Magazin · Tierschutz aktiv · 26. November 2021 · 7 Min. Lesezeit
Gesichter des 5. Spenden-Marathon für Tiere: 11 Fragen an Tierschützerin Claudia Hoffmann
Bereits das 5. Jahr in Folge findet der Spenden-Marathon für Tiere statt. Höchste Zeit, einmal hinter die Kulissen zu blicken! Wir reden mit Partnern, Tierschützer:innen, Botschafter:innen und dem VETO-Team über ihre Sicht auf den Tierschutz und ihre persönlichen Erfahrungen. Dieses Mal: Tierschützerin Claudia Hoffmann!
Claudia Hoffmann hilft mit dem Verein Ein Herz für Streuner e. V. heimatlosen Hunden und Katzen in Rumänien Foto: Privat.
Mit einer starken Gemeinschaft aus Tierschutzorganisationen, prominenten Botschafter:innen, Spender:innen, Kooperationspartnern und dem leidenschaftlichen VETO-Team wird der Spenden-Marathon für Tiere in diesem Jahr bereits zum fünften Mal ermöglicht. Wir zeigen euch die Menschen, die mit viel Herzblut den Spenden-Marathon organisieren und verbreiten.
Claudia Hoffmann engagiert sich beim Münchener Tierschutzverein Ein Herz für Streuner e. V. Worin sie die wichtigsten Aufgaben des Tierschutzes sieht, ihre Erfahrungen beim Spenden-Marathon und wie ihr Leben als Tierschützerin und Mutter aussieht, hat sie uns erzählt.
Hallo Claudia, stell dich doch bitte einmal kurz vor: Wer bist du und was machst du so?
Ich bin Claudia, 35 und alleinerziehende Mama einer Tochter. Wenn ich mich nicht gerade im Tierschutz rumtreibe, bin ich Erzieherin und stellvertretende Leiterin einer Kindertagesstätte.
Bei Ein Herz für Streuner habe ich 2015 als Pflegestelle angefangen. Mit der Schwangerschaft bin ich in den organisatorischen Bereich eingestiegen, momentan sind meine Schwerpunkte die Homepage, die Koordination des Katzenteams und Social Media. Als Vollzeitberufstätige hat das am besten gepasst, weil es flexibel ist. Ich sitze oft nächtelang vor dem Rechner, pflege die Homepage und plane und poste.
Wie sieht deine Zusammenarbeit mit VETO aus?
Der Kontakt zu VETO und der Spenden-Marathon sind bei mir ganz zufällig hängengeblieben, ich bin immer eine der Ansprechpartnerinnen gewesen. Schön ist dabei im Kontakt, dass es nicht immer nur um den Spenden-Marathon geht, sondern dass VETO auch dafür sorgt, dass die Aufmerksamkeit für die Arbeit im Tierschutz größer wird. Das ist ganz wichtig.
Wenn es im Oktober wieder mit der Vorbereitung zur Bewerbung beim Spenden-Marathon losgeht, wissen alle schon vorher, dass es viel Arbeit wird. Es ist anstrengend und man muss einiges machen, wie Material und Infos raussuchen. Aber wir machen das alle gerne, weil wir wissen, dass wir damit ganz viele volle Bäuche haben. So müssen die Tiere nicht hungern, gerade im Winter brauchen sie durch die Kälte auch mehr Energie durch Futter.
Warum ist dir das Thema Tierschutz wichtig?
Früher hat mich das Thema Massentierhaltung viel beschäftigt. Tierversuche fand ich auch schon immer grausam. Ich habe aber lange einfach nicht gewusst, wie die Situation für Straßentiere außerhalb von Deutschland ist.
Durch Ein Herz für Streuner e. V. bin ich dann darauf aufmerksam geworden, wie schlimm das Leid auch in anderen Ländern sein kann. Das hat man früher auch einfach viel weniger mitbekommen. Ich habe mir übrigens schon oft die Frage gestellt, wie Tierschutz eigentlich ohne Social Media funktioniert hat! Das ist heute kaum mehr vorstellbar. Aber es öffnet einem den Blick auf andere Länder, das finde ich sehr wertvoll.
„Nur die Tiervermittlung alleine bringt nichts.“
Was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen für den europäischen Tierschutz?
In vielen Ländern ist es die Gesetzeslage. Wenn man bedenkt, dass in Rumänien jeder Hund, der länger als zwei Wochen in einem öffentlichen Tierheim sitzt, getötet werden darf, dann ist klar, woran gearbeitet werden muss.
Aufklärungsarbeit ist dafür extrem wichtig. Viele ältere Leute wird man nicht mehr ändern können. Darum brauchen wir die jungen Menschen. Aufklärung in der Bevölkerung ist ganz entscheidend, um überhaupt Empathie zu entwickeln und Bewusstsein zu schaffen. Wir haben deshalb jetzt angefangen, auch in die Schulen zu gehen und Kinder aufzuklären.
Ein Herz für Streuner hat noch verschiedene weitere Schwerpunkte. Nur die Tiervermittlung alleine bringt nichts. Wenn ein Tier weg ist, kommt direkt das nächste nach. Eine ganz wichtige Aufgabe ist darum die Eindämmung der Population durch Kastrationen. Wir machen mehrfach im Jahr Kastrationsaktionen, durch Corona hat das im letzen Jahr leider nicht geklappt. Das merken wir sehr deutlich an einer unfassbaren Welpenschwemme. Wir haben so viele Welpen wie noch nie. Außerdem leisten wir noch die medizinische Versorgung und die Futterversorgung. Darum kommt uns auch der Spenden-Marathon so gelegen, das spart uns wahnsinnig viel Geld, das sonst woanders fehlt.
Was für Erfahrungen hast du mit VETO und dem Spenden-Marathon für Tiere gemacht?
Die Zusammenarbeit ist immer toll. Auch alles was zwischendurch passiert, die Gespräche sind immer freundlich. Besonders schön sind die Momente, wenn die Spenden ankommen. Das berührt mich jedes Mal, weil auch unsere Helfer vor Ort sich wahnsinnig viel Mühe geben und mit Herzblut dabei sind. Und die sind immer so glücklich, weil das so eine große Masse an Futter ist, was da ankommt, es ist immer ein Highlight. Das ist wirklich das pure Glück.
„Nichts zu tun, das würde sich falsch anfühlen.“
Wie reagieren denn deine Freunde oder Familie auf dein Engagement? Was sagt dein Umfeld?
Alle wissen das, alle die mich kennen kriegen das auch mit. Und ich werde toll unterstützt. Sogar meine Mama, die eigentlich nicht so tieraffin ist, spendet. Manche fragen vielleicht mal, warum ich mir das antue. Aber nichts zu tun, das würde sich falsch anfühlen.
Ich poste die Spendenaufrufe auch in meinem WhatsApp-Status, um mein Umfeld direkt anzusprechen. Als meine Mutter mich neulich mal gefragt hat, warum ich eigentlich nie Bilder von meiner Tochter dort teile, musste ich erklären, dass das einfach zu viele Leute sehen würden – ich habe durch die Arbeit beim Tierschutz mittlerweile fast 3000 Kontakte auf dem Telefon!
Hast du denn selbst auch ein Haustier?
Ich habe vier Katzen. Einem Hund könnte ich im Moment zeitlich nicht gerecht werden, deswegen sind hier die Katzen eingezogen. Zwei davon sind schon älter, die kommen vom Bauernhof meiner ehemaligen Chefin. Die mittlere Katze habe ich mit der Flasche aufgezogen, sie ist viel zu früh von der Mutter getrennt worden und sehr schreckhaft. Mein weißer Rumäne kam noch als letzter dazu. Ein Leben ohne Tier könnte ich mir jedenfalls nicht vorstellen.
Wodurch bereichern deine Katzen dein Leben?
Durch ganz viel Freude. Ich mag das Wesen der Katzen, dieses eigensinnige: „Streichel mich, aber nur wenn ich es will“. Katzen haben ja ihren ganz eigenen Kopf, das ist auch immer wieder spannend. Sie haben alle ihren eigenen Charakter. Es war mir auch besonders wichtig, dass meine Tochter so aufwächst, dass sie Tiere auch nah erlebt. Ich durfte selber nie Haustiere haben, bin aber immer schon mit den Nachbarhunden spazieren gewesen oder war im Tierheim Gassi. Meine Tochter ist da auch total aufgeschlossen und es freut mich sehr, ihr das so weitergeben zu können.
Als Mutter, Pädagogin und Tierschützerin ist es Claudia Hoffmann wichtig, dass Kinder früh einen guten Umgang mit Tieren lernen. Foto: Privat.
Was macht deine Katzen für dich einzigartig?
Raffaello, der weiße rumänischen Kater, der ist mein Herdenschutzkater. Er bewacht mich, wenn ich unter Dusche bin und wenn wir draußen sind, läuft er einfach mit oder steigt auch mal ins Auto ein.
Simba ist ein Freigeist und viel draußen unterwegs. Simbusch nenne ich ihn auch, er ist hier bei allen Nachbarn bekannt und beliebt und wird dadurch leider immer dicker.
Meine Lilli ist meine Seelenkatze. Wir nennen sie auch Nini, weil meine Tochter früher noch nicht Lilli aussprechen konnte. Das war so süß und ist dann einfach so geblieben.
Und dann haben wir noch die kleine Missy. Sie hätte getötet werden sollen, darum habe ich sie zu mir geholt und großgezogen. Von Missy kriegt man gar nicht so viel mit, tagsüber schläft sie im Bett und wenn wir schlafen wollen, geht sie auf die Couch. Sie wechselt eigentlich nur ihre Schlafplätze.
Kannst du dir vorstellen, noch einmal ein Tier aus dem Tierschutz zu adoptieren?
Wenn ich irgendwann mal mehr Zeit haben sollte, hätte ich gerne wieder einen Hund. Ich würde aber schon auch immer Katzen haben wollen. Vielleicht nicht mehr unbedingt vier Stück, aber immer mehrere. Ich würde auf jeden Fall aus dem Tierschutz adoptieren. Es gibt so viele ungeliebte Tiere auf der Welt, dass es da für mich gar keine andere Option gibt.
„Das wäre natürlich am besten, wenn wir einfach irgendwann nichts mehr zu tun hätten.“
Wenn du drei Wünsche frei hättest, was würdest du dir für die Zukunft des Tierschutzes wünschen?
Ich würde mir viel mehr staatliche Unterstützung wünschen. Wir gelten mittlerweile als Kleinunternehmen und zahlen Steuern, obwohl wir gemeinnützig sind. Dass Deutschland da einen anderen Blick auf das Leid der Tiere bekommt, finde ich wichtig.
Außerdem wünsche ich mir viel mehr Aufklärung über Gewalt im Hundetraining und die Verwendung von positiven statt aversiven Methoden. Wie gehe ich mit meinen Tieren richtig um, was bedeutet artgerecht?
Unsere Vision vom Verein ist ein Tierleid-freies Rumänien. Ich wünsche mir natürlich eine ganze Welt ohne Tierleid, in der die Tiere auch wirklich gesehen werden. Und dass es irgendwann dazu kommt, dass man gar nicht mehr vermitteln muss. Weil sich so viel ändert, in allen Ländern. Das wäre natürlich am besten, wenn wir einfach irgendwann nichts mehr zu tun hätten.
Vielen Dank für das Interview, Claudia. Schön, dass du dabei bist!