Magazin · Tierschutz aktiv · 18. März 2021 · 3 Min. Lesezeit
Tiere verschenken: Darum raten wir ab!
Glänzende Augen, Freudentränen, Danksagungen – die Vorstellung, eine:n bekennende:n Tierfreund:in mit einem Tier als Geschenk zu überraschen, ist verlockend. Doch das malerische Szenario hat einen Haken. Wir erklären warum und stellen drei tierfreundliche Alternativen vor.
Viele Tierheime sind überfüllt. Ob diese Hunde wohl auch einmal als Geschenk überreicht wurden? Foto: Shutterstock
Ein Hund unterm Weihnachtsbaum? Ein Kätzchen zum Geburtstag? Ein Häschen zu Ostern? Besonders Kinder wünschen sich häufig ein Haustier. Doch auch beim Schenken unter Erwachsenen steht außer Frage: Tiere sind keine Geschenke.
Lebewesen besitzen einen Wert
Indem man Tiere wie einen materiellen Gegenstand verschenkt, setzt man ein falsches Zeichen über den Wert eines Tieres. Man spricht ihnen ihre Lebendigkeit und ihre Gefühle ab.
Doch im Gegensatz zu Präsenten wie Spielzeug oder Süßigkeiten, empfinden Tiere Emotionen wie Trauer, Angst oder Schmerz. Man kann sie nicht einfach zurückgeben und umtauschen, ohne dass es spurlos an ihnen vorbeigeht.
Emotionale Gründe fehl am Platz
So schön die Vorstellung auch sein mag: Ein Tier zu verschenken, um den:die Beschenkte:n zu überraschen, ist der falsche Antrieb. Emotionen sind vergänglich und selten auf Dauer gültig. Kurzweilig überschwängliche Freude steht gegen ein ganzes Tierleben voller Verantwortung und Pflichten.
Die Vorstellung vom perfekten Überraschungsmoment führt bei vielen Menschen zu unüberlegten Spontankäufen. Man entscheidet nicht gut durchdacht und lässt sich zeitlich unter Druck setzen, weil der besondere Anlass terminiert ist. Möglicherweise entscheidet man dabei sogar über den Kopf des:der zukünftigen Tierbesitzer:in hinweg.
Zeit und Kosten werden unterschätzt
Dabei bedeutet ein eigenes Tier große Verantwortung, es kann mit hohen Kosten (Futter, Tierarzt, Steuern, Zubehör, Urlaubsunterkunft) verbunden sein, mit Einschränkungen im Alltag des:der Haustierbesitzer:in, mit täglicher Pflege und Kümmern. Um sich über diese einschneidende Umstellung bewusst zu werden, sollte man sich über einen längeren Zeitraum tiefgehende Gedanken machen.
Oftmals werden Tierbabys verschenkt, die körperlich noch wachsen und sich vom Wesen verändern. Foto: Shutterstock
Lässt man all diese Punkte außer Acht, ist die Gefahr sehr groß, dass das neue vierbeinige Familienmitglied allen schnell lästig wird oder Überforderung aufkommt. Die Folge? Die voreilig angeschafften Vierbeiner landen im Tierheim, auf Online-Marktplätzen oder werden im schlimmsten Fall ausgesetzt, da die neuen Halter die Zeit und Kosten unterschätzt haben.
Tierheime reagieren: Vermittlungsstopp vor Feiertagen
Damit ihre Schützlinge nicht als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum landen, haben viele Tierheime in Deutschland bereits Konsequenzen gezogen. Seit rund zehn Jahren gehen sie dazu über, kurz vor Weihnachten keine Vierbeiner mehr zu vermitteln.
Denn durch unüberlegte Tier-Geschenke zu Weihnachten, war in der Vergangenheit die Rückgabe von Vierbeinern im Januar außerordentlich hoch. Quellen zufolge haben Tierheime in Großstädten im Januar 40 % mehr Hunde sowie 50 % mehr Katzen als im restlichen Jahr aufnehmen müssen.
Drei tierfreundliche Alternativen
– Tierpatenschaft: Mit einem monatlichen Betrag unterstützt du eine Tierschutzorganisation bei der Versorgung eines Schützlings mit Futter und Pflege. Meist erhältst du eine Paten-Urkunde sowie Updates zu deinem Patentier in Form von Bildern und Nachrichten.
– Stofftiere: Gerade bei kleinen Kindern bietet es sich an, statt eines lebendigen Vierbeiners einen kuscheligen Artgenossen als Geschenk zu wählen. Du zeigst, dass du den Wunsch des Kindes wahrnimmst. Doch wenn es das Interesse verlieren sollte, hat kein echtes Lebewesen darunter zu leiden.
– Im Tierheim oder der Nachbarschaft helfen: Wer sich den Kontakt zu Tieren wünscht, kann sich z. B. als Gassigänger:in oder Katzenstreichler:in für Tierheimtiere engagieren. Auch Haustierbesitzer:innen in der Nachbarschaft freuen sich bestimmt über helfende Hände.
Adoptieren statt kaufen
In vielen Tierheimen kann man sich trotz Vermittlungsstopp zum Thema Haustier beraten lassen und sich die Entscheidung über die Feiertage in Ruhe überlegen. Gemeinsam mit allen Familienmitgliedern sollte man das Thema gründlich besprechen und alle Verpflichtungen klären.
Sind danach noch immer alle überzeugt davon, ein Tier zu sich zu holen, sollte man regelmäßig zum Beispiel auf den Webseiten der Tierheime bei den Schützlingen vorbeischauen, die noch ein Zuhause suchen, bis der passende Gefährte dabei ist. Das kann möglicherweise etwas dauern.
Doch man sollte sich diese Zeit unbedingt nehmen und keinesfalls ein Tier kaufen: weder bei Züchter:innen noch in der Zoohandlung oder im Internet. Überall in Europa gibt es zahlreiche Tiere, die im Tierheim nur darauf warten, ein Zuhause für immer zu finden – und du bist ihre Chance.