Magazin · Hunde-Ratgeber · 7. Februar 2024 · 5 Min. Lesezeit
Vorkontrollen im Tierschutz: Das kommt auf dich zu
Wenn man einen Hund aus dem Tierschutz aufnimmt, ist es wichtig sicherzustellen, dass Hund und Halter:innen gut zueinander passen und harmonisch zusammenleben können. Die Vorkontrolle spielt vor der Adoption eine entscheidende Rolle. Erfahre mehr über die Hintergründe und den Ablauf.
Passen Hund und sein potentielles neues Zuhause zusammen? Das gilt es bei einer Vorkontrolle zu erörtern. Foto: Shutterstock
Jeder Tierschutzverein hat seine eigenen Verfahren bei der Vermittlung von Hunden und dementsprechend auch beim Thema Vorkontrollen. Wir haben mit Saskia Frank vom Verein resQdogs gesprochen und nach Beispielen gefragt. ResQdogs e. V. arbeitet eng mit rumänischen Tierheimen zusammen und vermittelt Hunde erst nach eingehendem Austausch mit den Interessent:innen.
Warum gibt es Vorkontrollen im Tierschutz?
Die primäre Aufgabe von Vorkontrollen besteht darin, sicherzustellen, dass die Tiere in ein Umfeld kommen, in dem ihr Wohl und ihre Bedürfnisse angemessen berücksichtigt werden. Genau wie die Schutzgebühr soll die Vorkontrolle Hunde vor Vernachlässigung, Missbrauch oder schlechter Haltung schützen. Gleichzeitig kann frühzeitig geprüft werden, ob der ausgewählte Hund überhaupt zu den Vorstellungen der potentiellen neuen Halter:innen passt.
Wie ist der Ablauf einer Vorkontrolle?
Bei Interesse für einen Hund treten die möglichen Adoptant:innen in Kontakt mit dem jeweiligen Tierschutzverein oder der Pflegestelle des Hundes. Saskia Frank von resQdogs e. V. erklärt: „Vor einer Vorkontrolle füllen die Interessent:innen einen Bogen aus und wir machen ein Erstgespräch. Wenn das positiv verlaufen ist und wir ein gutes Gefühl bei den Leuten haben, dass es generell passen könnte, dann kommen wir sie zuhause besuchen.” Die Tierschützer:innen wollen sich ein allgemeines Bild von der zukünftigen Umgebung des Hundes machen.
„Ich habe kein Problem damit, wenn jemand in einer Zwei-Zimmer-Wohnung gern einen Hund haben möchte. Wenn der Hund aber eine Schulterhöhe von 70 Zentimetern hat und die Wohnung liegt in der 5. Etage in der Berliner Innenstadt, dann würde ich mir nochmal Gedanken darüber machen, ob das in dem Fall der richtige Hund für diese Person ist.“
Die Tierschützer:innen schauen sich die Wohnung an und merken auch an, ob beispielsweise Sicherheitsrisiken für den Hund, wie freiliegende Kabel oder niedrige Balkongeländer, erkennbar sind. Gleichzeitig ist die Vorkontrolle der Raum für Fragen und Aufklärung.
„Es geht auch darum, den Leuten den richtigen Eindruck zu vermitteln, was man von einem Hund aus dem Tierschutz erwarten kann, wenn sie in eine neue Umgebung kommen”, sagt Saskia Frank. Es könne immer sein, dass Hunde erstmal verunsichert sind, sich verstecken oder noch in die Wohnung machen. „Darauf machen wir aufmerksam und geben Tipps, wie den Wohnzimmerteppich erstmal wegzulegen.”
Bei einer Vorkontrolle machen sich Tierschützer:innen ein Bild von der potentiellen neuen Umgebung des Hundes. Foto: Shutterstock
Checkliste: Allgemeine Kriterien bei Vorkontrollen
Es gibt viele Punkte, die bei einer Vorkontrolle überprüft werden können. Es geht dabei nicht darum, eine perfekte Punktzahl zu erreichen, stattdessen soll der Besuch den vermittelnden Tierschutzvereinen helfen, sich einen realistischen Eindruck zu verschaffen. Dabei werden häufig die folgenden Themen in Erfahrung gebracht:
- Vorerfahrung in der Hundehaltung
- Wie ist die Lebenssituation (Beruf, Vollzeit oder Teilzeit)
- Wohnort (ländlich oder städtisch)
- Wohnsituation (Haus oder Wohnung, wie viele Zimmer, Miete oder Eigentum)
- Wohnausstattung (Garten, eingezäunt oder offen)
- Haushaltsmitglieder (Wie viele Erwachsene oder Kinder im Haushalt)
- Weitere Tiere im Haushalt (Hunde, Katzen, Kleintiere)
- Tagesabläufe (Wie lange müsste der Hund allein sein?)
- Urlaubsgewohnheiten (Flugreisen, Reisepläne mit oder ohne Hund)
- Optionen für Notfälle (Unterbringung des Hundes bei Krankheit)
- Persönliche Einschränkungen, die relevant sein könnten
Ziel der Vorkontrolle: Mensch und Hund müssen zusammenpassen
Seriöse Tierschutzvereine legen in der Vermittlung Wert darauf, Rückläufer zu vermeiden. Die Vereine kennen ihre Hunde am besten, nach dem Kennenlernen mit den Interessent:innen lässt sich abgleichen, ob es passt.
Saskia Frank führt dazu aus: „Die Menschen haben auch meistens eine spezielle Vorstellung davon, was für ein Tier bei ihnen einziehen soll. Wir wollen natürlich, dass es harmoniert und beide Fraktionen am Ende glücklich sind. Braucht der Hund etwa viel Auslauf und ist die Person eher sportlich veranlagt oder hat Lust, ganz viel Nasenarbeit mit dem Hund zu machen, um ihn auszulasten? Oder ist der Hund sehr entspannt und will das vielleicht gar nicht?”
Es ist wichtig, dass beide Seiten zusammen angeschaut werden, so dass weder die Bedürfnisse des Hundes vernachlässigt werden noch die Bedürfnisse des Menschen.
Was passiert bei einer negativen Vorkontrolle?
Dadurch, dass vor einer Vorkontrolle bereits Erstgespräche geführt und Infobögen ausgefüllt werden, sollen Absagen auf ein Minimum reduziert werden. Dennoch kann es immer passieren, dass Mensch und Hund nicht zusammenpassen. Die Entscheidungsfindung in der Vermittlung ist ein Prozess, der auf Vertrauen und gemeinsamen Werten beruht.
Wenn es bei der Organisation resQdogs Bedenken bezüglich einer Vermittlung gibt, wird zunächst ein interner Dialog geführt, bei dem alle Beteiligten ihre Meinungen einbringen. Das gegenseitige Vertrauen innerhalb des Teams ist so stark, dass die Vermittlung abgelehnt wird, sollte auch nur eine Person Zweifel äußern. So soll langfristiges Leid für Mensch und Tier bereits frühzeitig verhindert werden.
Nur wenn sich die Tierschützer:innen sicher sind, dass Mensch und Hund zusammenpassen, wird der Vierbeiner vermittelt. Foto: Shutterstock
Was wird bei Nachkontrollen überprüft?
Nach einer erfolgreichen Vermittlung überprüfen die meisten vermittelnden Tierschutzorganisationen, wie sich das Zusammenleben von Mensch und Hund entwickelt hat und ob es allen gut geht. Die Adoptant:innen können berichten, wie es bisher lief und ob es Herausforderungen gab.
Außerdem können sich die Tierschützer:innen einen Gesamteindruck vom Zustand des ehemaligen Schützlings verschaffen. Dabei können zum Beispiel diese Punkte relevant werden:
- Gesundheit und Pflege des Hundes (Impfpass aktuell, Pflegezustand, Ernährungszustand)
- Wurde der Microchip registriert?
- Erziehungsstand und Sozialverhalten des Hundes
- Beziehung und Interaktion zwischen Hund und Menschen
Nachkontrollen dienen auch der Prävention von langfristigen Problemen, da erfahrene Tierschützer:innen häufig frühzeitig potenzielle Probleme erkennen können. Weil sie nicht im Alltag involviert sind, können sie Mensch-Hund-Teams mit Distanz betrachten. Darüber hinaus können sie hilfreiche Ratschläge geben und gegebenenfalls geeignete Hundetrainer:innen empfehlen, um eine positive Entwicklung zu fördern.
Nachkontrollen sind damit genau wie Vorkontrollen unverzichtbare Schritte, um das Wohl der Hunde im Tierschutz zu gewährleisten und sicherzustellen, dass sie in verantwortungsvolle Hände gelangen.