Magazin · Tierschutz aktiv · 29. Mai 2020 · 5 Min. Lesezeit
Zeit der Ungewissheit: Tierschutz im Sommer
In vielen Ländern Europas bereitet besonders der Sommer Tierschutzvereinen große Sorgen. Denn für Mensch und Tier steckt die heiße Jahreszeit voller Herausforderungen. Erfahre hier, womit Straßen- und Tierheimtiere sowie die Helfer:innen vor Ort in den Sommermonaten zu kämpfen haben!
Dass die sonnige Jahreszeit auch Schattenseiten hat, vermuten viele Menschen nicht. Foto: Leben für Streuner e.V.
An heißen Tagen
Brütende Hitze, trockene Luft, pure Sonnenstrahlen – das heiße Klima, das im Sommer in vielen Ländern herrscht, setzt den Hunden und Katzen auf den Straßen und in den Tierheimen schwer zu. Temperaturen bis 45 Grad Celsius sind vielerorts nicht selten. Es kommt zu Trockenheit, Dürre und lebensbedrohlichem Wassermangel. Immer wieder finden Tierschützende verdurstete Straßentiere. Jene, die noch rechtzeitig aufgelesen werden, sind in einem schlechten körperlichen Zustand.
Wasserknappheit als Problem
„Viele Hunde, die im Sommer aufgefunden werden, sind extrem dehydratisiert. Das Aufpäppeln der häufig sehr kranken Tiere ist sehr zeitaufwendig“, berichtet Tobias Werner vom Tierschutzverein SardinienHunde e. V. Ein Großteil der ländlich gelegenen Tierheime besitzt keinen freien Zugang zu fließendem Wasser. Bei oftmals über 100 Hunden wird für die Helfer:innen vor allem im Sommer die tägliche Wasserbeschaffung zum reinsten Kraftakt.
„Wir haben kein fließendes Wasser aus dem Hahn, nur von der Quelle ca. zwei Kilometer vom Tierheim entfernt. Leider verstopfen die Rohre im Sommer oft oder werden von Tierhassern boykottiert.“
Parasiten plagen
Die warme Wetterlage im Sommer bietet Parasiten wie Flöhen, Zecken und Sandmücken die optimalen Voraussetzungen, sich zu vermehren – und das in hoher Geschwindigkeit. Das plagende Ungeziefer ist lästig und überträgt ernstzunehmende Krankheiten, wie Leishmaniose. Die ohnehin geschwächten Vierbeiner können der Gefahr kaum etwas entgegensetzen.
Flöhe zum Beispiel vermehren sich sogar so rasant, dass es hoffnungslos ist, sie noch im Tierheim mit Hilfsmitteln wie Spot Ons unter Kontrolle zu kriegen. „Das Problem kann man erst kurz vor der Ausreise und dem Einzug der Katzen in ein neues Zuhause angehen“, erklärt Melanie Biermann von Zukunftskatzen – Chats de l’avenir e. V.
Der Reihe nach
Auch für Krankheiten sind die warmen Sommertemperaturen eine willkommene Umgebung, um sich schnell auszubreiten. Ist ein Tier erkrankt, macht das Leiden im vollen Tierheim in Rekordzeit die Runde. Viele Tiere auf teils engem Raum, kein fließendes Wasser und mehr Ungeziefer erschweren es den bemühten Tierschützer:innen, im Sommer die gewohnten Hygiene-Standards aufrecht zu erhalten. Die Ausgaben für Tierarztkosten steigen.
Ausgehungerte, verletzte Tiere sind im Tierschutz traurige Realität. Darum sind Tierheime auf Spenden angewiesen. Foto: Zukunftskatzen - Chats de l'avenir e. V.
Spendeneinbruch mit Folgen
Genau im Sommer – wenn die Herausforderungen für die Tierheime und die Vierbeiner extrem sind – wird jedoch im Durchschnitt am wenigsten gespendet. Man nennt dieses Phänomen das „Sommerloch im Tierschutz“. Auch werden in dieser Zeit weniger Adoptionen durchgeführt, bemerken viele Tierschutzvereine.
Das ist doppelt schlimm, denn zum einen fehlt dem Tierheim dadurch eine weitere wichtige, finanzielle Hilfe. Zum anderen können weniger neue Tiere aufgenommen werden, weil keine Plätze im Tierheim frei werden. Die meisten ausländischen Tierheime sind vollständig von Spenden abhängig, weil sie oft gar keine Unterstützung vom Staat erhalten. Die ausbleibende Hilfe im Sommer bedroht die Versorgung ihrer tierischen Schützlinge.