Magazin · Tierschutz aktiv · 5. Februar 2025 · 5 Min. Lesezeit
Tierschutzgesetz in Spanien: Das muss sich für Galgos und Podencos ändern
2023 beschloss Spanien sein erstes nationales Tierschutzgesetz. Tierschützende hofften, dass sich dadurch auch die Lage der Galgos, Podencos und anderen Jagdhunde bessert. Ob das der Fall war, welche Änderungen und Vorschriften das Tierschutzgesetz beinhaltet und wie es um Spaniens Jagdhunde bestellt ist, erfährst du hier.

Ist ihr Leben weniger schützenswert? Foto: VETO
Hintergrund: So entstand Spaniens erstes nationales Tierschutzgesetz
Nur ein Bruchteil der Haustiere, die in spanischen Haushalten leben, ist registriert. Das zeigen Studien, in denen untersucht wurde, wie viele der Tiere, die in einem Tierheim ankommen, gechippt sind. Das Ergebnis: Nur 27,7 Prozent der Hunde können durch einen Chip identifiziert werden, bei Katzen sind es gerade einmal 4,3 Prozent.
Die Mehrzahl der Haustiere in Spanien befindet sich demnach außerhalb der offiziellen Kontrolle. Die Besitzerinnen und Besitzer der Tiere sind kaum feststellbar und Aussetzungen können daher nicht geahndet werden.
Um dies zu ändern, das hohe Maß an Aussetzungen zu verhindern und den Tierschutz im Land zu fördern, wollte die Regierung einen gemeinsamen rechtlichen Rahmen schaffen, der flächenübergreifend in allen autonomen Gemeinschaften gilt.
Die Idee: ein erstes nationales Tierschutzgesetz.
Tierschutzrechtliche Regelungen gab es zwar bereits zuvor. Diese wurden jedoch von den einzelnen autonomen Gemeinschaften initiiert, sie waren dementsprechend regional unterschiedlich.
Der Weg hin zu einer einheitlichen tierschutzrechtlichen Gesetzgebung in Spanien war langwierig. Tierschützende hofften, dass mit der neuen Regelung endlich auch die vielen Jagdhunde des Landes geschützt sind, die für den Volkssport ausgebeutet, misshandelt und massenhaft ausgesetzt oder getötet werden.
Die Tierschützenden mobilisierten all ihre Kräfte, gingen in Protest gegen den Ausschluss der Jagdhunde im Gesetz auf die Straßen und richteten sich an die Politik – so auch VETO.
Doch die Hoffnung der Tierschützerinnen und Tierschützer wurde zerschlagen. Letztendlich wurde dem Druck der Jagdlobby nachgegeben. Das neue Gesetz trat im September 2023 in Kraft – Jagdhunde blieben von diesem ausgeschlossen. Auch andere Gebrauchshunde wie Rettungshunde und Herdenschutzhunde werden durch das neue Gesetz nicht geschützt, ebenso wenig wie Tiere für Stierkämpfe.
Mehr zu den einzelnen Schritten hin zu Spaniens erstem nationalen Tierschutzgesetz sowie zu den politischen Entscheidungen, liest du hier.
Die wichtigsten Änderungen und Vorschriften
Das neue Tierschutzgesetz schaffte grundlegende rechtliche Regelungen für ganz Spanien, die Haustiere und Wildtiere in Gefangenschaft schützen und ihre Rechte als fühlende Lebewesen gewährleisten sollen. Es ist eine Schande, dass diese umfänglichen Schutzgebote nicht auch für die Jagdhunde des Landes gelten.
Zu den wichtigsten Änderungen und Vorschriften zählen:
- Tiere sind als fühlende Wesen zu behandeln. Methoden zur Erziehung oder im Umgang mit Tieren dürfen weder Leid und Misshandlung noch Angst hervorrufen.
- Es ist verboten, Tiere auszusetzen, zu misshandeln oder körperlich anzugreifen sowie sie einer fahrlässigen Behandlung oder einer Praxis auszusetzen, die ihnen Leid, seelischen oder körperlichen Schaden zufügt oder ihren Tod verursachen könnte.
- Tierhalterinnen und Tierhalter sind verpflichtet, die Gesundheit ihres Tieres zu gewährleisten und ihm die erforderliche medizinische Versorgung zukommen zu lassen und diese zu dokumentieren.
- Tiere dürfen bei Hitze oder anderen Bedingungen, die ihr Leben gefährden, nicht im Auto gelassen werden.
- Hunde, Katzen und Frettchen sind mit einem Mikrochip zu registrieren.
- Die Zucht von Haustieren darf nur von Personen durchgeführt werden, die eine Schulung absolviert haben und im Heimtierzüchter-Register eingetragen sind.
- Die Einschläferung eines Tieres ist nur erlaubt, wenn eine Gefahr für die Sicherheit von Mensch oder Tier oder die öffentliche Gesundheit vorliegt oder um das Leiden des Tieres durch nicht behebbare Ursachen, die die Lebensqualität ernsthaft beeinträchtigen, zu vermeiden. Die Euthanasie muss als solche von einem Tierarzt zugelassen und bescheinigt werden.
- Hunde und Katzen dürfen nicht regelmäßig auf Terrassen, Balkonen, Lagerräumen oder Kellern gehalten werden.
- Tiere dürfen nicht angebunden gehalten und nicht über längere Zeiträume allein gelassen werden. Bei Hunden darf der Zeitraum 24 aufeinanderfolgende Stunden nicht überschreiten.
- Es ist verboten, Tiere für Kämpfe einzusetzen, sie für diese abzurichten und sie anzustiften, andere Tiere oder Menschen anzugreifen.
- Der Verkauf oder die Adoption von Haustieren darf nur von professionellen Züchterinnen und Züchtern, autorisierten Fachgeschäften oder Tierschutzzentren durchgeführt werden.
- Der Verkauf von Hunden, Katzen und Frettchen im Zoofachhandel sowie deren öffentliche Zurschaustellung für gewerbliche Zwecke ist verboten.
- Katzen müssen vor Erreichen des sechsten Lebensmonats sterilisiert werden (ausgenommen eingetragene Zuchttiere).
- Schaffung eines Zentralregisters für Tierschutz, das Daten von Tierschutzorganisationen, Tierverhaltensexpertinnen und -experten sowie Register der Heimtiere, Tierzoos und Heimtierzüchterinnen und -züchter umfasst. Speziell das Heimtierregister soll auch Identitäts- und Gesundheitsdaten von Tieren beinhalten und die Identifikation und Rückverfolgung von ausgesetzten Tieren erleichtern.
- Gründung eines staatlichen Tierschutzrates sowie Erarbeitung eines Tierschutzplans mit Zielen und Maßnahmen zur Bekämpfung von Tiermissbrauch und -aussetzung.
Was bedeutet das neue Tierschutzgesetz für Galgos und Podencos?
Das neue nationale Tierschutzgesetz war die Gelegenheit, endlich auch Jagd- und anderen Gebrauchshunden den Schutz zu bieten, den sie verdient haben. Denn sie sind Opfer vieler Praktiken und Grausamkeiten, deren Verbot nun im Gesetz klar definiert wurde.
Die Galgos, Podencos und anderen Jagdhunde werden in Spanien unter widrigsten Bedingungen gehalten. Sie werden in dunklen Verschlägen untergebracht, kaum gefüttert und oftmals an kurzen Ketten angebunden. Menschliche Zuwendung kennen sie nicht.
Die Tiere werden massenhaft gezüchtet, mit brutalen Methoden für die Jagd abgerichtet und trainiert. Für die Jäger zählen nur Ansehen und Profit. Sind die Hunde für die Jagd nicht mehr tauglich, werden sie gnadenlos aussortiert – entweder gleich getötet, auf der Straße ausgesetzt oder in einer Tötungsstation oder im Tierheim abgegeben.
„Wenn die Tiere sich bei der Jagd verletzen, sind sie wertlos. Sie werden nicht versorgt oder behandelt. Die kleineren Kuschelhunde bringt man zum Tierarzt, die Hunde, die eigentlich ‚Nutzvieh‘ sind, verstößt man.“
Tierhilfe Phönix e. V.

Sobald die Hunde nicht mehr für die Jagd tauglich sind, hat ihr Leben für die Jäger keinen Wert mehr. Foto: VETO
Das Leben der spanischen Jagdhunde besteht nur aus Leid – und mit dem neuen Gesetz hatte man die Möglichkeit, ihrer Qual durch Ausbeutung, Vernachlässigung und Misshandlung endlich ein Ende zu setzen. Doch die Jagdlobby nutzte ihren großen Einfluss und die Regierung ignorierte die Stimmen der Tierschützenden. Noch immer verschließt man vor dem unermesslichen Leid der Jagdhunde die Augen.
„In Spanien sind Galgos, Podencos & Co. ohne jeglichen Schutz. Sie brauchen unsere Hilfe, denn sonst sind sie verloren.“
Tierschutz Spanien e. V.
Was hat sich seit Einführung des Gesetzes für die Jagdhunde getan?
Während Haustiere und in Gefangenschaft lebende Wildtiere seit Einführung des nationalen Tierschutzgesetzes besser geschützt sind, hat sich die Situation der Jagdhunde teilweise sogar verschlechtert.
Denn: Einige Tierschutzgesetze der autonomen Gemeinschaften in Spanien waren bereits fortschrittlicher als das nationale Gesetz. Zwar durften die einzelnen regionalen Gesetze bestehen bleiben, wenn sie die Mindestanforderungen des nationalen Gesetzes berücksichtigen, doch die Tendenz ging dahin, dass die autonomen Gemeinschaften das nationale Gesetz adaptieren und Jagdhunde dann auch dort ungeschützt sind, wo sie zuvor geschützt waren.
„Die Situation ist schlechter geworden – die Zahl der verletzten Hunde ist größer geworden. Sehr viele angefahrene Hunde mit schweren Verletzungen. Andalusien ist eine reine Jagdgegend mit sehr vielen armen Menschen und die Hunde sind einerseits Statussymbole und andererseits überflüssiger Müll. Mitleid gibt es nicht.“
Bretonen in Not e. V.
Auch im Bereich der Zucht und den Haltungsbedingungen scheint es für die Jagdhunde in den vergangenen Jahren keine Besserung gegeben zu haben.
„Sie werden weiterhin in Hinterhöfen vermehrt, aussortiert, was nicht nützlich ist, und auch erhängt. Letzten Endes bleibt die Tradition noch stets erhalten und somit auch das Leid dieser Tiere.“
Sonnenpfoten e. V.

Die Hundemeuten werden in den Verschlägen oft tage-, manchmal sogar wochenlang sich selbst überlassen. Foto: VETO
„Die Galgos, Podencos und Jagdhunde werden wie Maschinen gedrillt, bekommen kaum Futter, um gierig zu jagen, gerade so viel, um nicht zu sterben, aber zu wenig, um nicht permanent einen hungrigen Bauch zu haben. Jagen sie nicht genug, blüht ihnen häufig ein GRAUSAMES Ende. Die Auswahl an Ideen, wie man sich ihrer entledigt, ist furchtbar.“
Hundeschnauzen in Not e. V.
Die Tierschützenden in Spanien sind unermüdlich im Einsatz. Sie leisten aktiv Aufklärungsarbeit und versuchen so viele Jäger wie möglich davon zu überzeugen, die Jagdhunde im Tierheim abzugeben, anstatt sie auf der Straße auszusetzen, gleich zu töten oder einer Tötungsstation zu übergeben. Die Tierschützerinnen und Tierschützer können hierbei lokal erste Erfolge verzeichnen.
„Nach vielen, vielen Jahren des Engagements vor Ort bringen die Galgueros ihre Hunde mittlerweile tatsächlich öfter zum Tierheim CIUDAD ANIMAL, statt sie zu töten, auszusetzen oder aufzuhängen (was nach wie vor auch noch nicht selten vorkommt!).“
TSV Galgo-Friends e. V.
Auch in Bezug auf die Aufmerksamkeit, die dem Leid der Jagdhunde mittlerweile geschenkt wird, beobachten die Tierschützenden Fortschritte. Tierschutz Spanien e. V. schildert etwa, dass über Prozesse gegen Galgueros immer häufiger in der Presse berichtet werde und die spanische Öffentlichkeit dadurch das Elend mehr wahrnehme. Das führe dazu, dass Missstände sehr viel häufiger gemeldet werden als früher – und es gebe deutlich mehr Beschlagnahmungen von Hunden durch die Polizei als noch vor wenigen Jahren.

Die Tierschützenden in Spanien versuchen, so viele Jagdhunde wie möglich zu retten und ihnen ein Leben in Sicherheit zu schenken. Foto: VETO
Es wird jedoch unentwegt nachgezüchtet und neue Tiere müssen Qual und Missbrauch durchleben. Solange an dieser verheerenden Tradition der Hetzjagd mit Hunden festgehalten wird und die Jagdhunde nicht per Gesetz unter Schutz stehen, setzt sich das unendliche Leid der Galgos, Podencos und anderen Jagdhunde in Spanien ständig fort.
So kannst du den spanischen Jagdhunden helfen
Wir von VETO ziehen alle Register, um dem Leid der spanischen Jagdhunde ein Ende zu setzen und die Tierschützenden vor Ort bei der Versorgung der geretteten Tiere zu unterstützen.
Mit unserer Petition fordern wir:
- Ein Ende der Ausbeutung für die Jagd
- Die Gleichstellung von Jagdhunden und Haustieren vor dem Gesetz
- Strafen für das Töten und Misshandeln von Jagdhunden
- Eine Verpflichtung zur tiergerechten Haltung für Jäger
Gib den missbrauchten Jagdhunden in Spanien jetzt deine Stimme und unterzeichne unsere Petition.
Das Unrecht und das Leid, das den Jagdhunden widerfährt, dürfen nicht weiter ignoriert werden! Deshalb gehen wir jedes Jahr mit vielen anderen Tierschützenden auf die Straße in Protest gegen das Leid der spanischen Jagdhunde. Finde einen Termin für einen Galgo-Marsch in deiner Nähe und werde mit uns für die missbrauchten Hunde laut!
Zum Ende der Jagdsaison ist das Leben der Jagdhunde besonders bedroht. Zehntausende von ihnen werden dann gnadenlos aussortiert. Tierschützende sind für sie die einzige Chance, zu überleben.
„Die Wind- und Jagdhunde sind die Hunde, die keine Lobby haben. Sie sind nach der Saison nur noch nutzlose Fresser oder Gebärmaschinen. Wir können nie sagen wieviel Hunde wir tatsächlich bekommen, wir wissen aber, dass das Ende der Saison oft auch das Ende der Hunde bedeutet. Was wir auflesen oder was gebracht wird, versuchen wir zu retten.“
Tierhilfe Phönix e. V.
Bei der Versorgung der geretteten Tiere mit Futter und medizinischen Behandlungen benötigen die Tierschützenden in Spanien dringend Unterstützung. Viele der Tiere sind völlig ausgemergelt und schwer verletzt, wenn sie von der Straße gerettet oder von Jägern übernommen werden.

Zum Ende der Jagdsaison werden Tierheime in ganz Spanien von einer Welle traumatisierter und teils schwer verletzter Galgos und Podencos überwältigt. Foto: VETO
Im Rahmen der Kampagne Hilfe für Galgos in Not sammelt VETO gezielt Spenden, um die Tierschutzvereine bei der Versorgung der aussortierten Jagdhunde in Spanien zu unterstützen. Hilf jetzt mit und ermögliche den geretteten Seelen den Start in ein neues Leben – in Sicherheit und ohne Qual.
Deine Spende machte den Unterschied! Gemeinsam geben wir dem Leben der Galgos, Podencos und anderen Jagdhunde Spaniens wieder einen Wert. Gemeinsam bewegen wir Tierschutz.
„Irgendwann wird das Verbot der Hetzjagd kommen. Bis dahin müssen Tierschützer durchhalten und alles tun, um so vielen Galgos wie möglich ein glückliches Leben zu schenken.“
Tierschutz Spanien e. V.