Magazin · Tierschutz aktiv · 16. April 2025
· 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert am 16. April 2025
Paul O’Riordan: Der selbstlose Pate von Irlands Windhunden
Er kämpft seit vielen Jahren unermüdlich, obwohl es eine Geschichte ohne Aussicht auf ein Ende ist: Paul O’Riordan, Gründer von Great Hounds in Need, der mit Hingabe und Herzblut in den vergangenen 13 Jahren mehr als 1.000 von der Rennindustrie ausgemusterte Greyhounds vor ihrem Tod bewahrt hat (VETO berichtete). Wir haben Paul in Irland besucht, um mehr über den leidenschaftlichen Beschützer der Greyhounds zu erfahren, der sein Leben den Windhunden widmet.

Wenn Paul bis Juni nicht 130.000 Euro aufbringt, verlieren seine 31 Windhunde ihr Zuhause – und er sein Lebenswerk. Foto: VETO
Vom Zufall zur Berufung: Wie Paul zum Tierschutz kam
Wir treffen Paul inmitten seiner Schützlinge an. Insgesamt 31 Hunde leben zurzeit auf dem Grundstück, das Pauls Organisation seit 2015 pachtet. Die Sonne strahlt, kann aber nicht davon ablenken, dass die Gebäude dringend renoviert werden müssen.
„Zufällig“ sei der ehemalige Straßenmusiker und Computerberater Tierschützer geworden: „Aber es ist ein guter Zufall, der mich hierhergeführt hat. Es ist viel erfüllender als alle anderen Jobs, die ich vorher gemacht habe. Ich mache das alles freiwillig, denn ich bekomme eine Invalidenrente, die meine Kosten deckt.“
Es fing an mit Hundetransporten durch Europa: „Ein Freund fragte mich, ob ich als Beifahrer gerettete Hunde in die Tschechische Republik fahren würde, und ich sagte zu.“ Dass diese Fahrten teils mehr als 30 Stunden dauern und äußerst anstrengend sind, erwähnt er lediglich nebenbei. „Dann war ich einige Male bei Hundetransporten durch Europa und dem Vereinigten Königreich dabei und traf letztendlich eine Gruppe aus der Tschechischen Republik namens Hrytij Vanuzy, Great Hounds in Need.“
Great Hounds in Need – ein Zufluchtsort für Windhunde
Paul gefiel, was die Organisation machte und bot an, ihnen beim Aufbau eines Stützpunktes in Irland zu helfen. So gründete er 2012 Great Hounds in Need und viele Jahre später ist diese Arbeit zu seinem Lebenswerk geworden: „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, so viele Windhunde wie möglich zu retten und wieder in ein neues Zuhause zu vermitteln und die Einstellung der Menschen zu diesen Hunden zu ändern, damit sie sie als Haustiere betrachten.“
Die Zuneigung, die Paul für die Hunde hat und das Vertrauen, das die Greyhounds ihm entgegenbringen, ist deutlich spürbar: „Die Liebe der Windhunde, die Umarmungen, die sie geben, sind die besten Umarmungen von allen Hunden, die ich kenne. Sie sind sehr einfühlsam, sie sind eher wie Katzen. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes die Liebe schlechthin.“
„Windhunde sind im wahrsten Sinne des Wortes die Liebe schlechthin.“ Foto: VETO
Die körperlichen Qualen, die die Tiere durchleben, nachdem sie von der Rennindustrie entsorgt worden sind, kann Paul seit einem Unfall vor ein paar Jahren persönlich nachvollziehen: „Wir hatten hier viele Hunde mit gebrochenen Knochen und gebrochenen Sprunggelenken, wo die Tierärzte sagen: ‘Oh, das heilt mit der Zeit.’ Aber dann habe ich mir selbst die Hüfte gebrochen und den Schmerz der gebrochenen Knochen gespürt. Und das hat mir gezeigt, dass ein gebrochener Knochen, egal wie geringfügig er zu sein scheint, repariert werden muss.“
Pauls Alltag im Tierheim: 31 Hunde, sieben Tage die Woche
Kein Wunder, dass der Ire den Hunden sein Leben widmet, obwohl die Betreuung der Tiere weitaus mehr ist als ein Full-Time-Job: „Ich komme gegen neun Uhr morgens hier an und lasse als Erstes die Hunde raus. Dafür gehe ich durch die verschiedenen Zwinger und lasse die Hunde in Gruppen raus, mit denen sie sich gut verstehen. Dann mache ich alles sauber und wenn ich mit dem Putzen fertig bin, fange ich mit dem Füttern an. Das kann bis elf Uhr morgens dauern. Dann checke ich meine E-Mails und sozialen Medien, um zu sehen, ob es irgendwelche Nachrichten gibt, und dann lasse ich die Hunde den ganzen Tag über in ihren Gruppen rotieren, damit sie jeden Tag und zu jeder Tageszeit Auslauf haben und sich nicht vernachlässigt fühlen. Gegen halb fünf fange ich dann wieder an, die Hunde zu füttern, und das dauert bis zum Abend. Dann lasse ich sie wieder raus und mache so weiter bis neun Uhr abends.“ Hinzu kommen Fahrten zu Tierärzten und alltägliche Besorgungen für die Tiere. Und das alles sieben Tage die Woche. Mitarbeiter kann sich Paul nicht leisten: „Es wäre schön, wenn wir welche hätten.“
Ein Tierheim in Gefahr – und ein Mann, der nicht aufgibt
Doch bevor das passiert, könnte alles ein Ende haben, denn das Grundstück muss im Juni geräumt werden und für den Kauf fehlt der Organisation das Geld: 100.000 Euro plus 30.000 für Sanierungsarbeiten. Eine Pachtverlängerung ist keine Option – die Besitzer sind alt und wollen laut Paul verkaufen, weil sie das Geld für ihre Rente brauchen. Auch ein Umzug ist nicht realistisch, weil jeder geeignete Ort viel zu teuer wäre und es davon abgesehen fast unmöglich ist, überhaupt einen Ort zu finden, der für die Zwecke von Great Hounds in Need geeignet ist, so Paul.
Also gilt es, das Geld aufzutreiben. Und hier zeigt sich der sonst ruhige Ire kämpferisch: „Wir werden hier nicht weggehen. Wir sammeln das Geld.“
Sollte Paul das Tierschutzzentrum, das neben den bekannten Greyhounds auch Lurcher, eine weitere Hunderasse aus der Rennindustrie, beherbergt, nicht aufrechterhalten, wäre das ein schwerer Schlag für die Windhunde – und für ihn: „Dieser Ort bedeutet Freiheit für Windhunde in Not, Freiheit, sich sicher und geborgen zu fühlen. Es ist ein wahr gewordener Traum, denn wir haben eine Vision davon, was wir in Zukunft machen können, und wir wissen, dass uns niemand vertreiben oder zu viel Miete oder Gebühren verlangen wird. Zuvor waren wir in Tierpensionen untergebracht und haben mehr als acht Euro pro Hund und Nacht gezahlt, was einfach zu teuer war. Diesen Ort zu haben, ist ein Traum. Es ist ein Traum. Das Tierheim bedeutet Hoffnung. Es bedeutet eine Chance auf ein neues Leben für alle Hunde und auch für uns. Es ist ein Freiraum. Es ist ein Zufluchtsort für die Hunde, wo sie ihr Leben ausleben können, wo sie eine neue Chance bekommen und sich wohlfühlen, sich entspannen und lernen können, wie man ein Haustier ist. Es bedeutet mehr als Freiheit. Es ist Familie. Und es ist ein Zuhause.“
Die Liebe, die Paul seinen Tieren entgegenbringt, ist deutlich zu spüren. Foto: VETO
Pauls Vision: Standards setzen im Tierschutz
Pauls Vision für Great Hounds in Need ist es, eine erstklassige Rettungs-, Auffang- und Unterbringungsorganisation zu sein, die Standards setzen kann, zu denen jede andere Tierschutzorganisation aufschaut: „Im Moment sind wir noch nicht so weit, aber ich möchte, dass wir ein Vorbild werden.“ Dazu gehört auch Aufklärungsarbeit: „Die Menschen wären am meisten über die Windhund-Industrie schockiert, wenn sie wüssten, wie einfach die Hunde entsorgt werden. Dass sie nur eine Ware sind. Sobald sie nicht mehr zum Geldverdienen taugen, werden sie weggeworfen.“ Zudem setzt sich der Tierschützer dafür ein, dass die exzessive Zucht gestoppt wird: „Wir möchten, dass sich die Industrie nicht so sehr auf Wetten und Geld konzentriert, sondern mehr auf das Wohlergehen der Tiere.“
Was Paul Hoffnung gibt, sind die Organisationen, bei denen seine Windhunde ein Zuhause finden: „Die Slowenen, die sind fantastisch, auch das tschechische Team. Die schwedischen und deutschen Organisationen sind super – wir haben zwei Organisationen in Deutschland, die viele unserer Hunde aufnehmen: Greyhound Protection und Greyhound Forever, und wir sind so dankbar für jedes Zuhause, das sie unseren Hunden geben. Ja, das gibt uns Hoffnung.“
Rettung für Irlands Windhunde: Was jetzt auf dem Spiel steht
Doch momentan ist es fünf vor zwölf für Pauls Tierschutzzentrum. Rette sein Lebenswerk Great Hounds in Need jetzt und unterstütze ihn jetzt mit deiner Spende für die Erhaltung und Sanierung, damit Paul seine Mission für die Greyhounds weiterhin jeden Tag mit Hingabe erfüllen kann.