Magazin · Tierschutz aktiv · 12. März 2020 · 4 Min. Lesezeit
Eine Reise zu den spanischen Galgos
Mit Kameras und Neugier im Gepäck ist das Duo unserer VETO-Fotografen Claudia und Daniel nach Spanien gereist, um sich im Tierheim „Fundación Benjamín Mehnert” ein Bild von der Situation der Galgos zu machen. Was diese Reise mit den beiden gemacht hat, liest du hier.
Daniel war erstaunt, wie zutraulich die Galgos waren. Foto: Claudia Lemke
Mit Spanien haben Claudia und Daniel in der Vergangenheit schöne Dinge wie Urlaub, Sonne und Erholung verbunden. Dass das sonnenverwöhnte Land auch Schattenseiten hat, wissen die beiden spätestens, seitdem sie sich im Tierschutz engagieren.
In Tierschutzkreisen ist das traurige Schicksal spanischer Windhunde längst bekannt. Jedes Jahr werden die Galgos erst zur Jagd ausgenutzt und anschließend aussortiert.
Wir wollten wissen, wie es ist, selbst vor Ort bei den Vierbeinern zu sein und zu sehen, wie es den Tieren geht und wie ihr Alltag aussieht.
Darum haben wir mit Claudia und Daniel gesprochen. Die beiden haben ein spanisches Tierheim besucht, das hauptsächlich Galgos beherbergt. Die beiden berichten von einer Reise, die sie nachhaltig berührt hat.
Claudia war vor Ort, um sich selbst ein Bild zu machen und authentische Fotos mitzubringen. Foto: Daniel Creutz
600 Galgos – alle auf der Suche nach Liebe
In Alcalá de Guadaíra nahe Sevilla haben die beiden die „Fundación Benjamín Mehnert” besucht. Unterstützt wird das Tierheim von dem deutschen Verein Galgorettung Fränkisches Seenland. Ein Tierheim der größeren Sorte – rund 600 Hunde, fast ausschließlich Galgos, werden dort täglich versorgt.
Die Menge an Hunden habe Daniel schockiert, sagt er. „So viele Hunde auf einmal habe ich vorher noch nicht gesehen.“ Auch Claudia war überwältigt. Nicht nur von der Menge, sondern auch von den Hunden selbst.
„Ich war unfassbar gerührt von den Hunden. Die gehen einem so nah, da bekomme ich jetzt schon wieder eine Gänsehaut.“
Daniel fügt hinzu: „Sobald man ein Gehege betreten hat, wollte jeder Hund einfach nur ein Stück vom ,Liebe-Kuchen‘ abhaben.“
Überrascht hat die beiden, dass die Fellnasen ohne zu zögern auf sie zukamen, gestreichelt werden wollten. „Nach allem, was sie erlebt haben, fand ich das schon erstaunlich“, sagt Claudia. Das beschreibe sehr gut den Charakter eines Galgos: sanftmütig, liebevoll und verschmust durch und durch.
Nichts, was Claudia und Daniel von Jagdhunden erwartet hätten. Und schon gar nicht von Tieren, die bisher keine guten Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, sind sich die beiden einig. „Was sie mitmachen mussten und wie sie gelitten haben – die haben ja nie Liebe bekommen“, sagt Claudia.
Zwei von rund 600 Galgos, die in dem spanischen Tierheim jeden Tag versorgt werden müssen. Foto: Claudia Lemke
Knochenjob Tierpfleger:in in Spanien
Doch es gab auch die anderen. Die verängstigten Hunde, denen man angesehen habe, dass sie schwer traumatisiert sind. Scheu und zittrig, manche dazu noch abgemagert und verwundet.
Um wieder mehr Selbstbewusstsein zu erlangen, werden diese Vierbeiner in Rudel gesetzt, in denen selbstbewusstere Tiere leben. Von diesen Hunden sollen sie dann ein normales Sozialverhalten lernen. Es scheint zu funktionieren: Keins der Tiere sei aggressiv gewesen oder habe gebissen, berichten Claudia und Daniel.
Um zu wissen, wer einen guten Einfluss auf wen haben könnte, müssen die Tierschützer:innen ihre Vierbeiner kennen. 600 Hunde, jeder einzelne ein Individuum mit Bedürfnissen, Eigenheiten und einer Geschichte, die er mitbringt – eine Vollzeitaufgabe.
Claudia und Daniel durften sich im Tierheim frei bewegen. So haben sie erlebt, wie viel die Tierschützer:innen vor Ort leisten. Als „Knochenjob” bezeichnet Claudia die Arbeit als Tierpfleger:in im Tierheim. Aber: „Die Leute haben sich mit Hingabe um die Tiere gekümmert“, sagt Daniel.
Sanftmütig und liebebedürftig – das sind nur zwei der positiven Charaktereigenschaften eines Galgos. Foto: Claudia Lemke
Warum Futterspenden für Galgos so wichtig sind
Der Besuch in der „Fundación Benjamín Mehnert” hat die beiden nicht nur zu riesengroßen Galgo-Fans gemacht, er hat bei ihnen auch ein ganz anderes Verständnis für die Situation vor Ort hinterlassen. Für Daniel ist nach der Reise der Respekt vor der Arbeit der Tierschützer*innen erheblich gestiegen.
Außerdem sei ihm bewusst geworden, wie unfassbar viel Futter jeden Tag benötigt wird, sagt er. Denn täglich 600 Tiere mit nahrhaftem Futter zu versorgen, das ist eine Mammutaufgabe. „Wenn du siehst, wie viele Tiere das sind und wie viel Futter sie brauchen – das muss ja irgendwo herkommen“, sagt Claudia.
Das habe ihr noch mal ganz deutlich gemacht, wie wichtig Spendenaktionen sind, wie sie VETO regelmäßig startet. Claudia: „Du siehst einfach, was du mit solchen Spendenaktionen bewirken kannst und das ist unglaublich.”