Magazin · Hunde-Ratgeber · 13. Juni 2022 · 4 Min. Lesezeit
Einfach hundemüde: Wie viel Schlaf braucht ein Hund?
Dein Hund döst fast den ganzen Tag und ist abends trotzdem müde? Wie viel Schlaf ein Hund braucht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Auch Tierschutz-Hunde schlafen oft sehr viel – warum das so ist, erfährst du im Beitrag
Hunde verbringen über 70 Prozent ihres Tages schlafend oder ruhend. Foto: Shutterstock
So viel Schlaf brauchen Hunde
Im Schlaf verarbeitet der Hund die Erlebnisse des Tages. Gehirn und Körper können sich so regenerieren und entwickeln. Wie viel Schlaf im Einzelnen benötigt wird, ist nicht allgemein zu beantworten. Das Schlafbedürfnis ist unter anderem abhängig von
- Alter des Hundes
- Rasse und Größe
- Gesundheitszustand
- Hormonstatus
- Aktivitätsniveau im Alltag
- Aktuelles Stresslevel
- Lebenssituation
Wenn beispielsweise ein achtjähriger Schäferhundmischling sehr ängstlich ist und im Hundesport geführt wird, kann er deutlich mehr Schlaf benötigen als ein junger Jack-Russel-Terrier, der furchtlos ist und wenig spazieren geht. Der Terrier müsste sich weniger erholen. Auch Hündinnen können in der Zeit der Läufigkeit und danach deutlich mehr Schlaf benötigen. Auch Straßenhunde ruhen wann immer es möglich ist. In Beobachtungen kamen erwachsene Streunerhunde auf durchschnittlich 18 Stunden am Tag.
Schlafen oder Ruhen
Vielleicht hast du es auch schon einmal beobachtet: Ein Hund liegt auf einem Schlafplatz und hält die Augen geschlossen. Beim kleinsten Geräusch werden die Augen geöffnet und die Quelle des Geräuschs identifiziert. Ohne den Kopf zu bewegen, schließt der Hund die Augen wieder. Der Vierbeiner ist nicht aus dem Tiefschlaf hochgeschreckt, sondern hat geruht. Dieses Ruhen gleicht einem sehr leichten Schlaf, in dem der Hund vor sich hindämmert, seine Umwelt aber noch gut wahrnehmen kann.
Die einzelnen Schlafphasen des Hundes sind denen des Menschen sehr ähnlich. Jedoch sind die Phasen bei Hunden viel sensibler und kürzer. Grundsätzlich versuchen sie, möglichst viel Energie zu sparen und unnötige Aktivitäten zu vermeiden. Daher können sie binnen Sekunden einschlafen. Ebenso schnell werden sie wieder hellwach. So können sie sofort reagieren, sobald es nötig ist. Dieses angepasste Schlafverhalten ist für freilebende Tiere überlebenswichtig.
Wie viele Stunden schlafen Hunde pro Tag im Durchschnitt?
Hundewelpen:
Neugeborene Welpen schlafen bis zu 22 Stunden am Tag. Mit zunehmendem Alter werden die Schlafphasen kürzer und der Welpe erkundet seine Umwelt immer mehr. Bis zur 16. Woche sollte der Welpe jedoch Ruhephasen von etwa 20 Stunden pro Tag haben, damit er sich gesund entwickeln kann.
Junghunde
Junge Hunde im Alter von vier Monaten bis etwa zwei Jahren haben ein Ruhe- und Schlafbedürfnis von 16 bis 20 Stunden. Gleichzeitig sind sie besonders verspielt und neugierig und kommen darum nicht immer allein zur Ruhe. Sie entwickeln sich allerdings körperlich, hormonell und geistig noch stark. Diese Entwicklung passiert vor allem im Schlaf. Ausreichend Ruhezeiten sind darum besonders wichtig.
Erwachsene Hunde
Ausgewachsene Hunde schlafen und ruhen zwischen 14 und 18 Stunden am Tag. Auch mehr Schlaf ist nicht ungewöhnlich und kann nach viel vorheriger Anstrengung nötig sein.
Alte Hunde
Mit zunehmendem Alter wird auch das Schlafbedürfnis des Hundes wieder höher. Zwischen 16 und 20 Stunden sind nicht selten. Allgemein ruhen ältere Hunde einen Großteil des Tages.
Angekommen im neuen Zuhause brauchen Tierschutzhunde viel Schlaf, um sich zu erholen. Foto: Shutterstock
Tierschutz-Hund schläft sehr viel – was ist normal?
Gerade in der ersten Zeit der Eingewöhnung ins neue Zuhause haben Hunde aus dem Tierschutz ein deutlich erhöhtes Schlafbedürfnis. Es ist nicht ungewöhnlich, dass dein Hund die ersten Wochen überwiegend schlafend oder ruhend verbringt, bis zu 20 Stunden sind vollkommen normal. Der Stresshormonspiegel ist durch sein bisheriges Leben noch erhöht. Bis der Hundekörper sich regeneriert hat, kann also durchaus Zeit vergehen. Es ist darum wichtig, dem Hund genug Rückzugsmöglichkeiten zu gewähren und ihn ruhen zu lassen, damit sein Stresslevel sinken kann.
Viele Halter:innen sind verunsichert, wenn sich der Hund auch nach einigen Wochen noch sehr ruhig verhält. Vielleicht ist dein Eindruck sogar, dass dein Hund wenig Freude empfindet und du wünscht dir, er würde ausgelassener durch sein neues Leben gehen. Hier ist es wichtig, zu differenzieren und mögliche Ursachen zu bedenken.
Das sind mögliche Gründe:
- Dein Hund genießt die Ruhe. Der Tierheimalltag ist oft laut und hektisch, dein Hund ist vielleicht froh, sich nun einfach entspannen zu können. Er ist zufrieden damit, weniger wachsam sein zu müssen und schläft darum genüsslich und viel.
- Zurückhaltung in Innenräumen: Viele Hunde verhalten sich intuitiv innerhalb des Hauses ruhiger als auf Spaziergängen. Während sie draußen toben und rennen, sind sie in Wohnräumen fast nicht zu bemerken.
- Erlerntes Verhalten: Besonders ehemalige Straßenhunde wirken manchmal eher ernst und sind wenig verspielt. Dieses angepasste Verhalten hat ihnen auf der Straße das Überleben gesichert, es ist für sie also eine bewährte Strategie, sich unauffällig zu verhalten.
- Fehlende Erfahrungen: Möglicherweise hat dein Hund in seinem Leben bisher noch nichts kennengelernt, an dem er Freude hat. Ein ehemaliger Kettenhund hat vielleicht noch nie wirklich Schnüffeln oder Spuren verfolgen können.
- Genetik: Herdenschutzhunde sind meistens sehr ruhig und beobachten eher still. Viele Mischlinge aus dem Tierschutz haben Herdenschutzhund-Vorfahren, eine eher ruhige Art gehört also zu ihrem Charakter.
- Gesundheitliche Faktoren: Wenn dein Hund dauerhaft lethargisch wirkt oder wenn du dir unsicher bist, solltest du immer auch die Gesundheit in Betracht ziehen. Bei Hunden aus dem Auslandstierschutz solltest du ohnehin regelmäßig einen Test auf Mittelmeerkrankheiten machen lassen. In diesem Zuge kannst du gleichzeitig die Blutwerte deines Hundes überprüfen lassen.
Bedenke auch, dass dein Bild von einem glücklichen Hund möglicherweise von sehr aufgeregten oder auch gestressten Hunden geprägt sein könnte. Gut gemeinte Versuche, den Hund durch möglichst viele Aktivitäten auszulasten und müde zu machen führen häufig dazu, dass diese Hunde Schwierigkeiten haben, selbst zur Ruhe zu kommen. Wenn dein Hund es also von alleine schafft, sich zurückzuziehen und sich den Schlaf zu holen, den er braucht, ist das wahrscheinlich ein gutes Zeichen.