Magazin · Hunde-Ratgeber · 26. August 2024 · 7 Min. Lesezeit
Tollwut bei Hund und Katze: Was du zur Übertragung, den Symptomen und zur Impfung wissen solltest
Wo kommt die Tollwut vor? Welche Symptome treten bei einer Infektion auf und wie verläuft die Krankheit? Wie können Tiere vor einer Infektion beschützt werden? Hier erfährst du alles Wissenswerte zur Tollwut bei Hunden und Katzen.
Tollwut bei Hunden und Katzen stellt eine sehr ernste Erkrankung dar. Foto: VETO
Was ist Tollwut?
Tollwut ist eine durch Tiere übertragene Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die Krankheit wird durch verschiedene sogenannte Lyssaviren ausgelöst. Neben Hunden, Katzen und anderen Tieren können sich auch Menschen mit Tollwut infizieren. Die Krankheit zählt dementsprechend zu den Zoonosen.
Tollwut Länderliste: Wo kommt die Infektionskrankheit vor?
Tollwut ist in weiten Teilen der Welt verbreitet. Die Infektionskrankheit stellt vor allem in wirtschaftlich geschwächten Ländern ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit dar. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jährlich rund 59.000 Menschen an Tollwut. 95 Prozent der Todesfälle treten in Afrika und Asien auf. Nahezu alle sind auf den Biss eines tollwütigen Hundes zurückzuführen.
Laut Informationen der Vereinigung Tierärzte ohne Grenzen treten 80 Prozent der Fälle in ländlichen Gebieten auf. Die Sterblichkeitsraten bei Menschen seien hier hauptsächlich auf die hohen Behandlungskosten oder den mangelnden Zugang zu Postexpositionsprophylaxe (PEP), das heißt, die nachträgliche Immunisierung durch eine Impfung unmittelbar nachdem Menschen dem Virus ausgesetzt waren, zurückzuführen.
Gibt es Tollwut in Deutschland?
Deutschland gilt seit 2008 offiziell als frei von Tollwut, ausgenommen der Fledermaustollwut. Nach Informationen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) werden hierzulande pro Jahr etwa zehn Fälle von Tollwut bei Fledermäusen gemeldet. Grundsätzlich können Fledermaustollwutviren auch beim Menschen und bei Haussäugetieren eine klinische Tollwut verursachen. Eine Übertragung von Fledermaustollwutviren auf andere Tiere trete jedoch nur äußerst selten auf.
Die Ausrottung der terrestrischen Tollwut in Deutschland, das heißt die Tollwut bei Tieren, die nicht fliegen können, gelang, indem die Krankheit rund 25 Jahre lang systematisch bekämpft wurde. Im Rahmen von Impfprogrammen wurden Köder per Flugzeug oder Hand ausgelegt, um Füchse zu immunisieren und auch Haustiere wurden konsequent gegen Tollwut geimpft.
Gibt es Tollwut in Europa?
Laut Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) haben die meisten Länder in Europa den Status „tollwutfrei“ erlangt.
In den osteuropäischen Ländern wie Weißrussland, der Republik Moldau, der Ukraine und der Russischen Föderation bleibe die Tollwut bei Wild- und Haustieren allerdings nach wie vor ein Problem.
Auch in Ländern wie der Slowakei, Ungarn, Estland, Litauen und Lettland wurden in den vergangenen Jahren noch sporadisch Einzelfälle von Tollwut gemeldet.
Wie wird Tollwut übertragen?
Laut Informationen der WHO erfolgt die Übertragung in 99 Prozent der Fälle bei Menschen durch den Biss eines infizierten Hundes.
Bei infizierten Tieren, wird das Virus über den Speichel ausgeschieden. Laut Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) erfolgt dies bei Hunden, Katzen und Füchsen bereits drei bis fünf Tage, bevor klinische Symptome auftreten.
Die Übertragung der Tollwutviren durch infektiösen Speichel sei bei oberflächlichen Hautverletzungen oder direktem Kontakt mit der Schleimhaut auch möglich. Übertragungen ohne einen Biss seien jedoch extrem seltene Einzelfälle. Bloßes Berühren oder Kontakt zu Blut, Urin oder Kot eines tollwutverdächtigen Tieres stelle keinen Übertragungsweg für Tollwut dar.
Sollte ein ungeimpftes Haustier ein potenziell virustragendes Tier gebissen oder gefressen haben, ist die Übertragung laut RKI theoretisch denkbar. Bisher sei jedoch keine derartige Übertragungskette nachgewiesen worden.
Straßentiere sowie ungeimpfte Haustiere, die sich draußen frei bewegen, sind besonders gefährdet, wenn sie in Gebieten leben, in denen Tollwut verbreitet ist. Bei Revierkämpfen oder anderen Auseinandersetzungen kann es hier zu einer Infektion kommen.
Für ungeimpfte Freigängerkatzen und Straßentiere ist die Gefahr in Tollwut-Risikogebieten besonders hoch. Foto: VETO
Krankheitsverlauf und Symptome bei Hunden und Katzen mit Tollwut
Wie breiten sich die Tollwutviren im Körper aus?
Wird das Virus durch einen Biss oder eine Verletzung übertragen, so bleibt es zunächst für einige Zeit an der Eintrittsstelle, bevor es über die Nervenbahnen ins Gehirn gelangt. In den Nervenzellen vermehrt sich das Virus anschließend, wodurch die Reizweiterleitung beeinträchtigt ist und es zu den ersten Symptomen kommt.
Das Besondere bei Tollwut: Das Virus greift auch das limbische System im Gehirn an, das unter anderem für Emotionen zuständig ist. Dadurch kommt es bei betroffenen Tieren zu teils schwerwiegenden Wesensveränderungen. Über die Nervenbahnen breitet sich das Virus im Körper aus und besiedelt verschiedene Organe, insbesondere die Speicheldrüsen. Dort vermehrt sich das Virus massiv und es kommt zum starken Speicheln. Die Infektionskette ist damit abgeschlossen.
Wie lange ist die Inkubationszeit bei Tollwut?
Bis bei einem infizierten Tier Symptome auftreten, können mehrere Tage bis Monate vergehen. Dies hängt laut Informationen der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) vom Virusstamm, der Tierspezies, dem Individuum sowie der Eintrittsstelle am Körper ab. Tollwut kann bereits auf andere Tiere oder Menschen über den Speichel übertragen werden, bevor das infizierte Tier klinische Symptome aufweist.
Welche Symptome verursacht Tollwut bei Hunden und Katzen?
Die klinischen Krankheitssymptome können bei Tollwut variieren und hängen von den Auswirkungen des Virus auf das Gehirn ab.
In der Regel entwickeln sich die Symptome in drei Phasen:
- Prodromal-Phase: In dieser Phase kommt es zu ersten Verhaltensänderungen. Tiere sind plötzlich sehr ängstlich und unruhig oder auch besonders anhänglich. Auch Fieber, Mattigkeit, Übelkeit und Erbrechen werden in dieser ersten Phase als Symptome beobachtet. Außerdem treten Schluckbeschwerden und vermehrter Speichelfluss auf.
- Exzitationsphase: In der zweiten Phase der Tollwut kommt es zu der eigentlichen Wut, die der Krankheit ihren Namen gab. Die Tiere werden ungewöhnlich aggressiv und reizbar, beißen scheinbar hemmungslos und sind desorientiert. Vermehrter Speichelfluss und Schluckprobleme nehmen zu. Bei tollwütigen Hunden wird teilweise beobachtet, dass die Tiere in dieser Phase häufig langgezogen bellen und Gegenstände zerbeißen.
- Paralytische Phase: In dieser letzten Phase leiden betroffene Tiere unter Lähmungserscheinungen und Krämpfen. Das gesteigerte Verhalten nimmt ab, die Tiere wirken abgeschlagen und bewegen sich immer weniger. Meist fallen die Tiere ins Koma. Die Lähmung der Atem- und Herzmuskulatur führt schließlich zum Tod.
Die einzelnen Phasen dauern meist nur wenige Tage an. Nicht bei allen betroffenen Tieren sind die drei Stadien zu beobachten. Bei manchen Tieren verläuft die Krankheit auch in Form einer „stillen Wut“. Ohne vorangehende Exzitationsphase kommt es hier direkt zu Lähmungen.
Kann Tollwut behandelt werden?
Nach dem Ausbruch der Symptome gibt es keine bekannte Heilung. In Deutschland sind Heilversuche bei verdächtigen Tieren durch die Tollwutverordnung auch verboten.
Laut Tollwutverordnung kann die zuständige Behörde gegebenenfalls die sofortige Tötung von Hunden und Katzen anordnen, wenn anzunehmen ist, dass sie mit seuchenverdächtigen Tieren in Berührung gekommen sind.
Wie hoch ist die Chance, Tollwut zu überleben?
Tollwut ist nicht heilbar und sowohl bei Menschen als auch bei Tieren fast immer tödlich.
Laut Informationen der WOAH sind die meisten Todesfälle sowohl bei Menschen als auch Tieren dem unzureichenden Zugang zum Gesundheitswesen und präventiven Behandlungen zuzuschreiben. Wirtschaftlich geschwächte Länder sind daher unverhältnismäßig stark von der Krankheit betroffen.
Effektiv vorbeugen: Tollwutimpfung bei Hund und Katze
Da es keine Heilung für die Tollwut gibt, ist die Prävention von größter Bedeutung. Impfungen sind ein wirksamer Schutz gegen Tollwut und können Hunde und Katzen effektiv vor einer Infektion schützen.
Anders als bei vielen anderen Krankheiten, stehen bei Tollwut durch Impfstoffe bereits wirksame Mittel zur Verfügung, um Tier und Mensch vor einer Erkrankung zu schützen. Foto: VETO
Wann und wie oft sollte ich Hund und Katze gegen Tollwut impfen lassen?
Eine Impfung gegen Tollwut ist in Deutschland nicht im Tierseuchengesetz vorgeschrieben. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) empfiehlt die Tollwutimpfung jedoch unter bestimmten Bedingungen. Die Tollwutimpfung fällt damit unter die sogenannten Non-Core-Vakzine, bei denen Faktoren wie beispielsweise die Haltung und das Alter des Tieres eine Rolle bei der Entscheidung für oder gegen eine Impfung spielen.
Generell ist eine flächendeckende Impfung von Hunden in Deutschland nach Einschätzung der StIKo Vet mittlerweile nicht mehr erforderlich. Auch für Jagd- und Arbeitshunde bestehe kein erhöhtes Risiko mehr, mit einem tollwütigen oder seuchenverdächtigen Tier in Kontakt zu kommen.
Bei Katzen ohne Freilauf, die nicht grenzüberschreitend reisen, empfiehlt die StIKo Vet auf die Tollwutimpfung zu verzichten. Bei Katzen mit Freilauf wird die Impfung derzeit noch empfohlen.
Jedoch wichtig: Falls es doch zum Kontakt mit einem tollwütigen oder seuchenverdächtigen Tier kommt, sind geimpfte Hunde und Katzen angesichts der Tollwutverordnung bessergestellt. Denn lückenlos geimpfte Tiere, die Kontakt zu einem tollwütigen beziehungsweise seuchenverdächtigen Tier hatten, werden gegebenenfalls nur unter Beobachtung gestellt. Ungeimpften Tieren droht in Tollwut-Verdachtsfällen die Euthanasie.
Eine Tollwutimpfung für Hunde und Katzen ist auch vorgeschrieben, wenn diese beispielsweise bei einem Transport innergemeinschaftlich verbracht werden oder ihre Halter:innen bei grenzüberschreitenden Reisen begleiten.
Für Reisen in bestimmte Länder außerhalb der Europäischen Union wird darüber hinaus der Nachweis eines sogenannten Antikörpertiters gefordert. Dieser gibt nach einer Impfung die Anzahl bestimmter Antikörper oder Antigene im Blut an. Im Falle der Tollwutimpfung muss dieser größer gleich 0,5 Internationale Einheiten pro Milliliter (≥ 0,5 IE/ml) sein.
Um die Immunität aufrechtzuerhalten, sind regelmäßige Auffrischungsimpfungen erforderlich. Diese werden üblicherweise alle ein bis drei Jahre durchgeführt.
Welche Nebenwirkungen können bei einer Tollwutimpfung auftauchen?
Die Impfung gegen Tollwut wird in der Regel von den meisten Hunden und Katzen gut vertragen. Dennoch kann es in Einzelfällen beispielsweise zu einer Rötung und Schwellung an der Einstichstelle, Fieber, Müdigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden kommen.
Was kostet eine Tollwutimpfung bei Hund und Katze?
Je nach Gebührensatz fallen für eine Tollwutimpfung bei Hund und Katze zwischen 40 und 120 Euro an. Zusätzlich zu diesen Leistungen des:der Tierärzt:in kommen die Kosten für das gegebene Arzneimittel sowie Verbrauchsmaterial, wie Handschuhe und Spritzen.
Illegaler Welpenhandel als Gefahr für die Wiedereinschleppung von Tollwut
Deutschland gilt seit vielen Jahren als tollwutfrei. In anderen Ländern spielt Tollwut jedoch nach wie vor eine Rolle und gefährdet Tier- und Menschenleben.
Um die Wiedereinschleppung von Tollwut zu verhindern, gibt es in der EU für die Einreise mit Hunden und Katzen strenge Regelungen.
Vorschriften bei der Einreise mit Hunden und Katzen nach Deutschland
Hunde und Katzen dürfen nur mit einem ausreichenden Tollwutschutz in die Europäische Union beziehungsweise Deutschland einreisen – das gilt bereits für Welpen.
Stammen die Welpen nicht aus der EU jedoch aus einem gelisteten Drittland können sie frühestens im Alter von 15 Wochen nach Deutschland eingeführt werden (Tollwutimpfung nach zwölf Wochen sowie 21 Tage für die Ausbildung des Impfschutzes).
Jungtiere aus nicht gelisteten Drittländern dürfen frühestens im Alter von sieben Monaten einreisen, denn nach der Tollwutimpfung ist hier zum Nachweis der Wirksamkeit eine Blutuntersuchung mit Bestimmung des oben bereits erwähnten Antikörpertiters erforderlich. Die Blutentnahme muss ein:e autorisierte:r Tierärzt:in vornehmen. Die Blutuntersuchung selbst muss in einem von der Europäischen Kommission zugelassenen Labor erfolgen. Diese erfolgt 30 Tage nach der Impfung. Anschließend ist eine Wartefrist von drei Monaten vorgeschrieben.
Es gibt jedoch immer wieder Menschen, die versuchen, diese Regelungen zu umgehen und Tiere illegal einzuführen.
Noch immer boomt der illegale Welpenhandel. Unzählige Welpen werden in Osteuropa unter unwürdigen Bedingungen produziert. Die skrupellosen Händler:innen versuchen die Tiere dann unentdeckt über die Grenzen nach Deutschland zu bringen. Oftmals sind die viel zu jungen Welpen weder geimpft und entwurmt noch haben sie anerkannte Papiere.
Die Welpen sind bei der Einreise meist viel zu jung und wurden noch nie medizinisch behandelt. Die illegalen Händler:innen haben nur ein Ziel: maximaler Gewinn. Foto: VETO
Doch es müssen nicht immer illegale Händler:innen sein: Auch wenn Tiere unüberlegt als Mitbringsel aus dem Urlaub eingeführt werden, kann es zur Einschleppung von Krankheiten kommen.
Nach Informationen der StIKo Vet sind seit 1978 insgesamt zehn Fälle bekannt geworden, in denen infizierte Hunde nach Deutschland eingeführt wurden. In keinem der Fälle sei es zu einer Infektion eines Menschen gekommen.
Sichere Einreise von Tieren durch seriöse Tierschutzvereine
Seriöse Vereine, die Auslandstierschutz betreiben, kennen die Regelungen zur Einreise nach Deutschland ganz genau und treffen vor Ort alle Vorkehrungen, damit die Tiere gesund und mit allen nötigen Papieren ausreisen können. Die Tierschutzorganisationen wissen um ihre Verantwortung und stellen so sicher, dass die Tiere geschützt bei ihren Adoptant:innen ankommen.
„Unsere Hunde werden vor der Vermittlung kastriert, gechippt, entwurmt und gegen Tollwut geimpft. Außerdem haben sie einen Impfpass und einen aktuellen Titer-Test im Gepäck, der die Impfung bestätigt.“
Tötung statt Impfung: Verheerendes Vorgehen gegen Tollwut in der Türkei
Trotz heftiger landesweiter und internationaler Proteste hat das türkische Parlament im Juli 2024 ein Gesetz verabschiedet, das vorsieht, dass alle Straßenhunde eingefangen und in Tierheimen untergebracht werden. Hunde, die als krank oder aggressiv eingestuft werden oder eine „Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Tier“ darstellen, sollen eingeschläfert werden.
Die türkische Regierung verteidigt den Vorstoß unter anderem mit der Gefahr, die durch die Tollwut von den Straßenhunden für Menschen ausginge. Dabei könnte die Verbreitung von Tollwut durch Massenimpfprogramme verhindert werden.
Tollwutfälle in der Türkei
Informationen zu der Anzahl an Tollwutfällen in einem Land sind beim sogenannten Rabies-Bulletin-Europe einsehbar, einem Kooperationszentrum zur Tollwutüberwachung und -forschung der WHO. Diese Informationen stützen sich auf Daten, die vom jeweiligen Land zur Verfügung gestellt werden.
Laut diesen Informationen waren in der Türkei von 2000 bis 2010 insgesamt 2.454 Tollwutfälle zu verzeichnen. Bei 2.238 von ihnen handelte es sich um domestizierte Tiere, 216 Fälle traten bei Wildtieren auf. Es gab keine Tollwuterkrankung bei Menschen.
Von 2010 bis 2020 waren insgesamt 4.556 Tollwutfälle zu verzeichnen: 4.091 bei Haustieren, 460 bei Wildtieren und fünf bei Menschen.
Für die Jahre 2020 bis 2024 sind keine Daten einsehbar.
Es hat sich bereits andernorts gezeigt, dass die massenhafte Tötung der Tiere zur Tollwutbekämpfung nicht wirksam ist. Laut Informationen der WHO gibt es keine Beweise dafür, dass die Beseitigung von Hunden jemals einen signifikanten Effekt auf die Populationsdichte oder die Verbreitung von Tollwut hatte.
Massenimpfprogramme haben sich hingegen als effektivste Maßnahme zur Tollwutbekämpfung erwiesen. Dabei wichtig: Mindestens 70 Prozent der Hunde in Risikogebieten müssen geimpft werden, um die Krankheit effektiv einzudämmen.
Gleichzeitig muss der Anstieg der Population durch Kastrationen verhindert werden. Das bisherige Tierschutzgesetz in der Türkei sah das auch vor. Die Kommunen sollten die Straßenhunde einfangen, kastrieren und wieder freilassen. Dass sich die Population der Straßenhunde in der Türkei durch das Gesetz nicht beschränken ließ, liegt hingegen wohl daran, dass dieser Aufgabe nicht ausreichend nachgekommen und somit nicht genug Tiere kastriert wurden.
„‘Trap, neuter, release‘ ist das einzig belegte Verfahren zur erfolgreichen und dauerhaften Populationskontrolle. Die damit einhergehenden Impfungen senken die Infektions- und Seuchengefahr für Tier und Mensch.“
Massenimpfungen in Verbindung mit Maßnahmen zur Populationskontrolle von Hunden, schnelle Behandlung von Hundebissen, Sensibilisierung der Menschen sowie Verbesserungen bei der Meldung, Diagnose und Überwachung der Krankheit gehören laut der Vereinigung Tierärzte ohne Grenzen zu den wichtigsten strategischen Ansätzen zur Ausrottung der Tollwut.
Anders als bei vielen anderen Krankheiten, stehen bei der Tollwut Mittel zur Verfügung, um deren Ausbreitung zu verhindern. Doch statt humaner Methoden, um einen Populationsanstieg und womöglich die Verbreitung von Tollwut zu verhindern, setzt die Politik in der Türkei darauf, sämtliche Straßenhunde einzufangen.
Die Tiere sollen per Gesetz in Tierheimen untergebracht werden. In den wenigen vorhandenen kommunalen Einrichtungen herrschen jedoch katastrophale Zustände. Tierschützende berichten, dass die Hunde dort oft vernachlässigt und misshandelt werden. Sie würden längere Zeit sich selbst überlassen, kaum gefüttert oder medizinisch versorgt werden. Viele sterben in den Zwingern.
Wir von VETO haben im Winter 2022 selbst ein öffentliches Tierheim in der Türkei besucht und waren vom Zustand der Tiere schockiert. Foto: VETO
Es ist zu befürchten, dass sich Krankheiten in den kommunalen Einrichtungen ungestört verbreiten können.
„Die Tiere sind sich selbst überlassen. Die Tierheime sind überfüllt. Die Hunde werden gemischt, klein oder groß, krank oder gesund. Sie sind ihrem Schicksal ausgesetzt.“
Tierschützer:innen setzen auf langfristig wirksame Methoden
Tierschützende in der Türkei haben längst erkannt, was passieren muss, um die Population an Straßentieren einzudämmen und so auch die Verbreitung von Krankheiten zu verhindern. Sie setzen auf einen vollumfänglichen Ansatz. Durch das neue Gesetz befürchten die Tierschützenden, dass ihr jahrelanger Einsatz für die Tiere zunichtegemacht wird.
„Was passiert dann mit den Hunden, die wir schon seit vielen Jahren draußen versorgen? Sie sind alle kastriert, haben Tollwutimpfung und werden gegen Parasiten behandelt. Mit diesem Gesetz sind sie in Gefahr!“
Doch Aufgeben ist für die Tierschützer:innen in der Türkei keine Option. Sie setzen ihren unermüdlichen Einsatz für die Straßentiere in der Türkei fort, denn ihre Not ist groß.
Mit der Kampagne Hilferufe der Straßentiere sammeln wir gezielt Spenden für Futter und Kastrationsprojekte. Hilf jetzt mit und trage dazu bei, die Lebensbedingungen der türkischen Straßentiere nachhaltig zu verbessern.