf dem sie sich zurückziehen und zur Ruhe kommen können. Wenn im Zusammenleben eindeutige Strukturen und Regeln gelten, schafft das Sicherheit. So können sich deine Hunde leichter entspannen.
Im gemeinsamen Spiel wächst der Zusammenhalt zwischen Ersthund und Zweithund. Foto: Shutterstock
Was hilft, damit sich die Hunde miteinander anfreunden?
Gemeinsame Aktivität und Erfolge schaffen Nähe und Vertrauen. Wenn Hunde zusammen Herausforderungen bewältigen, schweißt sie das zusammen. Besonders wichtig sind dabei die gemeinsamen Spaziergänge. Unterwegs kannst du beispielsweise kleine Aufgaben einbauen und mit deinen beiden Hunden gemeinsam über Baumstämme klettern, kleine Bäche durchqueren oder auch einfach zusammen die Umgebung erkunden. Drehe zum Beispiel eine spannende Holzwurzel um und lasse die Hunde gemeinsam schnuppern. Oder finde eine tolle Stelle im Wald, wo nach Lust und Laune gemeinsam gebuddelt werden kann. Sei dabei aber zunächst vorsichtig mit Futterspielen, denn viele Hunde verteidigen ihr Futter vor Artgenossen.
Wie lange dauert es, bis sich Hunde aneinander gewöhnen?
Eine Faustformel gibt es nicht, da jeder Hund anders ist, eigene Themen mitbringt und sich im eigenen Tempo entwickelt. Gerade bei der Eingewöhnung von Hunden aus dem Tierschutz kann es manchmal etwas länger dauern, bis sie sich im neuen Zuhause sicher fühlen und richtig auftauen. Ein sozialer und umweltsicherer Ersthund ist natürlich eine gute Unterstützung für den zweiten Hund.
Mit der Zeit kommt das Vertrauen und die Freundschaft kann wachsen. Foto: Shutterstock
Was tun, wenn der Ersthund sich nicht mit dem zweiten Hund versteht?
Wenn deine Hunde sich nicht verstehen und du nicht sicher bist, ob du die Konfliktursachen richtig deuten und trainieren kannst, solltest du immer professionellen Rat suchen. Damit vermeidest du, dass sich Probleme festigen, zuspitzen und die Hunde sich sogar gegenseitig verletzen. Das passende Hundetraining hilft dir dabei zu verstehen, welche Dynamiken zwischen deinen Hunden entstehen und an welchen Punkten du ansetzen kannst, damit zwischen beiden Hunden ein klares Verhältnis entsteht.
Es kann nötig sein, Auseinandersetzungen in einem kontrollierten Rahmen laufen zu lassen, damit deine Hunde ihre Konflikte austragen und klären können. Erfahrene Trainer:innen können die körpersprachlichen Signale deuten und einschätzen, ob ein Verhalten angemessen ist oder ob die Situation abgebrochen werden sollte. Viele Konflikte zwischen zwei Artgenossen in einem Haushalt lassen sich langfristig klären, so dass einem harmonischen Zusammenleben nichts im Wege steht