Magazin · Tierschutz aktiv · 16. Dezember 2021 · 7 Min. Lesezeit
Gesichter des 5. Spenden-Marathon für Tiere: 11 Fragen an Sarah Schonert von VETO
Bereits das fünfte Jahr in Folge findet der Spenden-Marathon für Tiere statt. Höchste Zeit, einmal hinter die Kulissen zu blicken! Wir reden mit Partnern, Tierschützer:innen, Botschafter:innen und dem VETO-Team über ihre Sicht auf den Tierschutz und ihre persönlichen Erfahrungen. Dieses Mal: VETO-Mitarbeiterin Sarah Schonert
Sarah Schonert begleitet den Spenden-Marathon bereits zum fünften Mal. Foto: VETO.
Mit einer starken Gemeinschaft aus Tierschutzorganisationen, prominenten Botschafter:innen, Spender:innen, Kooperationspartnern und dem leidenschaftlichen VETO-Team wird der Spenden-Marathon für Tiere in diesem Jahr bereits zum fünften Mal ermöglicht. Wir zeigen euch die Menschen, die mit viel Herzblut den Spenden-Marathon organisieren und verbreiten.
Sarah Schonert ist Mitarbeiterin bei VETO und begleitet den Spenden-Marathon schon seit seinem Debüt im Winter 2017. Von ihren Erfahrungen mit der Spendenaktion, was sie an Hunden fasziniert und warum sie sich einen gesellschaftlichen Wandel für den Tierschutz wünscht, hat sie uns im Interview erzählt.
Hallo Sarah, stell dich doch bitte einmal kurz vor: Wer bist du und was machst du so?
Ich bin Sarah Schonert, ich bin Leiterin des PR-Teams und für das Thema Fundraising bei VETO zuständig. Ich koordiniere also zum Beispiel die Spendenaktionen, darunter auch den Spenden-Marathon für Tiere.
Wie sieht deine Arbeit bei VETO aus?
Im Fundraising geht es um die Beschaffung von Ressourcen. Man könnte meinen, es geht nur darum Spenden zu gewinnen, aber am Ende des Tages ist es viel mehr. Denn mein Ziel als Fundraiserin ist es Menschen zu finden, die die gleiche Vision wie wir haben, sie mit an Bord zu holen und zu sagen: „Hey, lass uns zusammen für den Tierschutz kämpfen! Gemeinsam können wir einen Unterschied machen.“ Jede Spende ermöglicht unsere Arbeit erst und trägt dazu bei, dass wir der Vision aller Tierfreund:innen näher kommen.
Meine tägliche Arbeit gefällt mir, ich setze meine Zeit und Energie für etwas Sinnvolles ein. Schön ist, dass man am Ende des Tages eben auch sieht, was man bewirkt hat, wenn zum Beispiel Rückmeldungen von den Tierschutzvereinen kommen, mit denen wir zusammenarbeiten. Das ist das, was die Arbeit besonders macht.
Warum ist dir das Thema Tierschutz wichtig?
Es gab wohl keinen Tag X, an dem ich festmachen könnte, dass da meine Liebe zu Tieren entfacht wurde. Die war eigentlich schon immer da. Zu Hunden hatte ich immer den größten Bezug. Als ich alt genug war, bin ich im Tierheim regelmäßig mit Hunden spazieren gewesen. Ich konnte so etwas Gutes tun und gleichzeitig eben auch für mich einen kleinen Traum erfüllen.
Dadurch habe ich dann auch immer mehr gemerkt, dass mir das Thema Tierschutz wichtig ist. Ich finde, je mehr man sich mit Tieren beschäftigt, desto mehr merkt man, dass alle eine eigene Persönlichkeit haben und dass sie alle Individuen sind. Dass es nicht eben nur das Haustier ist, das süß ist, sondern dass da ein Lebewesen hinter steckt, was es zu respektieren gilt.
„Mensch und Tier sollten ein Team sein, es muss ein Zusammenspiel und eine respektvolle Beziehung da sein.“
Was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen für den europäischen Tierschutz?
Europaweit haben Hunde und Katzen einfach noch nicht den Stellenwert, den sie haben sollten. Mensch und Tier sollten ein Team sein, es muss ein Zusammenspiel und eine respektvolle Beziehung da sein.
Wenn auf dieser Ebene mehr Bewusstsein herrscht, dann würden sich auch andere Probleme wie die unkontrollierte Vermehrung durch zum Beispiel unkastrierte Besitzertiere eher auflösen lassen. Wenn alle Menschen und Institutionen Tiere als Individuen verstehen, als vollwertigen Teil unserer Gesellschaft, dann würden auch Gesetze geändert und mehr Menschen Verantwortung übernehmen.
Was für Erfahrungen hast du mit dem Spenden-Marathon für Tiere gemacht?
Den Spenden-Marathon habe ich eigentlich von Anfang an begleitet, seit Stunde Null. Diese Phase im Jahr ist eigentlich immer etwas Besonderes und für alle Beteiligten echt ein Herzensprojekt. Es bestand schon lange der Wunsch, dass es auch mal einen Marathon für Tiere gibt, um den Stellenwert für heimatlose Hunde und Katzen in Europa auch einfach mal hervorzuheben.
Das Thema in die Köpfe zu bekommen war immer so ein bisschen der Hintergedanke des Spenden-Marathon. Die Versorgung mit Futter, weil der Winter natürlich eine herausfordernde Zeit ist und gleichzeitig aber auch die Herausforderungen, die eben weiterhin bestehen, in den Blickpunkt zu lenken und auch eine Plattform für das Thema zu schaffen, war uns immer wichtig.
„Es braucht beim Gegenüber den eigenen Impuls, etwas ändern zu wollen, sonst wird man immer das eigene Ego und das eigene Wohlbefinden über das der Tiere stellen.“
Wie reagieren denn deine Freunde oder Familie auf dein Engagement? Was sagt dein Umfeld?
Ich würde schon sagen, dass ich mein Umfeld am Thema Tierschutz auf jeden Fall teilhaben lasse. Ich glaube, dass es allein viel Effekt hat, wenn man bestimmte Sachen einfach lebt und dadurch vorlebt. Es braucht beim Gegenüber den eigenen Impuls, etwas ändern zu wollen, sonst wird man immer das eigene Ego und das eigene Wohlbefinden über das der Tiere stellen.
Ich rede aber schon im Privaten über Tierschutz und merke auch, dass mein Umfeld offen dafür ist. Es ist wichtig, diese Informationen in die Gesellschaft zu tragen und aufzuklären. Da ist das eigene Umfeld ein guter Start. Und wenn man dann nach einiger Zeit merkt, dass sich auch was in der Denkweise geändert hat, fühlt sich das natürlich total gut an.
Hast du denn selbst auch ein Haustier?
Aktuell habe ich selbst kein Haustier. Ich habe mir aber immer gewünscht, einem Hund ein Zuhause zu schenken. Als Jugendliche war ich dann im Tierheim in Schwerte als Gassigängerin und habe die unterschiedlichsten Hunde ausgeführt. Und dann war da diese eine Hündin. Bessy, ein Labrador-Mix. Mit ihr war ich öfter Gassi, die hat mein Herz erobert. Sie war eigentlich der Hund, der mich nachhaltig begeistert hat.
Ich habe natürlich alles versucht, was in meiner Macht stand, Listen geschrieben, Kostenaufstellungen und Gassigeh-Pläne. Das hat meine Mutter leider nicht überzeugt. Bessy wurde dann in ein schönes Zuhause vermittelt. Irgendwann später habe ich auf der Website ein Foto gesehen, wie sie am Strand war mit der Familie und dann war das auch okay für mich. Aber danach gab es bisher nicht noch mal ein Tier, an dem ich so hängengeblieben bin.
Was hat Bessie für dich einzigartig gemacht?
Sie war einfach zuckersüß. Auffällig oder bemerkenswert war auf jeden Fall, dass sie sehr menschenbezogen und clever war. Sie hat sich direkt sehr gefreut, obwohl sie mich nicht kannte. Sie ist ganz selbstverständlich mitgegangen und war ganz aufmerksam, was ich von ihr möchte. Es war wirklich schön, dass sie so schnell Vertrauen gefasst hat.
Auch wenn noch kein eigener Hund eingezogen ist - bei VETO findet sich hinter fast jeder Tür ein Bürohund für Streicheleinheiten. Foto: VETO.
Wodurch bereichern Hunde dein Leben?
Das ganze Wesen von Hunden liebe ich. Wie sie in einem Moment total aufdrehen können und im anderen Moment dann ganz faul in der Ecke liegen. Und diesen Bezug von Hunden zu Menschen finde ich spannend. Dass aus Mensch und Hund ein richtiges Team entstehen kann, das voneinander auch profitiert, der Hund sich am Menschen orientiert und man da diese Sicherheit vermitteln muss.
Hunde spiegeln einem ja auch direkt die eigene Laune. Auch, wenn man das vielleicht selber für sich noch gar nicht entdeckt hat, dass man vielleicht schlecht drauf ist oder nervös ist, der Hund reagiert darauf sofort. Und man muss sich dann auch mit sich selbst beschäftigen.
Kannst du dir vorstellen, einmal ein Tier aus dem Tierschutz zu adoptieren?
Ja, das kann ich mir auf jeden Fall vorstellen, wenn die richtige Zeit gekommen ist. Es gibt ja einfach schon genügend Tiere, die da sind. Ich finde es schlimm, dass das Denken der Menschen oftmals so schwarz-weiß ist. Im Tierschutz wird jeder fündig und es sind auch nicht alle Tierschutztiere gestört. Das kann man nicht pauschalisieren.
Ich glaube, wenn eine vernünftige Beratung vorher stattfindet und man ein Tier nach dem Charakter auswählt und nicht nach dem Aussehen, dann schafft man schon die beste Grundlage. Wenn alles gut läuft, kann man das Tier zum Beispiel ja auch über eine Pflegestelle kennenlernen. Erfahrene Pflegestellen können dann ihre Einschätzung geben, in welche Familie welches Tier am besten passen könnte. Als Adoptant kannst du auch deine Bedürfnisse und Lebenssituation schildern und dann kann geguckt werden, was für ein Hund passt.
„Tierleid ist ein menschengemachtes Problem.
Da sind wir alle in der Pflicht, humane Lösungen zu finden.“
Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir für die Zukunft des Tierschutzes wünschen?
Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen Tiere adoptieren und auch mit einem anderen Verständnis an diese Tierschutztiere herangehen. Ohne sie pauschal abzustempeln, sondern einfach dem Ganzen eine Chance geben und sich auch im Vorfeld vernünftig Gedanken machen. Ich glaube, dass dann auch jeder fündig wird.
Ich würde mir auch wünschen, dass die Gesellschaft als Ganzes mehr Verantwortung übernimmt, Tiere vernünftig zu behandeln. Tierleid ist ein menschengemachtes Problem. Da sind wir alle in der Pflicht, humane Lösungen zu finden. Es darf eben nicht normal sein, dass in Deutschland zum Beispiel zwei Millionen Straßenkatzen leben oder dass in Europa Tiere in die Tötung gesteckt werden, weil sie zu viele sind und keiner sich verantwortlich fühlt.
Es ist ein gesellschaftlicher Wandel nötig, damit Tierschutz auch auf politischer Ebene noch mehr Relevanz bekommt. Ich glaube auch, dass es wichtig ist, sich auch gegenseitig zu helfen. Strukturschwächeren Regionen und Länder sollten sich gegenseitig unterstützen, damit das Tierleid überall bekämpft werden kann.
Vielen Dank für das Interview, Sarah. Schön, dass du dabei bist!