Magazin · Tierschutz aktiv · 24. Januar 2018 · 5 Min. Lesezeit
Kastrationspflicht für Katzen
Straßenkatzen in Deutschland – kaum einer nimmt sie wahr und doch ist ihr großes Leid traurige Wahrheit. Dabei gibt es eine langfristige Lösung für das Elend.
Weil es oft auch Hauskatzen im Freigang sein könnten, nehmen viele Menschen Straßenkatzen nicht als solche wahr. Foto: unsplash
Aus dichtem Gebüsch ist ein leises Rascheln und ein kaum wahrnehmbares Fiepen zu hören. Der Lärm der viel befahrenen Straße übertönt das Geräusch, das aus dem verwachsenen Geäst kommt. Durch ein kleines Loch zwischen den Blättern wird der Ursprung der Geräusche sichtbar.
Zwei winzige Babykatzen, höchstens ein paar Tage alt, liegen zitternd in ihrem Versteck. Auch nach längerem Warten kehrt die Kitten-Mama nicht zurück. Niemand vermag sich auszumalen, was ihr zugestoßen ist.
Diese beiden Kitten hatten Glück, gefunden zu werden. Doch um langfristig an der elendigen Situation der Straßenkatzen etwas zu ändern und unkontrollierte Vermehrung zu stoppen, hilft nur eine flächendeckende Kastrationspflicht in ganz Deutschland.
Oft verstecken sich Straßenkatzen mit ihren Kitten. Stößt dem Muttertier auf der Suche nach Futter etwas zu, haben die Babys kaum eine Überlebenschance. Foto: Shutterstock
Traurige Realität auf der Straße
Die Geschichte der beiden Kitten zeigt, wie die Realität für Straßenkatzen wirklich ist. In Hinterhöfen, Industriegebieten oder Gartenanlagen treiben sich unzählige herrenlose Katzen umher. Sie haben kein Zuhause und kämpfen Tag für Tag ums Überleben.
Rund 2 Millionen Straßenkatzen kämpfen in Deutschland mit lebensbedrohlichem Hunger und leidvollen Krankheiten.
Der Grund für die Vielzahl sind unkastrierte Freigänger, ausgesetzte Tiere und ehemalige Hauskatzen, von denen die Streuner abstammen. Die Population heimatloser Katzen wächst stetig und Generation für Generation wird das Elend weiter getragen.
Man stelle sich vor: Unkastrierte Katzen können mehrmals im Jahr Junge bekommen. In nur sieben Jahren können dadurch bis zu 370.000 Nachkommen entstehen. All diese Kitten ereilt dasselbe Schicksal: Hunger, Krankheit, Schutzlosigkeit und ständige Angst vor den Gefahren auf der Straße.
Unkastrierte Katzen vermehren sich ungebremst. Sie können mehrmals im Jahr Nachwuchs bekommen. Foto: Shutterstock
Herausforderung für Katzenvereine
Viele Katzenkinder verlieren ihre Mutter. Wenn sie Glück haben, werden sie von Tierschützer:innen gefunden. Wie die beiden Kitten, die dank der Katzenhilfe Hoyerswerda aufgepäppelt werden konnten. Doch auch die Tierheime und Pflegestellen sind überfüllt, sodass nicht alle Tiere versorgt werden können.
„Gerade zur Sommerzeit werden massenhaft Katzen ausgesetzt. Besonders schlimm ist es, wenn immer wieder tragende Katzen und Babys irgendwo regelrecht entsorgt werden. Im Winter haben die Kitten dann kaum eine Chance und erfrieren.“
Katzenvereine wie dieser kämpfen mit allen Mitteln, um Katzen zu helfen. Das Erschreckende daran ist, dass die Hilfe von Seiten der Stadtverwaltung ausbleibt. „Niemand fühlt sich für die herrenlosen Katzen verantwortlich oder möchte die Kosten tragen. Selbst für Fundtiere, die wir aufnehmen, gibt es keine Unterstützung für die Versorgung und Unterbringung“, so Koch.
In der Regel betreut die Katzenhilfe über 200 Tiere. Die ehrenamtlichen Tierschützer:innen opfern jede freie Minute und das wenige Personal arbeitet im Zwei-Schicht-Betrieb.
„Meine persönliche Hochachtung gilt dem Personal, denn ich sehe jeden Tag, was diese Frauen und unser Mann leisten. Ohne Murren wird das kräftezehrende Pensum absolviert.”
Koch berichtet weiter: „Es gibt eigentlich sehr viele Arbeitslose, die gerne bei uns arbeiten würden. Jedoch ist das Jobcenter nicht bereit hier weiterzuhelfen und weiteres Personal müsste durch Spendengelder finanziert werden.“
Eine flächendeckende Kastrationspflicht ist unabdingbar, um das Leid zu stoppen. Foto: Shutterstock
Darum rettet kastrieren Leben
Mit all diesen Herausforderungen und Problemen sind vor allem Katzenvereine, aber auch Tierheime im Allgemeinen konfrontiert. Da liegt es auf der Hand, wie unverzichtbar flächendeckende Kastrationen sind. Das Leid breitet sich unkontrolliert aus und unkastrierte Freigänger-Katzen tragen immer weiter dazu bei.
Durch eine Kastrationspflicht kann sich die Situation langfristig für die Katzen, aber auch für die Tierheime ändern. Halter:innen müssen mehr Verantwortung für ihre Tiere übernehmen, das heißt Freigänger-Katzen dürften unkastriert nicht mehr aus dem Haus. Nur so können verwaiste Kitten, verhungerte Straßenkatzen und eine Überpopulation langfristig reduziert werden.
Über 500 Gemeinden haben bereits eine solche Kastrationspflicht eingeführt – ein erster Schritt. Jedoch ist eine deutschlandweite Kastrationspflicht unverzichtbar, sodass die Entscheidung nicht mehr auf Seiten der Stadt getroffen wird.