Magazin · Tierschutz aktiv · 1. Februar 2022 · 5 Min. Lesezeit
Free the Galgo: Der 7. Kölner Galgo-Marsch
Jedes Jahr erleiden unzählige spanische Galgos unfassbare Qualen. Hunde, die als jagduntauglich gelten, werden einfach aussortiert und landen in den Tierheimen vor Ort. Der Galgo-Marsch macht auf das Elend der Jagdhunde in Spanien aufmerksam. Beim 7. Kölner Galgo-Marsch war auch das Team von VETO dabei.
Jedes Jahr beim Kölner Galgo-Marsch kämpfen Menschen für das Wohl der spanischen Windhunde. Foto: VETO
Ihre Erscheinung ist zart, wenn sie durch die Straßen von Köln spazieren. Warm eingepackt in bunte Mäntel laufen sie nah an der Seite ihrer Menschen. Der Straßenverkehr und der Großstadttrubel scheinen den meisten von ihnen wenig auszumachen. Sie strahlen eine natürliche Gelassenheit und Ruhe aus.
Am 29. Januar 2022 ziehen spanische Galgos gemeinsam mit hunderten Tierfreund:innen durch die Medienstadt Köln. Teilweise reisen sie mit ihren Menschen sogar aus dem umliegenden Ausland an. Beim 7. Kölner Galgo-Marsch protestieren geschätzte 700 Teilnehmer:innen mit ihren Hunden für mehr Schutz für die Windhunde in Spanien.
Bereit für den Galgo-Marsch: Diese beiden warten geduldig darauf, dass die Demonstration startet. Foto: VETO
Galgos, wohin das Auge blickt
Das Team von VETO ist schon eine Stunde vor Beginn der Demonstration am Bürgerhaus Stollwerk, um Gespräche mit Tierschützer:innen und Galgo-Fans zu führen. Für mich ist es der erste Galgo-Marsch, bei dem ich selbst dabei sein darf.
Zwar bin ich mit Galgos aufgewachsen und habe zu der Rasse eine sehr besondere Beziehung, doch eine Teilnahme an der Demonstration hatte sich für mich nie ergeben. Umso eindrucksvoller ist für mich das Bild der vielen Hunde, die in der kleinen Parkanlage am Bürgerhaus Stollwerk in Köln geduldig warten. Nicht nur Galgos erkunden den Treffpunkt: Podencos, Afghanen, Jagdhund-Mischlinge und Vierbeiner anderer Rassen tummeln sich zwischen all den Menschen, die heute gemeinsam auf die Straße gehen wollen.
Mir fällt jetzt schon auf, dass kaum ein Bellen zu hören ist. Trotz der ungewohnten Situation wirken die meisten Tiere entspannt. Einigen Vierbeinern ist ihre gewaltsame Vergangenheit anzusehen: Ich sehe dreibeinige Hunde, einen, dem ein Auge fehlt, manche Galgos zucken bei ruckartigen Bewegungen fremder Männer zusammen. Mich interessiert, welche Geschichten hinter diesen Hunden liegen.
Schnell komme ich ins Gespräch und viele Menschen teilen die schicksalhafte Geschichte ihres Galgos mit mir. Dabei fließt auch schon mal das ein oder andere Tränchen. Ich begreife: Der Kölner Galgo-Marsch ist nicht nur eine Demonstration, sondern für viele Menschen eine hochemotionale Herzensangelegenheit.
Diese Galgo-Adoptantin berichtet uns, dass ihr Rüde in Spanien auf einem Feld gefunden wurde. Der Tumor in seinem Kopf war so groß, dass ein Auge entfernt werden musste. Heute ist ihr Hund lebensfroh und anschmiegsam. Foto: VETO
Was ist der Kölner Galgo-Marsch?
Am 1. Februar ist Welt-Galgo-Tag und das offizielle Ende der Jagdsaison in Spanien. Geschätzte 50.000 Galgos und andere Jagdhunde werden zu dieser Zeit einfach aussortiert, weil sie für die Jagd unbrauchbar geworden sind. Wenn sie Glück haben, landen sie in einem spanischen Tierheim, sehr viele Hunde werden aber auch einfach ausgesetzt oder getötet.
Um auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen, gehen in vielen europäischen Städten Menschen zum Ende der Jagdsaison auf die Straße. Sie protestieren für besseren Schutz und einen artgerechten Umgang mit Galgos und anderen Hunden, die dieser Tradition zum Opfer fallen.
In Köln findet der Galgo-Marsch am letzten Samstag im Januar statt – 2022 bereits zum siebten Mal.
Gemeinsam stark für Galgos in Not: Mit etwa 2.000 Hunden quer durch Köln zu laufen, ist ein unbeschreibliches Gefühl. Foto: VETO
Große Aufmerksamkeit für das Leid der Galgos
Rund 700 Menschen mit 2.000 Hunden ziehen beim 7. Kölner Galgo-Marsch durch die Straßen bis zum Kölner Heumarkt. Dabei sind die Vierbeiner natürlich ein echter Blickfang. Nicht nur die farbenfrohen Hundemäntel fallen sofort auf, sondern auch die Plakate und Stofffahnen, die die Mäntel vieler Galgos zieren: „Ich habe schwerverletzt überlebt“, „Stoppt das Massentöten“ und „Geboren, um zu sterben“ sind nur einige der Schriftzüge, die Hund und Mensch an diesem Samstag durch Köln tragen.
Bei der Kundgebung am Heumarkt kommen noch einmal diejenigen zu Wort, die sich ganz besonders für den Schutz der Windhunde engagieren. Auch wir von VETO nutzen die Gelegenheit, um mit Mitgliedern der uns angeschlossenen Vereine ins Gespräch zu kommen und freuen uns über den Austausch.
Der Galgo-Marsch in Köln: mein Fazit
Am Nachmittag geht der Galgo-Marsch zu Ende, doch die Eindrücke, die ich gewinnen durfte, bleiben. Dieser Tag führt mir erneut vor Augen, welchen Ungerechtigkeiten Tiere in Europa immer noch ausgesetzt sind. In Spanien wurden die Hunde, die ich auf dem Galgo-Marsch sehe, eiskalt aussortiert und im Stich gelassen. Viele Halter:innen berichten mir, dass die Hunde sehr verängstigt sind oder schlimme Verletzungen und Narben aus ihrer Vergangenheit mit sich tragen.
In Deutschland haben diese Hunde, die zuvor wie Müll entsorgt wurden, liebevolle Zuhause gefunden und dürfen nun ein artgerechtes Hundeleben genießen. Auch in Spanien gibt es inzwischen immer mehr Privatpersonen, die jagduntaugliche Tiere aufnehmen, doch bis wirklich kein Hund in Spanien mehr aufgrund der Tradition leiden muss, ist es noch ein langer Weg. Und dafür werden wir von VETO auch weiterhin auf die Straße gehen.