Magazin · Hunde-Ratgeber · 20. Februar 2024 · 5 Min. Lesezeit
Maulkorb für den Hund: Vorteile, Arten und Training
Häufig wird der Maulkorb mit etwas Negativem assoziiert. Dabei kann es in vielen Situationen von Vorteil sein, wenn dein Hund an den Maulkorb gewöhnt ist. Erfahre hier einige gute Gründe für Maulkörbe, welche verschiedenen Arten es gibt und wie du deinen Hund an das Tragen eines Maulkorbes gewöhnen kannst.
Bei vielen Menschen löst ein Hund mit Maulkorb Ängste aus. Dabei gibt es viele Gründe für das Tragen eines Korbes. Foto: Shutterstock
Der Hund ist sicherlich aggressiv, wurde nicht richtig erzogen und ist für Tier und Mensch gefährlich: Noch immer sind Maulkörbe häufig mit negativen Assoziationen behaftet. Und Hunde, die einen Maulkorb tragen, werden schnell als sozial unverträglich abgestempelt. Stattdessen sollten Maulkörbe als etwas Positives angesehen werden. Denn sie schützen andere Menschen und Hunde oder deinen Hund selbst und können in einer Vielzahl von Situationen von Vorteil sein.
Welche Vorteile und Gründe für einen Maulkorb beim Hund gibt es?
Die Entscheidung für einen Maulkorb kann aus einer Vielzahl an Gründen getroffen werden. Dass ein Hund einen Maulkorb trägt, muss nicht bedeuten, dass von ihm eine Gefahr für Artgenossen oder Menschen ausgeht.
Einige Hundehalter:innen greifen beispielsweise zu einem Maulkorb, da ihr Vierbeiner beim Spaziergang gerne einmal etwas aufnimmt, was er nicht sollte. Durch diese Präventivmaßnahme kann verhindert werden, dass der Hund etwa durch die Hinterlassenschaften von Wildtieren von Parasiten befallen wird. Im äußersten Fall kann ein Maulkorb schwere Verletzungen verhindern oder gar das Leben retten, wenn der Hund vom Fressen eines Giftköders abgehalten wird.
Auch in bestimmten Stresssituationen kann es ratsam sein, dem Hund einen Maulkorb anzulegen. So rät etwa der Bundesverband praktizierender Tierärzte e. V. in Notfallsituationen, vor eingehenden Untersuchungen und vor dem Transport einen Maulkorb anzulegen, da verletzte oder unter Schock stehende Hunde unkontrolliert zubeißen könnten.
Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V. weist hierbei auf einen weiteren Vorteil für das Tragen eines Maulkorbes bei medizinischen Behandlungen hin. Nicht nur werden in Situationen, in denen der Hund in solch einen reflexartig gesteuerten Selbstschutzmechanismus verfällt, sämtliche Personen, die den Hund behandeln, vor Schäden bewahrt. Mit einem gut gesicherten Hund ist zudem ein zügigeres Arbeiten bei gleichzeitig sichererem und entspanntem Auftreten der beteiligten Menschen möglich. Und so wird die mit der Behandlung möglicherweise einhergehende Stressphase für das Tier verkürzt.
Es wird daher empfohlen, auch immer einen passenden Maulkorb in der Notfallapotheke aufzubewahren. Auch bei Verletzungen kann ein Maulkorb anstatt eines Trichters als Leckschutz genutzt werden.
Gibt es eine Maulkorbpflicht?
Die Anwendung eines Maulkorbs kann in bestimmten Situationen für Hundehalter:innen auch verpflichtend sein. Eine einheitliche Regelung innerhalb Deutschlands gibt es nicht – die individuellen Regelungen werden von den Bundesländern und teilweise von den einzelnen Gemeinden festgelegt. In einigen Bundesländern gilt für bestimmte Hunderassen eine generelle Maulkorbpflicht.
Unter anderem für Halter:innen großer Terrier-Rassen, wie Pitbull oder American Staffordshire Terrier, kann die Verwendung eines Maulkorbs verpflichtend sein. Foto: Shutterstock
In Nordrhein-Westfalen beispielsweise ist außerhalb des eigenen Grundstücks Hunden der Rassen Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier, Bullterrier sowie den entsprechenden Mischlingen ein Maulkorb anzulegen. Lediglich durch eine bestimmte Verhaltensprüfung durch die entsprechenden Behörden kann die Maulkorbpflicht hier entfallen.
Auch im öffentlichen Nahverkehr besteht für Hunde oftmals eine Maulkorbpflicht. Da es auch hier keine einheitlichen Regelungen gibt, solltest du dich am besten vor der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel über die Richtlinien in der jeweiligen Stadt informieren.
Metall, Biothane und Co.: Unterschiedliche Arten von Maulkörben
Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an Maulkörben. Jede Maulkorbart hat ihre Vor- und Nachteile und ist dementsprechend für die unterschiedlichen Zwecke besser oder schlechter geeignet. Besteht bei deinem Hund etwa Beschädigungsabsicht, sind Maulkörbe aus Hartgummi oder Metall am besten geeignet.
Wenn du einen Allesfresser hast, den du vor Giftködern schützen möchtest, wäre beispielsweise ein Kunststoff-Maulkorb passend. Denn meistens haben sie einen speziellen Einsatz, den man in den Korb schieben kann – den sogenannten Fressschutz. Auch bei Maulkörben aus Biothane ist ein solcher Fressschutz teilweise eingearbeitet.
Letztere sowie Maulkörbe aus Leder sind auch für Hunde geeignet, die in öffentlichen Verkehrsmitteln einen Korb tragen müssen.
Wie sitzt der Maulkorb beim Hund richtig?
Damit der Maulkorb deinen Hund nicht einschränkt, nichts weh tut und er mit ihm gut atmen, hecheln und trinken kann, ist die richtige Größe des Korbes enorm wichtig.
Um diese zu ermitteln, solltest du die Schnauze deines Hundes genau ausmessen – sowohl Schnauzenlänge, Breite und Umfang als auch Schnauzenhöhe in geschlossenem und hechelndem Zustand. In der Regel geben die herstellenden Firmen die jeweiligen Innenmaße des Maulkorbes an. Bei diesen findest du häufig auch genaue Messanleitungen, um die richtige Größe des jeweiligen Modells zu ermitteln. Für einen perfekten Sitz besteht auch die Möglichkeit, einen Maulkorb nach Maß anfertigen lassen.
Der Maulkorb sollte deinem Hund nicht in die Augen rutschen und das Sehen beeinträchtigen. Er darf nicht so groß sein, dass dein Hund ihn abstreifen kann, aber auch nicht zu eng, damit auf keinen Fall die Atmung beeinträchtigt ist. Generell sollte der Maulkorb für den Hund angenehm zu tragen sein. In der Regel sind die Körbe auch mit einem Nasenpolster aus Filz oder ähnlichen weichen Materialen ausgestattet. Mit diesem wird verhindert, dass der Maulkorb am Nasenrücken reibt.
Darauf solltest du beim Ausmessen und Anprobieren des Maulkorbes achten:
- Zwischen Augen und Maulkorb sollten circa 0,5 bis 2 Zentimeter Platz sein
- Prüfe, dass der Korb auch an den Ohren nicht einschneidet oder reibt
- Zwischen Schnauze und Maulkorb sollten im vorderen Bereich bei kleinen Hunden 0,5 bis 1 Zentimeter, bei großen Hunden 1 bis 2 Zentimeter Luft sein
- Für uneingeschränktes Hecheln und Trinken sollten beim Schnauzenumfang unbedingt Zugaben gemacht werden. Es wird empfohlen, 30 bis 40 Prozent des Schnauzenumfangs dazu zu addieren.
Bei der Größe des Maulkorbes ist darauf zu achten, dass der Hund uneingeschränkt atmen, hecheln und trinken kann. Foto: Shutterstock
Unerlässlich: Hund an das Tragen eines Maulkorbes gewöhnen
Dein Hund sollte den Maulkorb mit etwas Positivem verknüpfen und auf lange Sicht sollte das Tragen des Korbs für ihn selbstverständlich werden. Daher ist es wichtig, ihn langsam an den Maulkorb zu gewöhnen. Du solltest dir und deinem Hund genügend Zeit für die Gewöhnung an den Maulkorb einräumen, und den Hund in kleinen Schritten an das Tragen eines Korbs heranführen.
Es gibt viele Möglichkeiten, den Hund an das Tragen des Maulkorbes zu gewöhnen. Du kannst beispielsweise beginnen, indem du ein besonderes Leckerli, wie etwa Leberwurstpaste, in den vorderen Bereich des Maulkorbes streichst. Alternativ kannst du auch die Tube in den Maulkorb stecken, während du ihn in der Hand hältst. Du zeigst deinem Hund so, dass es etwas Leckeres gibt, wenn er die Schnauze in den Maulkorb führt. Wenn er dies tut, bestätige deinen Hund mit eurem Markerwort und beispielsweise dem Kommando „Maulkorb“.
Dieser erste Schritt sollte mehrere Male wiederholt werden, gerne mehrmals am Tag. Entferne den Maulkorb stets bevor der Hund es tut.
Wenn dein Hund die Schnauze bereits gerne in den Maulkorb steckt, kannst du ein Leckerli in den vorderen Bereich des Korbes klemmen. Alternativ kannst du auch die Leberwurst-Tube vor den Maulkorb halten und langsam draufdrücken. Da sich dein Hund nicht sofort das Leckerli oder die Leberwurst schnappen kann, lernt er, seine Schnauze länger in den Maulkorb zu stecken.
Mit regelmäßigem Training sollte dein Hund nach einigen Tagen gerne die Schnauze länger in den Maulkorb stecken. Dann kannst du die Riemen vorsichtig über den Hinterkopf legen, festhalten und einen kurzen Moment warten während du deinen Hund belohnst. Anschließend kannst du die Riemen wieder lösen. Auch diesen Schritt solltest du so lange üben, bis dein Hund dabei entspannt bleibt und das Umlegen zur Selbstverständlichkeit wird.
Als nächstes kannst du ein paar Schritte mit deinem Hund gehen, während du den Maulkorb mit den Riemen festhältst. Vor ihm wartet dann wieder ein Leckerli.
Wenn das gut funktioniert, kannst du anfangen, den Maulkorb für einen kurzen Moment zu schließen und mit deinem Hund ein paar Schritte nach vorne zu gehen. Danach öffnest du den Maulkorb wieder und wiederholst die Übung.
Stück für Stück wird dann die Tragedauer zuhause erhöht. Wenn du und dein Hund euch zuhause sicher seid, kann auch draußen mit dem Maulkorbtraining begonnen werden. Auch hier solltest du wieder mit dem ersten Schritt beginnen. Erst nach und nach wird dann auch draußen die Tragedauer gesteigert. Stelle dabei stets sicher, dass sich dein Hund wohlfühlt. Denn nur so wird er den Maulkorb im Endeffekt gut finden und ihn als Selbstverständlichkeit ansehen.