Magazin · Tierschutz aktiv · 3. Mai 2024 · 5 Min. Lesezeit
Tierschutz unter Extrembedingungen: So bereiten sich Tierschützer:innen in Griechenland auf den Sommer vor
Die Not ist in Griechenland vielerorts groß und die Tierschützer:innen vor Ort wissen: Die Sommermonate werden für sie und ihre Schützlinge noch härter. Wir von VETO besuchen sie und zeigen, wie sich die Tierschützer:innen auf die heiße Jahreszeit vorbereiten.
Straßenhunde sind in Griechenland oft ihrem Schicksal überlassen. Wir von VETO helfen ihnen. Foto: VETO
Extreme Hitze und Wassermangel drohen, Parasiten und Krankheiten breiten sich bei den geschwächten Tieren noch schneller aus. Im Sommer haben die Tierschützer:innen und ihre Schützlinge in Griechenland mit zusätzlichen Herausforderungen zu kämpfen. Gerade im Sommer wird Tierschutz in den südlichen Ländern zur Herkulesaufgabe.
Wir von VETO sind nach Griechenland gereist und zeigen, mit welchen Problemen die Tierschützer:innen im Sommer zusätzlich zu kämpfen haben und wie sie sich auf die heiße Zeit vorbereiten.
Schattenplätze für notleidende Hunde
Unsere Reise führt uns zuerst in die Nähe der griechischen Stadt Kavala. Dort betreibt Tierschützerin Aliki gemeinsam mit ihrem Mann ein Tierheim, das rund 130 Hunden ein sicheres Zuhause bietet.
Während unseres Besuches finden vor Ort gerade Baumaßnahmen statt. Das Problem: Auf dem Gelände sind kaum Bäume, die den Tieren im Sommer Schatten spenden. Bislang hat Aliki mit Planen und Sonnensegeln versucht, die Hunde vor der starken Sonneneinstrahlung zu schützen, doch durch den teils sehr kräftigen Wind gehen diese oft kaputt. „Bei starkem Wind machen die Plastikplanen zudem großen Lärm. Die Hunde bekommen Angst und versuchen wegzulaufen“, schildert Aliki uns.
Die Tierschützerin möchte deshalb stabile Dächer installieren lassen, die lange halten und den Hunden so dauerhaft Schutz bieten. Auch die Böden der Zwinger lässt Aliki gerade betonieren, um diese in Zukunft besser reinigen zu können. So vermeidet sie auch, dass Ungeziefer angezogen wird.
Aliki versucht, sich so gut es geht für die heiße Jahreszeit zu wappnen, doch sie hat gerade im Sommer mit einem weiteren Problem zu kämpfen: die Wasserversorgung. „Wir haben hier nicht jeden Tag Wasser, manchmal nur zwei Mal pro Woche, an manchen Wochen gar keins“, erklärt sie. Auch bei unserem Besuch im April kommt bereits nur noch ein Rinnsal aus der Leitung. Ist das der Fall, müssen Aliki und ihr Mann Wasser aus einer öffentlichen Leitung beschaffen, die weit vom Tierheim entfernt ist. Mit Kanistern transportieren die beiden das Wasser dann zu ihren Schützlingen. Bei der großen Menge an Hunden, die versorgt werden müssen, ein Knochenjob.
Für ihre Schützlinge nimmt sie große Strapazen auf sich: Tierschützerin Aliki aus Griechenland. Foto: VETO
Bei Hitze wird Tierschutz zum Kraftakt
Auch für Kostas wird die Tierschutzarbeit in den Sommermonaten besonders anstrengend. Der Tierschützer ist seit Jahren in und um Kavala unterwegs und versorgt hunderte Straßentiere. Unter ihnen sind etliche Herdenschutzhunde. Die großen Tiere benötigen sehr viel Futter, das der Grieche tagtäglich an die verschiedenen Spots transportiert und schleppt. „Das Futter ist für uns Freiwillige und die Straßentiere das Wichtigste“, schildert Kostas. Dank des Futters werden die Tiere satt, doch es bewirkt noch mehr: „Durch Futter können wir uns den Hunden – gerade auch den schwierigen Hunden – annähern, diese medizinisch versorgen und kastrieren lassen.“
Doch im Sommer trägt Kostas nicht nur Futter, sondern auch Wasser zu den verschiedenen Futterstellen in der Gegend. „Im Sommer ist die Versorgung der Tiere mit sauberem Wasser ein echtes Problem“, so Kostas. Unzählige Liter Wasser füllt Kostas dann tagtäglich zuhause ab und transportiert sie zu den Straßentieren, die er nur so durch den Sommer bringt.
Straßenhunde und -katzen können dank Kostas überleben. Der Grieche verbringt jede freie Minute mit den Tieren. Foto: VETO
Mit prophylaktischen Mitteln gegen Parasiten und Krankheiten
Für die Tierschützer:innen Suzanne und Stefan, die auf der Insel Thassos auf einem großen eingezäunten Areal rund 240 Hunde aufgenommen haben, ist weniger die Wasserversorgung ein Problem. Fließendes Wasser kommt aus einer nahegelegenen Quelle und so haben die Tiere sogar die Möglichkeit, sich an heißen Tagen im angelegten Teich auf dem Gelände abzukühlen.
Doch das Wasser auf dem Gelände zieht auch Parasiten an, die teilweise Infektionskrankheiten wie etwa Leishmaniose übertragen können. In Vorbereitung auf die warmen Sommermonate müssen die Tiere daher präventiv mit Spot-ons behandelt werden. Bei der großen Anzahl an Tieren ein großer finanzieller Aufwand für die Tierschützer:innen, deren Arbeit durch Spenden erst möglich wird. Laut Tierschutzverein belaufen sich die Kosten für Parasitenprävention auf etwa 6.000 Euro pro Jahr.
Trotz allen Engagements ist die Lage akut
Das Engagement der Tierschützer:innen vor Ort in Griechenland beeindruckt uns tief. 365 Tage im Jahr sind diese Menschen für die Tiere da, sie kennen keinen Urlaub und keine Feiertage. Ihr kräftezehrender Einsatz wird in den heißen Sommermonaten noch anstrengender.
Sie geben alles, um so viele Tiere wie möglich zu retten. Doch die Situation vor Ort zeigt auch: Trotz allen Engagements der Tierschützenden ist die Lage in Griechenland akut. Unentwegt werden neue Tiere ausgesetzt und landen auf der Straße – und das häufig unkastriert. Das Ergebnis: Ständig neuer Nachwuchs und neues Leid.
Aufklärung und flächendeckende Kastrationen sind entscheidend, um das Leid der vielen Straßentiere langfristig zu beenden. Tierschützende wie Kostas, die jeden Tag unterwegs sind und mit vielen Menschen das Gespräch suchen, setzen ihre Hoffnung vor allem in die jüngere Generation. Wenn Kostas die Straßentiere versorgt, beobachten ihn die Älteren noch skeptisch, doch viele Jüngere fragen nach und finden gut, was er tut. „Doch sie müssen auch aktiv werden“, so der Tierschützer.
Ein sicherer Ort für ehemalige Straßenhunde: Auf der Insel Thassos kümmern sich Suzanne und Stefan aufopfernd um die Tiere. Foto: VETO
Wie kann den Tierschützer:innen vor Ort geholfen werden?
Die Problematik in südlichen Ländern wie Griechenland ist vielschichtig. Vielerorts ist der Tierschutzgedanke in der Bevölkerung noch nicht verbreitet. Doch ein Umdenken und Kastrationen sind unabdingbar für nachhaltige Veränderungen. Die Tierschützer:innen vor Ort mindern mit der Versorgung der vielen Tiere nicht nur das bestehende Leid. Mit Aufklärungsarbeit und Kastrationen verhindern sie so auch künftiges.
Mit der Kampagne Futter für die Vergessenen setzen wir von VETO genau da an. Mit Futterspenden werden die Tierschützer:innen bei der Versorgung der vielen Straßen- und Tierheimtiere unterstützt. Durch die sichere Versorgung mit Futter bleiben den Tierschützenden so mehr Zeit und finanzielle Möglichkeiten für die medizinische Versorgung der Tiere und Kastrationen. Die in jeder Futterspende enthaltene Geld-Prämie hilft dabei zusätzlich.
Die engagierten Tierschützer:innen vor Ort benötigen dringend Unterstützung und dürfen mit dieser Herkulesaufgabe nicht alleine gelassen werden. Denn nur gemeinsam lässt sich dieses Leid beenden und nur gemeinsam bewegen wir Tierschutz.