Magazin · Katzen-Ratgeber · 21. Mai 2022 · 5 Min. Lesezeit
Streunerkatze aufnehmen - So kann es gelingen
Rund zwei Millionen Straßenkatzen leben in Deutschland. Meist bekommt man die Tiere nicht zu Gesicht. Doch wie verhältst du dich, wenn eine Katze immer wieder vor deiner Terrassentür auftaucht oder du den Eindruck hast, dass eine Katze deine Nähe sucht? Ob du den Vierbeiner aufnehmen darfst, erfährst du in diesem Beitrag.
Viele Straßenkatzen sind extrem scheu, doch einige suchen auch den Kontakt zu Menschen. Foto: VETO
Fast täglich schleicht eine Katze durch deinen Garten. Manchmal sonnt sie sich auf deinem Rasen und schaut auch schon mal zum Fenster hinein. Immer wieder schnuppert sie an deinen Gartenmöbeln und trinkt Wasser aus einer Schale, die du bereitgestellt hast. Sie wirkt neugierig und interessiert. Du fragst dich, warum der vierbeinige Besucher so regelmäßig bei dir auftaucht. Braucht das Tier Hilfe? Oder ist die Katze hungrig und auf der Suche nach Futter? Oder nach einem Zuhause?
In unseren Tipps erzählen wir dir, wie du dich richtig verhältst, wenn du mit dem Gedanken spielst, einer streunenden Katze ein Zuhause zu geben und erklären auch, warum das nicht immer eine gute Idee ist.
Streunerkatze erkennen: Straßentier, Freigänger oder wildlebende Katze?
Zunächst solltest du herausfinden, ob die Katze bereits ein Zuhause hat. Viele Freigänger streifen ähnlich wie Straßenkatzen durch ihr Revier und statten auch schon mal Menschen in der Nachbarschaft einen Besuch ab, um ein paar Streicheleinheiten oder einen Snack zu ergattern. Um zu erkennen, ob es sich um eine Streunerkatze handelt, kannst du in der Umgebung herumfragen oder einen Aushang machen. Auch ein Anruf im örtlichen Tierheim kann helfen, denn einige Freigänger verlaufen sich und werden von ihrer Familie bereits schmerzlich vermisst.
Du möchtest die Katze versorgen und an dich gewöhnen? Erst wenn du dir sicher bist, dass der Vierbeiner kein Zuhause hat, solltest du damit anfangen, ihn regelmäßig zu füttern. Falls du aber schon bereits bei den ersten Begegnungen den Eindruck hast, dass das Tier unterernährt ist, spricht nichts gegen einen artgerechten Snack.
Auch wildlebende Katzen verirren sich manchmal in die Nähe des Menschen. Aber: Sie kommen wunderbar ohne seine Zuwendung zurecht und sind scheu. Versuche nie, ein wildlebendes Tier in deine Wohnung zu locken. Vermutlich würde es panisch reagieren. Eine wilde Katze erkennst du zum Beispiel daran, dass sie auch nach mehreren Begegnungen mit dir das Weite sucht oder sogar aggressiv reagiert, wenn du dich näherst. Taucht so eine Katze häufig bei dir zu Hause auf, informiere bitte einen Tierschutzverein in deiner Umgebung, denn unter Umständen braucht die Katze Hilfe.
Darf ich eine Streunerkatze überhaupt aufnehmen?
Tiere fallen in Deutschland unter das Fundrecht. Das bedeutet, dass eine zugelaufene Katze beim Ordnungsamt als Fund gemeldet werden muss. Auch das Tierheim vor Ort sollte informiert werden. Ist das Tier nirgends als vermisst gemeldet, kannst du versuchen, es in deinem Zuhause aufzunehmen.
Doch Vorsicht: In Deutschland kann ein verlorener Besitz noch sechs Monate nach Verlust zurückgefordert werden. So also auch eine Katze. Wie du dir vorstellen kannst, tritt dieser Fall in der Realität aber äußerst selten auf. Wer sein geliebtes Haustier vermisst, macht sich in der Regel direkt auf die Suche nach dem Vierbeiner. Wenn du dich also vergewisserst, dass das Tier in der Nachbarschaft kein festes Zuhause hat und auch dem Ordnungsamt und dem Tierheim der Vierbeiner nicht gemeldet wurde, darfst du davon ausgehen, dass du die Katze bei dir zu Hause eingewöhnen kannst.
Bei jungen, freilebenden Katzen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie sich gut an den Menschen gewöhnen. Ältere Tiere bleiben oft wild und genießen ihre Freiheit. Foto: VETO
Die Katze zieht ein: So gewöhnt sich die Streunerkatze an die Wohnung
Nicht jede Katze kann problemlos gezähmt werden. Besonders bei Tieren, deren Vorfahren schon als Streuner gelebt haben, ist es möglich, dass sie nie wirklich zahm werden. Solltest du so eine Katze bei dir aufnehmen, musst du ihren Bedürfnissen gerecht werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit benötigt der wilde Vierbeiner Freigang und wird dir gegenüber lange Zeit misstrauisch bleiben. Wenn du keine Kuschelkatze, sondern einen selbstständigen Wildfang als Mitbewohner möchtest, kann eine solche Katze durchaus geeignet für dich sein.
Mehr Kuschelpotenzial bietet eine freilebende Katze, die vor allem in der Prägephase Kontakt zu Menschen hatte. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Katze ausgesetzt wurde und sich seitdem alleine durchschlägt. Doch auch diese Vierbeiner begegnen Menschen oft mit Skepsis und müssen mit viel Zuwendung und Geduld davon überzeugt werden, dass sie bei dir ein schönen Zuhause bekommen.
Katzen, die eventuell jahrelang draußen gelebt haben, kennen keine Kratzbäume oder Katzentoiletten. Intuitiv gewöhnen die meisten Tiere sich schnell an die neue Umgebung im Haus oder in der Wohnung. Doch gerade in der Anfangszeit solltest du damit rechnen, dass die Katze auch an Möbelstücken kratzen oder anderweitig Schaden anrichten. Mit etwas Geduld und Fingerspitzengefühl kann aber auch aus einem ehemaligen Streuner ein verschmustes Familienmitglied werden.
Auf der Suche nach menschlicher Zuwendung oder lieber allein unterwegs? Nicht jede freilebende Katze möchte ein Haustier sein. Foto: VETO
Viel Geduld, wenig Erwartungen: Kann eine Streunerkatze zutraulich werden?
Jede Katze ist einzigartig! Ob ein freilebender Vierbeiner sich in deinem Haus oder deiner Wohnung wohlfühlt, ist im Vorfeld schwer einzuschätzen. Manche sind froh, wenn sie ihr Streunerleben hinter sich lassen können und machen es sich schnell auf deiner Couch gemütlich. Andere lieben ihre Freiheit und werden auch als Hauskatze immer auf ihren Freigang bestehen und nicht sonderlich verschmust sein.
Wichtig ist, dass du die Katze nicht bedrängst und sie so sein lässt, wie sie ist. Du wirst merken, ob sie sich bei dir wohlfühlt und ihre Bedürfnisse schnell einschätzen können. Stelle keine Ansprüche an den ehemaligen Streuner und hab Geduld! Denn bei der Eingewöhnung von Katzen kommt es immer wieder zu kleinen und großen Rückschlägen.
Katzen sind charakterstark und haben unterschiedliche Bedürfnisse. Viele Straßentiere brauchen ihre Freiheit - auch, wenn sie bei dir einziehen. Foto: VETO
Checkliste: Katze zugelaufen – Was tun?
Hier findest du eine Übersicht, die dir helfen soll, richtig zu reagieren, wenn eine Katze in dein Zuhause und dein Herz schleicht:
- Wohin gehört die Katze? Nicht jede Katze, die bei dir auftaucht, ist ein Streuner. Versuche herauszufinden, ob dein Besucher ein Zuhause hat. Aushänge in der Nachbarschaft können schnell Klärung bringen. Ist das Tier gechippt oder tätowiert, kann dir die Tierarztpraxis deines Vertrauens oder ein Tierschutzverein weiterhelfen.
- Fund anzeigen: Tiere gelten als Fundsache, die du beim Ordnungsamt melden musst.
- Ist die Katze krank? Überprüfe den gesundheitlichen Zustand des Tieres und informiere im Zweifelsfall das Tierheim oder eine Tierarztpraxis. Katzen, die sehr lange draußen gelebt haben, leiden oft unter Parasitenbefall, der behandelt werden sollte. Sollte das Tier bei dir bleiben, kannst du dich in der Praxis auch direkt über Impfungen und eine Kastration beraten lassen.
- Trächtigkeit: Handelt es sich um eine weibliche Katze? Dann solltest du abklären lassen, ob Nachwuchs unterwegs ist. Bei unkastrierten Straßenkatzen ist das keine Seltenheit.
- Wilde Katzen: Wenn die zugelaufene Katze noch nie menschlichen Kontakt kennengelernt hat und seit Jahren auf sich allein gestellt war, ist es unwahrscheinlich, dass sie sich in deinem Zuhause wohlfühlt. In diesem Fall solltest du trotzdem den örtlichen Tierschutzverein über den Vierbeiner informieren.
- Passt ein Haustier in dein Leben? Nimm eine Katze nur dann auf, wenn du dir sicher bist, dass du langfristig Verantwortung für sie übernehmen kannst.