Magazin · Tierschutz aktiv · 06.02.2020
· 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert am 28.01.2025
Galgos: die Geschichte hinter ihrem Leid
Seit Jahrhunderten werden Windhunde für die Jagd eingesetzt. Doch im Laufe der Zeit änderte sich ihr Schicksal drastisch. Um die Rasse Galgo Español entstand in Spanien eine Tradition, die die Hunde zum Opfer ihrer Schnelligkeit und ihres Geschicks macht.

Die Jagd mit Windhunden hat in Spanien Tradition. Foto: VETO
Heute ist die Jagd in Spanien ein Volkssport. Bei den Wettbewerben gewinnt der schnellste und geschickteste Jagdhund – für die Jäger zählt nur die Leistung und der dadurch erbrachte Profit.
Aus diesem Grund halten die sogenannten Galgueros die Kosten für die Unterbringung und Versorgung der Tiere so gering wie möglich. Viele von ihnen sperren ihre Galgos in dunkle Verschläge und geben den Tieren kaum Futter oder Wasser. Die Situation vor Ort ist fatal.
Galgo Klavierspielen: Darum werden die Windhunde erhängt
Mit Ende der Jagdsaison im Februar sortieren die Jäger ihre nicht mehr jagdtauglichen Hunde aus – teilweise auf bestialische Art. Das sogenannte „Klavierspielen“ ist für einige Besitzer Teil der Tradition geworden.
Dabei hängen sie ihren Galgo an einem Strick oder Kabel an einen Baum. Die Hinterbeine des Hundes berühren gerade noch so den Boden und das Tier kämpft um sein Leben, bis es die Kraft verliert. Gekränkt in ihrer Ehre, bestrafen einige Jäger so ihre Tiere für schlechte Leistungen.
Woher stammt die Tradition?
Früher machten sich die Bauern den Galgo zunutze. Da sie sich kein Fleisch leisten konnten, setzte die ländliche Bevölkerung ihren Hund als Nutzgegenstand für die Nahrungsbeschaffung ein. Auf freiem Feld hetzten die Windhunde mit hohem Tempo Hasen hinterher. Brachte der Hund keine Beute mehr ein, wurde er entsorgt.
Das Aufhängen der Galgos am Baum war eine günstige Methode, die Tiere loszuwerden. Einst aus fehlendem Mitgefühl und Armut entstanden, wurde diese Art der Entsorgung über die Jahre traurigerweise zum Teil der Tradition, die sich bis heute hält.

Galgos sind schnelle Sprinter und jagen Beute auf Sicht. Foto: Bianca Grueneberg
Die Wurzeln des Galgo reichen jedoch noch weiter zurück – bis weit in die Antike. Bereits viele Jahrhunderte vor Christus setzten die Kelten Windhunde ein, die auf Sicht jagen und wussten die Schnelligkeit dieser Rasse zu schätzen.
Auf ihren Zügen nahmen die Kelten diese Hunde mit und so gelangten sie auch auf die iberische Halbinsel. Der Einsatz der Galgos zur Jagd wurde in Spanien übernommen und die Tradition entstand.
Spaniens Jagdhunde: Massenhaft gezüchtet, skrupellos aussortiert
Galgos und andere Jagdhunderassen wie der Podenco werden für die Jagd massenhaft gezüchtet. Hündinnen werden fortlaufend als Gebärmaschinen missbraucht.
Überschüssige Welpen oder jene, die für untauglich befunden werden, werden skrupellos aussortiert – entweder gleich getötet, auf der Straße ausgesetzt oder in einer Tötungsstation oder im Tierheim abgegeben. Ebenso ergeht es Hunden, die sich bei der Jagd oder schon beim grausamen Training verletzen.

Welpen mit ausgeprägtem Jagdinstinkt werden hoch gehandelt und weiterverkauft, Hunde ohne Jagdinstinkt landen im besten Fall im Tierheim. Foto: VETO
Knochenbrüche und offene Wunden: Das unermessliche Leid der Galgos
Das Leben der Galgos, Podencos und anderen Jagdhunden ist von Qual gezeichnet. Sie werden brutal abgerichtet, an Autos gebunden, um ihre Ausdauer zu steigern und gehetzt, bis ihre Körper nicht mehr mitmachen. Beim Training oder den Jagd-Events ziehen sie sich aufgrund der hohen Geschwindigkeit schwerste Verletzungen zu. Teilweise werden die Hunde auch bewusst verstümmelt, bevor man sich ihrer entledigt.
In diesem Zustand ausgesetzt, kämpfen sie auf der Straße ums nackte Überleben. Tierschützende, die sie aufsammeln, sind die einzige Chance der aussortierten Hunde. Sie sind der einzige Weg, dem unermesslichen Leid durch die Jagdindustrie lebend zu entkommen.

Viele der aussortierten Jagdhunde sind so schwer verletzt, dass ihnen nur noch mit einer Amputation geholfen werden kann. Foto: VETO
Eine Zukunft ohne Tradition?
Spanien ist eines der wenigen EU-Länder, in denen die Hetzjagd mit Hunden noch legal ist. Es wird an einer Tradition festgehalten, die schon lange ihren ursprünglichen Sinn verloren hat – die Nahrungsbeschaffung.
2023 trat in Spanien das erste nationale Tierschutzgesetz in Kraft. Tierschützende hofften, dass mit diesem endlich auch die Jagdhunde des Landes besser geschützt sind. Doch diese Hoffnung wurde zerschlagen. Nach langen Verhandlungen und Protesten der Jagdlobby war im Dezember 2022 klar, dass das geplante Tierschutzgesetz Galgos, Podencos und anderen zur Jagd eingesetzten Hunden keinen Schutz gewähren wird. Diese Tiere werden wie Gegenstände behandelt und haben den Status eines Jagdsportgeräts.
Zwar zeigen sich in den vergangenen Jahren erste Erfolge – das Thema bekommt mehr Aufmerksamkeit und einige Galgueros geben ihre Hunde im Tierheim ab, anstatt sie zu töten. Doch die Jagdlobby ist stark. Laut einer Studie der spanischen Artemisan-Stiftung hat die Jagd in Spanien 2016 einen wirtschaftlichen Wert von rund 6,5 Milliarden Euro generiert. 614 Millionen Euro flossen dadurch an Steuereinnahmen in die öffentlichen Kassen.
Um der Jagdlobby etwas entgegenzusetzen und langfristige Traditionen wie die Hetzjagd mit Hunden abzuschaffen, ist es wichtig, ein kollektives Umdenken in der Bevölkerung zu erwirken – mit Aufklärungsarbeit und dem Druck der Öffentlichkeit.
Setz dich mit uns für die spanischen Jagdhunde ein
Um den Galgos, Podencos und anderen Jagdhunden in Spanien zu helfen, ziehen wir von VETO alle Register. Schließ dich uns an und hilf mit, ihrem Leid ein Ende zu setzen!
- Petition gegen Ausbeutung
Wir kritisieren die Jagd heftig und kämpfen für ein Ende der Ausbeutung der spanischen Jagdhunde. Mit unserer Petition fordern wir Konsequenzen für die Misshandlung von Hunden und gesetzliche Regelungen, die Jagdhunde einschließen und vor Ausbeutung und Tierquälerei schützen. Unterzeichne jetzt und gib Galgos und anderen Jagdhunden in Spanien deine Stimme.
- Galgo-Marsch für Tierrechte
Gemeinsam mit anderen Tierschützenden gehen wir jedes Jahr auf die Straße in Protest gegen das Leid der spanischen Jagdhunde. In vielen Städten Europas schließen sich Menschen mittlerweile zu sogenannten Galgo-Märschen zusammen und demonstrieren für die Rechte der Galgos, Podencos und der anderen Jagdhunde. Sei dabei und werde für die missbrauchten Hunde laut.

Jedes Jahr gehen wir von VETO gemeinsam mit vielen anderen Tierschützenden für die spanischen Jagdhunde auf die Straße. Foto: VETO
- Futter und medizinische Behandlungen für gerettete Jagdhunde
Zum Ende der Jagdsaison am 1. Februar werden Tierheime in ganz Spanien von einer Welle traumatisierter und teils schwer verletzter Galgos und anderer Jagdhunde überwältigt. Der Bedarf an Futter ist gewaltig, und die Kosten für lebensrettende Operationen und medizinische Behandlungen übersteigen die Kapazitäten und finanziellen Mittel der Tierschutzvereine um ein Vielfaches.
Im Rahmen der Kampagne Hilfe für Galgos in Not sammelt VETO Spenden, um die Tierschützenden in Spanien bei der Versorgung der misshandelten Jagdhunde zu unterstützen. Deine Hilfe kann Leben retten – spende jetzt!