Magazin · Hunde-Ratgeber · 14. Mai 2022 · 8 Min. Lesezeit
Tierschutz-Hund aus dem Ausland eingewöhnen – Die ersten Tage im neuen Zuhause
Ein neuer Tierschutz-Hund zieht ein! Was musst du in den ersten Tagen beachten und was erwartet dich in der ersten Nacht? Diese Infos und acht konkrete Tipps, die beim Eingewöhnen deines Vierbeiners helfen, findest du im Beitrag. So kannst du deinem neuen Begleiter einen guten Start ins neue Leben ermöglichen
Ein neuer Hund zieht ein: Die Eingewöhnung eines Tierschutzhundes braucht Geduld und Gelassenheit. Foto: Shutterstock
So klappt die Eingewöhnung mit deinem Hund aus dem Tierschutz
Wenn ein neuer Hund in dein Zuhause einzieht, ist das immer etwas Besonderes. Neben der Vorfreude möchtest du dich bestimmt auch gut vorbereiten, damit der Start ins neue Leben so angenehm wie möglich verläuft. Gerade bei der Adoption von Tierschutzhunden aus Tierheimen oder Sheltern im Ausland lohnt es sich, bereits von Anfang an über die Rahmenbedingungen nachzudenken, die beim Einzug eine Rolle spielen.
Übe dich zuerst besonders in Geduld, Ruhe und Gelassenheit. Mach dir bewusst: Dein Hund kennt wahrscheinlich noch nicht viele Seiten des Lebens. Er braucht nun Zeit, um sich an die neue Umwelt zu gewöhnen. Womöglich war er noch nie in einer Wohnung, kennt keine Treppen, Autos, Mülltonnen oder das Laufen an der Leine. Darum ist es oft am hilfreichsten, wenn du deinem Hund ohne Erwartungshaltung und mit Neugier begegnest.
Ein Tierschutzhund zieht ein: Die Ankunft am ersten Tag gestalten
Der erste Tag ist besonders aufregend – nicht nur für dich, auch für deinen Hund. Oft haben Auslandshunde stundenlange Fahrten in Transportern hinter sich. Beim Einzug ist ihr Stresslevel also deutlich erhöht. Es dauert mehrere Tage, bis der Organismus die zuvor ausgeschütteten Stresshormone wieder abgebaut hat. Vermeide darum weiteren Stress so gut es geht.
Wenn du am Tag der Übergabe deinen neuen Vierbeiner abholst, gib ihm zunächst die Möglichkeit, sich in einer reizarmen Umgebung zu lösen und sein Geschäft zu erledigen. Danach kannst du ihn in deine Wohnung führen. Dabei kann es hilfreich sein, die Leine weiter zu nutzen und den Hund nicht allein durch sein neues Zuhause laufen zu lassen. Das kann schnell zu Überforderung führen. Erkundet die Wohnung gemeinsam und zeige in Ruhe, wo der Wassernapf steht oder sein Schlafplatz ist. Weniger ist hier oft mehr. Dein Hund muss beispielsweise nicht gleich alle Räume der Wohnung kennen lernen. Eine klare Struktur hilft ihm, sich zu orientieren und zur Ruhe zu kommen.
Die erste Nacht im neuen Zuhause ist oft mit wenig Schlaf verbunden. Der Hund muss erst lernen, zur Ruhe zu kommen. Foto: Shutterstock
Die erste Nacht im neuen Zuhause
Ein erhöhtes Schlafbedürfnis ist gerade zu Beginn ganz normal und wichtig, um alles Neue zu verarbeiten. In der ersten Nacht im neuen Zuhause wird es deinem Tierschutzhund vielleicht aber noch schwer fallen, zur Ruhe zu kommen. Ein Schlafplatz in der Nähe deines Bettes kann helfen, möglicherweise braucht dein Hund aber noch etwas mehr Abstand und kommt besser in einem anderen Zimmer zur Ruhe. Achte darauf, ob dein Hund sich in deiner Nähe bereits wohlzufühlen scheint oder ob er noch etwas Zeit braucht. Wenn dein Hund noch nicht stubenrein ist, kann eine saugfähige Unterlage den Boden schützen.
Entferne auch alle Gegenstände aus seiner Reichweite, die zerstört werden könnten. Hunden hilft Kauen dabei, Stress abzubauen. Darum kann es beim Einzug schnell passieren, dass die Wohnungseinrichtung in Mitleidenschaft gezogen wird. Biete deinem Hund stattdessen ein Kauholz oder etwas zum Knabbern an.
8 konkrete Tipps zur Eingewöhnung: So vermeidest du Fehler von Anfang an
Wenn du deinem Hund das Eingewöhnen leichter machen willst, sind ganz praktische Anhaltspunkte wichtig. Die folgenden Tipps können dir helfen, einen Weg für dich und deinen Hund zu finden.
1. Biete genug Rückzugsmöglichkeiten
Dein Hund braucht viel Ruhe. Biete ihm darum die Möglichkeit, sich an einen festen Ort zurückzuziehen. Das kann ein Hundebett, eine Decke oder Box sein. Wichtig ist, ihn dort nicht zu bedrängen: Der Rückzugsort soll ein sicherer Hafen sein.
2. Vermeide Futter-Experimente
Erkundige dich, welches Futter dein Hund bisher bekommen hat. In den ersten Tagen solltest du noch etwas Ähnliches füttern. Eine größere Futterumstellung kann den Körper zusätzlich belasten.
3. Entwickle Routinen und Rituale
Um Sicherheit in der neuen Umwelt zu gewinnen, ist Vorhersehbarkeit wichtig für deinen Hund. Klare Abläufe helfen dabei, neue Eindrücke einzuordnen und zu verarbeiten.
4. Doppelt sichern, auch mit Sicherheitsgeschirr
Wenn du mit deinem Hund das Haus verlässt, ist seine korrekte Sicherung unverzichtbar. Ein gut sitzendes Sicherheitsgeschirr und die doppelte Sicherung mit zwei Leinen an Halsband und Geschirr kann dabei Leben retten. In unvorhersehbaren Schreckmomenten kann sich dein Hund so nicht versehentlich losreißen und in Panik flüchten.
Die doppelte Sicherung ist besonders in der ersten Zeit ein unerlässliches Hilfsmittel zum Schutz deines Hundes. Grafik: VETO
5. Kurze, dafür häufigere Spaziergänge
Hunde aus Zwingerhaltung müssen den Unterschied zwischen drinnen und draußen oft erst lernen. Zeige also, wo dein Hund sich lösen kann und lobe ihn draußen dafür. Viele kürzere Gassigänge sind am Anfang hilfreich, weil die Welt außerhalb der Wohnung noch viele unbekannte Eindrücke bedeutet, die schnell zu viel werden können.
6. Vermeide viel Besuch in den ersten Tagen
Gib deinem Hund in den ersten Tagen die Chance, sich an seine neuen Bezugspersonen in deinem Haushalt zu gewöhnen. Wenn dein Hund sehr zurückhaltend ist, lass ihm Zeit, bevor du ihn Freund:innen und Verwandten vorstellst.
7. Lerne die Körpersprache deines Hundes lesen
Für einen guten Start ist es wichtig zu erkennen, was dein Hund empfindet. Lerne darum seine Signale zu deuten: Angelegte Ohren oder ein abgewandter Kopf könnten wichtige Hinweise sein, dass er sich bedrängt fühlt. So vermeidest du, dass dein Hund deutlichere Mittel wie Schnappen einsetzt, weil er vorher nicht verstanden wurde.
8. Such dir rechtzeitig Unterstützung
Tierschutzhunde können sehr unterschiedlich sein und Schwierigkeiten mitbringen, die du nicht erwartet hast. Auch für erfahrene Hundehalter:innen ist es darum manchmal notwendig, professionelle Unterstützung durch Hundetraining in Anspruch zu nehmen. Kompetente Trainer:innen können so den Start ins gemeinsame Leben deutlich erleichtern.
Die Körpersprache lesen zu lernen ist ein hilfreiches Mittel, um deinen Hund bei der Eingewöhnung zu unterstützen. Foto: Shutterstock
Perfekte Vorbereitung? Geht gar nicht!
Hast du alles bedacht? Das weißt du erst, wenn dein neuer Vierbeiner bei dir einzieht. Einen Hund aus dem Auslandstierschutz eingewöhnen bedeutet immer auch improvisieren, lernen und ausprobieren.
Wichtig ist in jedem Fall, dass du Orientierung und Halt vermittelst. Dein Hund hat vielleicht eine traurige Vergangenheit. Doch mach dir bewusst: Er ist jetzt in Sicherheit und ist gut bei dir aufgehoben. Für ihn zählt das Zurechtkommen in der Gegenwart.
Versuch dir vorher nicht zu viel Druck zu machen, denn das Verhalten von Tierschutzhunden kann sich in der ersten Zeit während der Eingewöhnung täglich verändern. Das Kennenlernen bleibt also immer individuell und wird von spannenden gemeinsamen Erlebnissen begleitet.