Magazin · Tierschutz aktiv · 24.03.2021 · 4 Min. Lesezeit
Illegaler Welpenhandel: Das Geschäft mit dem Leben
Auf einem abgelegenen Parkplatz soll der Traum vom eigenen Welpen wahr werden. Übers Internet verliebt, können die frischgebackenen Hundeeltern ihr Glück kaum fassen. Doch schon in wenigen Wochen verwandelt sich das Schnäppchen in einen wahren Albtraum.
Kulleraugen und ein niedliches Gesicht lenken vom grausamen Geschehen hinter den Kulissen ab. Foto: Yashkin Ilya / shutterstock
Das illegale Geschäft mit Hundewelpen boomt seit Jahren. Die Corona-Krise hat die Situation weiter verschärft. Menschen verbringen mehr Zeit zuhause und sehnen sich nach Gesellschaft. So steigt die Nachfrage nach einem vierbeinigen Begleiter.
Doch Vorsicht ist geboten: Über Online-Plattformen haben illegale Händler:innen leichtes Spiel und machen sich das aktuelle Verlangen der Menschen zunutze.
In Osteuropa produzieren sie unzählige Hundewelpen unter unwürdigen Bedingungen und befördern die viel zu jungen Tiere unentdeckt über die Grenzen nach Deutschland. Das Einzige, was bei diesem Geschäft mit dem Leben zählt, ist der Profit.
Die Machenschaften der Hundemafia
Hinter dem Handel mit Welpen steckt ein organisiertes Netzwerk, das die Anonymität des Internets ausnutzt. Für die Täter:innen ist es das lukrativste Geschäft, nach Drogen- und Waffenhandel. Oft sind die Welpen weder geimpft und entwurmt noch haben sie anerkannte Papiere. Maximalen Gewinn rausschlagen – das ist das Ziel.
Dumpingpreise sind immer noch ein Indikator für unseriöse Angebote, doch die Händler:innen haben dazugelernt und bieten ihre Ware mittlerweile auch zu üblichen oder hohen Preisen an.
Die Inserate lassen sie so echt wie möglich aussehen. Niedliche Bilder und große Knopfaugen sollen Interessent:innen vom Leid hinter den Kulissen ablenken. Dass die Angaben zum Tier falsch sind, fällt vielen Käufer:innen gar nicht auf. Und wenn, ist es oftmals auch schon zu spät. Der Welpe ist gekauft und die Machenschaften ungewollt unterstützt.
Das versteckte Leid
Auf den Fotos im Internet scheint alles normal. Doch die realen Zustände sind erschreckend, wie Undercover-Recherchen belegen: In Massenzuchtanlagen und Hinterhöfen produzieren die skrupellosen Händler:innen abertausende Rassetiere.
Gesundheit und Wohl der Vierbeiner spielen dabei keine Rolle. Mit Kot und Urin verdreckte Zwinger in kalten Schuppen und Verschlägen, ohne Tageslicht und viel zu eng – die Zustände in den Hundevermehrstationen sind weder hygienisch noch gesund, geschweige denn artgerecht.
Die Leidtragenden des grausamen Geschäfts mit dem Leben sind die Tiere. Foto: Pongsatorn Singnoy / shutterstock
Und auch für die Elterntiere ist das Geschäft mit massiven Qualen verbunden. Rüden vereinsamen in Einzelhaltung und kommen nur zum Decken zum Einsatz. Hündinnen werden als Gebärmaschinen regelrecht missbraucht.
Um nach der Geburt so schnell wie möglich wieder trächtig werden zu können, werden sie mit Hormonen behandelt. Durch die beinahe permanente Trächtigkeit leiden sie unter entzündeten, stark hängenden Gesäugeleisten.
Viel zu früh trennen die „Züchter:innen“ die Welpen von ihrer Mutter, sodass die wichtige Prägungsphase und die Sozialisierung der Tiere ausbleibt. Oftmals können sich die Kleinsten im späteren Leben kaum zurechtfinden und wachsen zu angst- und aggressionsanfälligen Tieren heran, die früher oder später im Tierheim landen.
Tierschutzvereine am Limit
In den letzten Jahren ist die Zahl der aufgedeckten Transporte durch stichprobenartige Grenzkontrollen gestiegen. Scheinen die Rettungen Hoffnung zu geben, werden sie bei den verantwortlichen Tierschutzvereinen zur kaum zu bewältigenden Herausforderung.
Vor allem die Tierheime in den Grenzgebieten zu Tschechien, Rumänien oder Ungarn sind aufgrund des Welpenhandels überfüllt.
„Die Übernahme von Welpen aus einem illegalen Transport bringt uns ans Limit.“
„Die Welpen sind viel zu früh von der Mutter getrennt worden und müssen rund um die Uhr von uns betreut werden. Das ist eine echte Mammutaufgabe“, führt Tanja Schnabel aus. „Unser schlimmster Fall waren rund 100 Hunde, die wir aus einem illegalen Transport übernommen haben.“
Die Folgen des Welpenhandels
Nicht nur die Tierheime kämpfen mit den Folgen des Welpenhandels. Gerät man als Privatperson an einen Welpen aus dem unbarmherzigen Millionengeschäft, erwartet Besitzer:in und Tier häufig eine schwere Zeit.
Meist deckt schon der erste Besuch in der Arztpraxis gesundheitliche Probleme auf. Die damit verbundenen Tierarztkosten gleichen den zu günstigen Kaufpreis schnell wieder aus.
Im schlimmsten Fall geht es den Tieren von Tag zu Tag schlechter und trotz hoher Behandlungskosten sterben viele von ihnen oder müssen eingeschläfert werden.
Die niedlichen Fotos im Internet haben mit den realen Zuständen in Massenzuchtanlagen nichts gemein. Foto: DEALORY / shutterstock
Das kannst du tun!
Um den illegalen Welpenhandel zu stoppen, braucht es gesetzliche Regelungen und strengere Kontrollen. Doch auch du kannst etwas tun, damit das Leid der Billigwelpen ein Ende findet.
• Kaufe keinen Welpen über Anzeigen auf Online-Plattformen oder auf der Straße. Wende dich stattdessen an seriöse Tierschutzvereine, denn auch im Tierheim gibt es Hundebabys.
• Lass dich nicht aus Mitleid zum Kauf verleiten – damit unterstützt du die Machenschaften.
• Melde unseriöse Züchter:innen, Vermehrer:innen oder illegale Händler:innen beim Veterinäramt oder der Polizei. Du kannst Tierquälerei anzeigen.
• Kläre dein Umfeld über die grausamen Bedingungen auf.
• Adoptiere ein Tier aus dem Tierheim oder dem Auslandstierschutz.