Magazin · Tierschutz aktiv · 1. Juni 2021 · 2 Min. Lesezeit
Es gibt noch viel zu tun: Tierschutz in Portugal
Viele Menschen verbinden Portugal mit schönen Stränden, gutem Portwein und der Leidenschaft für Fußball. Doch Portugal hat auch eine andere Seite: Es gibt gravierende Missstände im Tierschutz und etliche Hunde und Katzen, die dringend Hilfe benötigen. Lies in diesem Beitrag, wie es um den Tierschutz in Portugal steht.
Hoffnung auf ein neues Zuhause - Hunde in Portugal warten auf ihre Adoption. Foto: Tierrettung Portugal e. V.
Ist man in den Urlaubsregionen Portugals unterwegs, begegnen einem vielerorts Straßentiere: Hunde und Katzen streunen durch die Gegend auf der endlosen Suche nach Futter. Meist werden sie von den Menschen in den Dörfern und Städten geduldet, manchmal sogar gefüttert. Um medizinische Versorgung oder Kastrationen kümmert sich aber kaum jemand.
So vermehren die Tiere sich unkontrolliert untereinander und leiden oft an Krankheiten. Ihren Nachkommen ergeht es wie den Eltern: Längst hat sich ein Teufelskreis gebildet, der nun auf politischer und gesellschaftlicher Ebene durchbrochen werden soll.
Neues Tierschutzgesetz brachte Hoffnung
Tierschutzorganisationen, die sich in Portugal engagieren, waren erfreut, als am 3. März 2017 ein Gesetzpaket zur Verbesserung der Rechtsstellung von Tieren beschlossen wurde. Fortan sollten Tiere nicht mehr als „Sache“, sondern als fühlende Lebewesen behandelt werden.
Damit genießen Tiere einen rechtlichen Schutz, den sie bisher nicht hatten. Zwar können Hunde und Katzen weiterhin als Eigentum der Halter:innen gelten, ihr Besitz ist aber an bestimmte Schutz- und Verhaltenspflichten gekoppelt: Das Tier muss stets gut versorgt werden und ihm dürfen keine Schmerzen oder Misshandlungen zugefügt werden.
Vor Verabschiedung des neuen Tierschutzgesetzes war es gestattet, Tiere, die wild oder „bösartig“ wirkten, zu töten. Auch dies ist seit 2017 verboten. Zeigt das Gesetz den Erfolg, den sich Tierschützer:innen erhofft hatten? Leider nein, denn an der Umsetzung hapert es. Laut Tierschützer:innen gibt es ständig Verstöße gegen das Gesetz, das die Tiere eigentlich schützen soll. Doch nur selten werden diese Vorfälle auch gemeldet.
Erschöpft, aber in Sicherheit. Täglich retten die Tierschützer:innen Tiere von der Straße. Foto: Tierrettung Portugal e. V.
Keine Tötungsstationen mehr auf den Azoren
Trotz eines soliden Tierschutzgesetzes wurden in Portugal noch lange gesunde Hunde in Tötungsstationen durch eine Giftspritze umgebracht. Im Jahre 2020 schlossen die drei letzten Tötungsstationen des Landes und wurden dank Finanzierung durch EU-Gelder in Tierheime umgewandelt. Tierschutzvereine atmeten zunächst auf, doch auch die Tierheime bringen Probleme mit sich. Dort finden zum Beispiel keine Straßentiere Obhut und die Versorgung der Tiere soll laut Tierschützer:innen nicht immer artgerecht sein.
Heute gibt es politische Bestrebungen, die Tötungsstationen auf den Azoren wieder einzuführen, aber Tierschützende vor Ort kämpfen vehement dafür, dass dies nicht geschieht.
„Das Leben der meisten Hunde, ob Streuner oder nicht, ist in Portugal ziemlich hart. Obwohl es immer mehr Menschen gibt, die ihren Hund auch als Familienmitglied betrachten, ist das für viele Menschen noch eine absurde Idee.“
Ausgesetzt und angekettet
Der Großteil der Menschen in Portugal hat zu Haustieren ein weniger enges Verhältnis als die meisten deutschen Tierhalter:innen. Hunde werden oft angeschafft, um Grundstücke zu bewachen. Die sogenannten Kettenhunde kennen nur den kleinen Bewegungsradius, den ihre Kette ihnen gewährt. Gefüttert werden sie selten und menschliche Zuneigung kennen diese Vierbeiner überhaupt nicht. Sie sind für ihre Halter:innen eine lebende Alarmanlage – mehr nicht.
Haustiere werden nur selten kastriert. Paaren sie sich nun untereinander, entsteht ungewollter Nachwuchs. Wenn die Kleinen Glück haben, werden sie im Tierheim abgegeben. Haben sie Pech, werden sie irgendwo ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen. Für sie beginnt nun der harte Kampf ums Überleben, der ohne das Muttertier an ihrer Seite oft ausweglos ist.
Aus der Ferne helfen
In Portugal wurde per Gesetz eine gute Grundlage für nachhaltigen Tierschutz geschaffen, doch die Umsetzung lässt zu wünschen übrig. Nach wie vor ist die Bevölkerung nicht ausreichend aufgeklärt über die Wichtigkeit von Kastrationen und den respektvollen und artgerechten Umgang mit Hunden und Katzen.
VETO unterstützt rund 350 Tierschutzvereine, die in ganz Europa für Tiere in Not kämpfen. Viele dieser Organisationen setzen sich in Portugal dafür ein, Straßen- und Tierheimtiere zu retten und zu vermitteln. Mit der sogenannten Geld-Prämie erhalten die Helfer:innen vor Ort zusätzlich zu jeder Futterspende eine finanzielle Unterstützung, die in Kastrations- oder Aufklärungsprojekte investiert werden kann.
So wird der Tierschutz in Portugal weiter gestärkt und vorangetrieben. Unser Ziel: Gemeinsam mit den Tierschutzvereinen und Spender:innen verhelfen wir den Hunden und Katzen zu einem neuen Leben in Würde und Sicherheit. Einen kleinen Beitrag dazu, kann jede:r mit einer Futterspende leisten.