Magazin · Tierschutz aktiv · 4. März 2024 · 5 Min. Lesezeit
Hochwertiges Futter statt Brot und Kadaver: So retten Futterspenden Galgos
Sie zittern vor Angst und Schwäche, die Rippen und die Wirbelsäule zeichnen sich deutlich ab und das Fell wirkt matt. Galgos in spanischen Tierheimen sind meist in einem schlechten Gesundheitszustand, wenn die Tierschützer:innen sie in Obhut nehmen. Vor Ort in Spanien erfahren wir, warum nahrhaftes Futter so wichtig für die geschundenen Hunde ist.
Haut und Knochen: Viele Galgos erhalten im Tierheim zum ersten Mal in ihrem Leben hochwertiges Futter. Foto: VETO
Ein ehemaliger Viehstall, dunkel und trostlos. Den Tierschützer:innen eines spanischen Tierschutzvereins schlägt ein beißender Gestank entgegen, als sie gemeinsam mit der Polizei das Gebäude betreten. In der Mitte des kahlen Raums liegt ein Wildschweinkopf, weitere Schlachtabfälle finden sie verteilt im Raum. Der Boden ist bedeckt mit Exkrementen. Einige Metallketten hängen von den Wänden herab. Am anderen Ende jeder Kette kauert verängstigt und entkräftet ein magerer Hund.
Wir befinden uns in einer sogenannten Rehala, was übersetzt Meute bedeutet. In Spanien ist es üblich, dass in Rehalas Galgos und auch andere Hunde gezüchtet und zum Kauf angeboten werden. Die spanischen Windhunde der Rasse Galgo Español werden in ihrem Heimatland traditionell zur Jagd eingesetzt und von den Jägern nicht als Haustiere, sondern als reine Jagdwerkzeuge angesehen. Und genau so werden sie auch behandelt.
In dieser Rehala im Süden Spaniens sind die Bedingungen so schlecht, dass die Tierschützer:innen zu Hilfe gerufen wurden und die Hunde retten. Doch sie wissen aus Erfahrung: Jeder dieser Hunde bedeutet eine große Herausforderung für das Team im Tierheim. Nicht nur der psychische Zustand dieser Tiere ist aufgrund der katastrophalen Haltungsbedingungen dramatisch, sondern auch der körperliche. Falsch- und Mangelernährung machen die Hunde krank und können unter Umständen schwerwiegende Folgen haben.
Tierschutzvereine retten Galgos in Notsituationen
Galgos kommen nicht immer durch Rettungsaktionen wie diese in die spanischen Tierheime. Oft geben Jäger ihre Hunde selbst ab, wenn sie sie für die Jagd nicht mehr benötigen. Andere Tiere werden streunend auf der Straße gefunden; sie wurden einfach ausgesetzt.
Egal auf welchem Weg die Hunde ins Tierheim kommen: Der Gesundheitszustand der meisten Galgos ist sehr schlecht, denn auch bei den Jägern werden sie unter erbärmlichen Bedingungen in Verschlägen oder Kellern gehalten. Sie sind abgemagert, voller Parasiten, dehydriert und oft sogar krank. Im Tierheim dürfen sie mit nahrhaftem Futter wieder zu Kräften kommen.
Mit artgerechter Ernährung geht es den Hunden schnell besser. Foto: VETO
Weiter berichtet sie uns, dass die krasse Mangelernährung neben Darmerkrankungen auch Nieren-, Leber- und Hautprobleme bei den Hunden hervorrufen kann. Mit viel Geduld und dem passenden Futter päppeln Patricia und ihr Team die kranken Galgos wieder auf. Bei unserem Besuch vor Ort im Tierheim in Córdoba sehen wir etliche gut genährte Galgos mit glänzendem Fell und klarem Blick. Dies sei auch der guten Ernährung durch Futterspenden aus Deutschland zu verdanken, sagt Patricia.
„Wir sind VETO sehr dankbar, denn durch die Futterspenden haben wir eine Sorge weniger. Dank des hochwertigen Futters kommen unsere Galgos schneller zu Kräften.“
Gutes Futter für Körper und Seele der Galgos
Die nicht artgerechte Haltung hinterlässt bei den Galgos natürlich nicht nur körperliche, sondern auch mentale Spuren. Patricia Almansa berichtet uns, in welcher Verfassung die Tiere sind, nachdem sie von einem Jäger aussortiert wurden:
„Für den Jäger ist ein Galgo kein Lebewesen, sondern nur ein Werkzeug. Bei einem Werkzeug ist es so, dass du es einfach austauschst, wenn du es nicht mehr brauchst oder es zu alt oder kaputt ist. Genauso behandeln die Jäger ihre Hunde. Die Galgos sind in einem sehr schlechten Zustand, wenn sie bei uns ankommen. Sie haben zuvor nicht so ein Leben geführt wie ein Hund, der als Haustier gehalten wird. Sie leben meist in Bunkern oder verriegelten Verschlägen. Die Jäger haben nämlich Angst, dass andere Jäger ihre Hunde stehlen könnten. Deshalb werden sie weggesperrt.
Diese Orte sind schrecklich! Die Hunde haben keinen Kontakt zu Menschen. Die Galgos haben deshalb nicht nur körperliche Probleme, wenn sie bei uns ankommen, sondern auch psychische. Sie sind nicht sozialisiert und wissen nicht, ob sie Menschen vertrauen können oder nicht. Damit ein Hund gut vermittelt werden kann, müssen wir viel mit ihm arbeiten.“
Ausgemergelte und vernachlässigte Hunde müssen erst Vertrauen zum Menschen aufbauen. Foto: VETO
Die meist ängstlichen Tiere müssen erst lernen, dass eine menschliche Hand nicht nur schlagen, sondern auch streicheln und füttern kann. Patricia und ihr Team kümmern sich intensiv um die Galgos, damit sie sich schnell an den Menschen gewöhnen. Auch hier spielt hochwertiges Futter eine Rolle. Die Hunde erleben im Tierheim zum ersten Mal in ihrem Leben, dass sie von Menschen regelmäßig, verlässlich und liebevoll gefüttert werden – besondere Leckerlis gibt es natürlich direkt aus der Hand. Den zurückhaltenden Galgos gibt dies Sicherheit und Vertrauen. Und nach und nach kommen die Tiere nicht nur körperlich zu Kräften, sondern nähern sich auch dem Menschen vorsichtig an.
Futterspenden werden dringend benötigt
Damit die aussortierten Galgos im Tierheim rasch zu Kräften kommen und gesund werden können, brauchen sie nahrhaftes Futter. Bei unserer Spendenaktion Hilfe für Galgos in Not sammelt VETO ganzjährig Futterspenden, um diese dann zum Ende der Jagdsaison zu den Tierheimen in Spanien zu liefern. Jede Futterration trägt dazu bei, dass ein Hund seine schwere Vergangenheit hinter sich lassen und vital in ein neues Leben starten kann.
Madita Haustein vom VETO-Team spricht mit Tierheimleiterin Patricia Almansa über die Bedeutung von Futterspenden. Foto: VETO