Magazin · Hunde-Ratgeber · 16. November 2021 · 8 Min. Lesezeit
Urlaub ohne Hund: gute Planung statt schlechtem Gewissen
Wer sein Leben mit einem Hund teilt, verbringt die meiste Zeit mit ihm gemeinsam. Umso schwerer kann es darum fallen, ohne den Vierbeiner durch die Welt zu reisen. Ein schlechtes Gewissen muss aber nicht sein! Wir haben die Voraussetzungen gesammelt, wie du deinen Urlaub ohne Hund genießen kannst.
Urlaub ohne Mensch: Hunde können die Zeit ohne ihre Besitzer:innen durchaus auch genießen. Foto: Shutterstock.
Urlaub soll Spaß machen und erholsam sein. Wie das am besten geht, entscheidet jeder Mensch für sich selbst. Manche bevorzugen das gemeinsame Verreisen mit Hund, andere wollen die Zeit lieber ohne den Vierbeiner genießen. Beides ist vollkommen legitim.
Darum ist es okay, auch ohne Hund zu verreisen
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Hundebesitzer:innen ein schlechtes Gewissen bei der Urlaubsplanung plagt. Die Vorstellung, ohne ihr vierbeiniges Familienmitglied wegzufahren erscheint ihnen wie Verrat. Sie fühlen sich schuldig, wenn sie schöne Momente am Urlaubsort erleben und stellen sich vor, dass sie ihren Hund im Stich lassen. Solche Gedanken können die Urlaubsfreude trüben – notwendig sind sie eigentlich nicht. Das sind die Gründe:
- Nicht jeder Hund mag Reisen.
Dafür muss es nicht einmal der Langstreckenflug im Frachtraum sein. Dass das für keinen Hund angenehm ist, dürfte sich hoffentlich rumgesprochen haben. Aber auch lange Autofahrten oder ungewohnte Zugreisen können unnötigen Stress verursachen. Sehr sonnige und warme Reiseziele sind für den Menschen zwar schön, für die meisten Hunde eher nicht. Besonders ältere Hunde haben es lieber gemütlich als aufregend und neu. Manch einem Hund tut man also keinen Gefallen damit, wenn er immer dabei sein soll.
- Schwieriger Hundealltag braucht Erholungsphasen
Jeder Hund ist anders. Jeder Alltag ist anders. Nicht jeder Alltag ist einfach und nicht jeder Hund ist einfach. Manchmal sind die eigenen Akkus leer und wollen wieder aufgefüllt werden. Dazu kann auch gehören, Abstand vom eigenen Haustier zu brauchen. Das ist auch normal: Nur so kann die oft nötige Kraft erhalten bleiben, um den Herausforderungen im Alltag zu trotzen. Genug Pausen zu nehmen ist darum gesund und wichtig. Für Mensch und Hund.
- Zu viel Nähe kann sogar schädlich sein
Eine gesunde Beziehung zwischen Hund und Halter:in erlaubt es beiden, auch ohne den anderen zu existieren. Wenn ein Hund es nicht erträgt, von seiner Bezugsperson getrennt zu sein, bedeutet das dauerhaften Stress für seinen Organismus. Die ständige Ausschüttung von Stresshormonen kann krank machen. Darum kann es sogar hilfreich für deinen Hund sein, wenn du mit ihm übst, eine gewisse Zeit auch ohne dich zu verbringen. Nicht allein für den Urlaub, sondern auch für Notfälle.
Freude beim Wiedersehen: Etwas Distanz kann der Beziehung zwischen Hund und Halter:in sogar gut tun. Foto: VETO
So kannst du deinen Urlaub ohne Hund planen
Um dich gut vorzubereiten, solltest du im Vorfeld einige Fragen klären. So stellst du sicher, dass du deine Reise auch genießen kannst.
Ab wann kannst du ohne deinen Hund wegfahren?
Wer einen Welpen aufnimmt, ist die wichtigste Vertrauensperson für das hilfsbedürftige Wesen. Innerhalb der sozial sensiblen Prägungsphase bis zur 20. Lebenswoche werden die wichtigsten Grundsteine für die weitere Entwicklung des Hundes gelegt. In dieser Zeit ist es wichtig, dem Welpen Orientierung und Sicherheit zu bieten.
Längere Abwesenheit der wichtigsten Bezugspersonen über mehrere Tage ist in dieser Phase nicht empfehlenswert. Dennoch ist hier bereits ein guter Zeitpunkt, um den Welpen daran zu gewöhnen, auch Zeit getrennt von dir zu verbringen. Du kannst das mit deinem Welpen üben, indem du beispielsweise immer mal wieder kurz den Raum verlässt und gleich darauf wiederkommst. Wenn du die Abstände ganz kleinschrittig verlängerst, kann dein Welpe ganz entspannt lernen, dass es ganz normal ist, wenn du nicht immer in direkter Nähe zu ihm bist. Trotzdem erfährt er die Sicherheit, dass du immer wiederkommst.
Wann sollte der Hund besser nicht mit in den Urlaub fahren?
Wenn du selbst deinen Urlaub gern abenteuerlich und aktiv verbringst, kann das deinen Hund gleichzeitig überfordern. Junge Hunde sollten beispielsweise keinen übermäßigen Belastungen ausgesetzt werden. Ihr Knochenwachstum und die Entwicklung der Gelenke ist noch nicht vollständig abgeschlossen. Längere Wanderungen sind daher ungeeignet.
Ein Hund sollte frühestens mit zwölf Monaten ersten stärkeren Belastungen ausgesetzt werden. Sehr starke körperliche Anstrengungen wie Fahrradtouren empfehlen sich sogar erst ab einem Alter von zwei Jahren.
Auch für ältere Hunde kann es unangenehm sein, dich noch im Seniorenalter überall zu begleiten. Krankheiten wie Arthrose oder Spondylosen können es ihm schwer machen, mit dir Schritt zu halten. Achte darum gut darauf, ob dein Hund noch Freude daran empfindet, große Ausflüge zu unternehmen.
Wer einen aktiven Urlaub plant und dennoch seinen jungen oder alten Hund mitnehmen möchte, sollte gewährleisten können, dass der Hund in Hotel oder Ferienwohnung gut alleine bleiben kann.
„Wenn du deinen Tierschutzhund beim Eingewöhnen unterstützen willst, kannst du feste Routinen in euren gemeinsamen Alltag einbauen. Gib ihm ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit, so kann dein Hund besser bei dir ankommen. Erst danach kannst du dir über Urlaub Gedanken machen.“
Wann kannst du ohne deinen Tierschutz-Hund wegfahren?
Wenn du einen Hund aus dem Tierschutz adoptiert hast, ist für ihn die Gewöhnung an sein neues Leben auch manchmal nicht einfach. Stelle darum sicher, dass dein Hund genug Zeit hat, sich in der neuen Umgebung bei dir einzufinden. Die Dauer der Eingewöhnungszeit ist höchst individuell und unterschiedlich. Wenn dein Hund sich noch nicht eingelebt hat, solltest du von einer Urlaubsplanung ohne ihn absehen.
Wenn du deinen Tierschutzhund beim Eingewöhnen unterstützen willst, kannst du feste Routinen in euren gemeinsamen Alltag einbauen. Gib ihm ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit. So kann dein Hund besser bei dir ankommen. Erst danach kannst du dir über Urlaub Gedanken machen.
Wie kannst du deinen Hund schon vor der Abreise unterstützen?
Wenn du einen Urlaub planst, stelle vorher sicher, dass dein Plan für die Unterbringung deines Hundes auch funktioniert. Wenn du rechtzeitig einen Probelauf startest, kannst du noch nötige Trainingsschritte einleiten.
Falls dein Hund es nicht kennt, von dir getrennt zu sein, bringe ihn einfach hin und wieder mal stundenweise, dann einen Tag oder später auch mal eine Nacht zur Unterbringung deiner Wahl. Das hilft deinem Hund, nicht völlig hilflos in der neuen Situation zu sein.
Habe keine Scheu, dir Hilfe zu suchen. Sollte es deinem Hund sehr schwer fallen von dir getrennt zu sein, kannst du auch eine:n Hundetrainer:in um ein gezieltes Einzeltraining bitten. Mobile Hundetrainer:innen kommen auch zu dir nach Hause und zeigen dir vor Ort, worauf du achten kannst.
Wie kannst du die Übergabe gestalten?
Wenn du deinen Hund vor deinem Urlaub in geeignete Hände übergibst, versuche eine lockere und entspannte Grundhaltung einzunehmen. Bedenke auch die Stimmungsübertragung zwischen dir und deinem Hund. Wenn du darunter leidest, dass du deinen Hund in Betreuung gibst, bemerkt das Tier deine Anspannung. Das kann wiederum zu Unsicherheit des Hundes führen und den Abschied schwerer machen.
Male dir daher bereits vorher aus, wie du in der Situation agieren willst. An diesem Bild kannst du dich festhalten und orientieren, wenn die die Abgabe schwer fallen sollte.
Was muss auf die Packliste für deinen Hund?
Überlege dir vorher, was du alles mitnehmen musst und ob du an alles gedacht hast. Hat dein Hund alle nötigen Impfungen und ist er gesund? Gibt es Besonderheiten, auf die geachtet werden muss? Notiere dir alles rechtzeitig, damit du am Tag der Abgabe nicht gestresst bist. Erkundige dich auch im Vorfeld, was von Seiten der Betreuenden benötigt wird.
Packliste für deinen Hund:
- Heimtierausweis, Impfpass
- Chipnummer
- Medikamente
- Kontaktdaten deines Tierarztes
- Deine Kontaktdaten im Urlaub
- Leine, Halsband oder Geschirr
- Hundebett, Hundedecke
- Futter und Kaumöglichkeiten
So kannst du deinen Hund im Urlaub unterbringen
Eine Voraussetzung für einen entspannten Urlaub ist es, möglichst wenig Sorgen im Reisegepäck zu haben. Dazu will man den Hund in guten Händen wissen. Dafür gibt es für jeden Hund die passende Unterbringungsmöglichkeit.
Freunde, Hundesitter:in oder Pension: Für jeden Hund gibt es die passende Unterbringung. Foto: Shutterstock.
Freunde oder Familie
Viele Hundebesitzer:innen haben ein Netzwerk von tierlieben Freund:innen und Verwandten. Es gibt häufig Menschen, die Hunde lieben, aber aus verschiedenen Gründen nicht dauerhaft einen eigenen Hund halten können. Daher ist die Freude groß, wenn sich einmal die Gelegenheit ergibt, einen Hund für eine Weile aufzunehmen.
Wer bereits einen Hund hat, hat oft auch Spaß daran, für kurze Zeit einen weiteren Hund zu betreuen. Oftmals ist es eine willkommene Abwechslung, besonders wenn sich der Gasthund mit dem eigenen Hund gut versteht. Empfehlenswert ist es, bereits vor dem Urlaub die Hunde aneinander zu gewöhnen. So gibt es keine bösen Überraschungen.
Die Unterbringung im eigenen Bekanntenkreis eignet sich besonders für eher unkomplizierte Hunde. Wenn dein Hund wenig Probleme mit fremden Menschen und Umgebungen hat, kann er sich gut in einen neuen Haushalt einfinden. Wenn dein Hund schwieriger ist, sollte er nur in erfahrene Hände gegeben werden.
Hundepension
Die Unterbringung in einer Hundepension ist besonders für die Hunde passend, die den Kontakt zu Artgenossen lieben. Wenn dein Hund schnell Freundschaften schließt und ein gutes Sozialverhalten hat, kann die Zeit in einer Hundepension für ihn auch wie ein kleiner Urlaub sein.
Bei der Wahl der Pension solltest du darauf achten, dass die Hunde nicht sich selbst überlassen werden. Es ist wichtig, dass genug erfahrenes Personal die Hunde im Blick hat und bei Bedarf einschreitet. Gerade bei größeren Hundegruppen kann es schnell zu Mobbing kommen und weniger selbstbewusste Hunde können zum Opfer werden. Gute Hundepensionen achten auch darauf, dass alle Tiere genug Ruhe bekommen.
Beachte auch, dass die meisten Pensionen bereits lange im Voraus ausgebucht sind. Frage also rechtzeitig an, ob die Aufnahme im gewünschten Zeitraum überhaupt möglich ist. Ein Probetag vor dem Urlaub ist in manchen Hundepensionen verpflichtend.
Hundesitter:in
Die Unterbringung bei Hundesitter:innen bietet eine professionelle Betreuung des Hundes mit Familienanschluss. Als private Pflegestellen stellen sie ihre Wohnräume zur Verfügung und passen dort in der Regel auf zwischen zwei und fünf Hunden gleichzeitig auf.
Besonders geeignet ist diese Art der Unterbringung für Hunde, die eine intensivere Betreuung benötigen. Ängstliche und unsichere Hunde können hier beispielsweise sicher sein, dass ihre individuellen Bedürfnisse bemerkt werden.
Auch für Hunde, die ein verstärktes Aggressionsverhalten zeigen, ist es wichtig, bei fachlich kompetenten Menschen untergebracht zu werden. Als Profis können sie die Körpersprache der Hunde interpretieren und dadurch rechtzeitig unerwünschtes Verhalten verhindern.
Und was, wenn du deinen Hund im Urlaub vermisst?
Die beste Unterbringung für deinen Hund nützt nichts, wenn du in Gedanken doch bei deinem Hund bleibst und nicht abschalten kannst.
Versuche darum, die Situation nicht kontrollieren zu wollen. Du hast bereits entschieden, deinen Hund deiner Betreuungsstelle anzuvertrauen. Warte also nicht auf ständige Updates oder male dir Szenarien aus, die passieren könnten.
Dein Urlaub bietet dir nun Zeit für dich. Diese Zeit kannst du nutzen um all die Dinge zu tun, die sich mit deinem Alltag mit Hund schwierig vereinbaren lassen. Davon kannst du nun unabhängig planen. Darum mache es wie dein Hund: Lebe ganz im Hier und Jetzt.