Magazin · Tierschutz aktiv · 9. Juli 2021 · 2 Min. Lesezeit
Stippvisite: Unterwegs mit Tierärzten in Rumänien
Sie haben eine große Vision: Dr. Daniel Bejinariu und Dr. Danut Bratu wollen das Leid der Straßentiere in ihrer Heimat Rumänien bekämpfen. Dafür geben die jungen Tierärzte alles, denn das Wohl der Hunde und Katzen in ihrem Land ist für sie eine Herzensangelegenheit. In diesem Artikel erfährst du mehr über ihr Engagement.
Ob die Welpen überleben, ist unklar. In Rumänien leben unzählige Hunde schutzlos auf der Straße. Das Problem: Sie vermehren sich unkontrolliert. Foto: privat
Wieder einmal sind die rumänischen Tierärzte Dr. Daniel Bejinariu und Dr. Danut Bratu mit ihrem Klinikmobil unterwegs. Es geht über holprige Straßen und breite Feldwege bis sie endlich ihr Ziel erreichen: ein abgelegenes Dorf kilometerweit entfernt von ihrer Heimatstadt Botoșani. Besonders in ländlicheren Regionen Rumäniens herrscht große Armut. Die Menschen leben hier in sehr kleinen, maroden Häusern und besitzen nicht viel. Arbeitslosigkeit und die fehlende Hoffnung auf eine sichere Zukunft belasten die Dorfgemeinschaft.
Auf den Dächern sitzen einige Katzen, am Straßenrand dösen ein paar Hunde in der Sonne, einige weitere werden an schweren Metallketten auf Höfen gehalten. Rumänien hat ein Problem mit Straßentieren, denn die freilebenden Vierbeiner vermehren sich untereinander rasant. Auch die Tiere in diesem Dorf sind nicht kastriert und setzen regelmäßig Nachkommen in die Welt, die entweder nach kurzer Zeit qualvoll sterben oder sich wie die Elterntiere auf der Straße durchschlagen müssen.
Armut schafft Leid für Hunde und Katzen
Laut Tierschutzvereinen ist das Leben eines Tieres auf dem Land nicht viel wert. In einer Gegend, wo die Menschen sich fast täglich darum sorgen müssen, ob sie selbst satt werden, gibt es für das Wohlergehen von Hunden und Katzen nur selten Platz. Die fehlenden finanziellen Mittel und der Mangel an Aufklärung führen dazu, dass die Menschen ihre Tiere nicht medizinisch versorgen lassen und sie mit Brotresten und Kartoffelschalen ernähren.
Hundeleben: Viele Straßentiere in Rumänien werden schlecht behandelt. Nicht nur ihre Körper, sondern auch ihre Seelen leiden. Dieser Hund wird ausgiebig von Dr. Daniel Bejinariu behandelt und gestreichelt, damit er sich bald besser fühlt. Foto: privat
Tierschutzprojekt mit Vision
Dr. Daniel Bejinariu und Dr. Danut Bratu werden im Dorf schon freudig erwartet. Viele Menschen sammeln sich um die mobile Tierarztpraxis, denn Daniel und Danut haben hier heute einen ganz besonderen Termin: Sie bieten kostenlose Kastrationen für Hunde und Katzen an.
Gemeinsam mit Unterstützer:innen gründeten die jungen Tierärzte die mobile Gemeinschaftspraxis Trio.vet. Ihr Ziel ist es, so viele Hunde und Katzen wie möglich zu kastrieren, um die Population der Straßentiere in Rumänien einzudämmen. Dass Kastrationsprojekte wirken, ist längst nachgewiesen, trotzdem setzt die Regierung Rumäniens nach wie vor auf das Töten von Straßenhunden in Tötungsstationen.
Dieser sinnlosen und grausamen Methode wollen die engagierten Tierärzte mit Trio.vet entgegenwirken. Längst sind die Kastrationstermine, die Daniel und Danut anbieten, in Windeseile ausgebucht. Auch Menschen aus der näheren Umgebung bringen ihre Tiere in das kleine Dorf, um sie kastrieren zu lassen.
Weniger Tierleid durch mehr Aufklärung
Daniel und Danut wissen, dass ihre Aufgabe auch nach der Kastration der Tiere noch nicht beendet ist. Ebenso wichtig ist ihnen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Sie klären über das Leid der Straßentiere auf und erläutern, warum es so wichtig ist, sich verantwortungsbewusst um Hunde und Katzen zu kümmern – auch, wenn das Geld knapp ist.
Ganz besonders liegen ihnen die Kinder des Dorfes am Herzen. Meist haben die Tierärzte gespendete Spielsachen und Kuscheltiere für die Kleinen dabei. Sie zeigen den Kindern, wie sie richtig mit einem Hund oder einer Katze umgehen. Meist begreifen die Kinder schnell: Auch Tiere wollen respektvoll behandelt werden und ohne Furcht leben.
Oft wissen die Kinder des Dorfes auch ganz genau, wo Kitten oder Welpen geworfen wurden und führen die Tierärzte dorthin. Die Tierbabys werden von Daniel und Danut mitgenommen, wenn sie zu schwach zum Überleben sind. Auch kranke oder verletzte Tiere nehmen sie in ihre Obhut, um sie in Botoșani eingehender zu behandeln und sie gesund zu pflegen. Danach wird für die Vierbeiner ein Zuhause gesucht, wo sie sicher und geliebt leben können.
Daniel und Danut haben ein großes Herz für Tiere. Um jeden vierbeinigen Patienten kümmern sie sich liebevoll. Denn an Liebe mangelt es den Hunden und Katzen oft. Foto: Hilfe mit Herz für Pfoten in Not e. V.
Unterstützung, die ankommt
Den ganzen Tag versorgen und kastrieren die beiden Tierärzte die Vierbeiner des Dorfes und kommen in Kontakt mit den Menschen. Finanziert wird das Klinikmobil ausschließlich mit Spenden. Daniel und Danut arbeiten mit verschiedenen Tierschutzorganisationen zusammen, die ihre Kastrationskampagne unterstützen. Wie viele Tiere die Ärzte an einem Tag kastrieren können, hängt stark davon ab, wie viele Medikamente und Materialien sie zur Verfügung haben; mal sind es 30 Tiere, manchmal aber auch an die hundert.
Da diese Tiere sich nun nicht mehr untereinander paaren können, setzen sie auch keine neue Generation Straßentiere in die Welt. Etlichen Hunden und Katzen bleibt so großes Elend erspart.
Kastrationen sind der Grundstein für nachhaltigen Tierschutz und der einzige Weg, das Leid auf den rumänischen Straßen und in den Tötungsstationen zu verhindern. Um eine nachhaltige Lösung zu schaffen und den sinnlosen Tod der Tiere zu verhindern, haben wir die Kampagne Zum Tode Verurteilt ins Leben gerufen. Ziel ist es, ein Kastrationsmobil zu finanzieren, das jährlich tausende Eingriffe ermöglicht. Gleichzeitig möchten wir mit Futterspenden sicherstellen, dass kein Hund hungern muss, während wir an langfristigen Lösungen arbeiten.
Hilf uns, langfristig Leben zu retten. Mach mit uns für die heimatlosen Tiere in Rumänien einen Unterschied!