Magazin · Tierschutz aktiv · 17. Juni 2021 · 2 Min. Lesezeit
Sinnloses Sterben: Tötungsstationen in Europa
Man nennt sie Perreras, Fourriére animale oder auch Isolatoren: In vielen Ländern Europas werden in staatlich unterstützten Tötungsstationen gesunde Tiere umgebracht. Ihr Sterben ist nicht nur qualvoll und grausam, sondern auch nutzlos. Lies in diesem Beitrag, wie die Situation in den einzelnen Ländern ist.
Dieser Ort bringt den Tod: Etliche Hunde sterben in Tötungsstationen in Europa. Foto: VETO
Verängstigte Hunde laufen unsicher in den überfüllten Zwingern hin und her. Einige blicken teilnahmslos durch die rostigen Gitter; sie scheinen sich bereits aufgegeben zu haben. Schwach, hungrig und durstig warten zahlreiche Hunde hier auf das Ende ihres Lebens. Unter ihnen sind auch Tiere, denen man ihre Misshandlungen ansieht, denn sie sind verletzt und zittern vor Angst. Vereinzelt liegen bereits verendete Hunde zwischen den noch lebenden Tieren. Sie sind erfroren oder verhungert.
Es ist der Ort, der den Tod bringt: eine sogenannte Tötungsstation. Mitten in Europa werden Tiere auf grausame Art und Weise entsorgt. Entweder sind es Haustiere, die bei ihren Halter:innen nicht mehr erwünscht sind, oder sie sind eingefangene Straßenhunde, die nun auf ihren Tod warten.
Vielerorts werden Tötungsstationen staatlich unterstützt, um die Population der freilebenden Tiere einzudämmen. Doch längst ist nachgewiesen: Das Umbringen der Tiere hat keinen Effekt auf die Anzahl der Straßentiere, denn für jedes getötete Tier nimmt ein anderes aus einem benachbarten Revier seinen Platz ein. Durch das getötete Tier werden Ressourcen frei. Nahrung, Schlafplätze und ein Platz im Rudel werden sofort durch ein anderes Tier belegt.
Die Versorgung der Tiere in einer Tötungsstation ist laut Tierschutzorganisationen vor Ort nicht artgerecht. Mit einem Tierheim ist diese Einrichtung nicht vergleichbar, denn offiziell geht es hier nicht um Tierschutz, sondern um Seuchenschutz. Nahrhaftes Futter, ausreichend Wasser, Decken oder gar Körbchen sucht man hier vergebens; die Tiere werden lediglich aufbewahrt bis zu ihrer Entsorgung.
Gefährliches Leben: In vielen Ländern werden Straßenhunde von Tierfängern gejagt und in Tötungsstationen gebracht. Foto: VETO
Töten im Akkord: Rumänien
Unzählige freilebende Hunde und Katzen – Rumänien hat ein Problem mit Straßentieren. Spätestens nach einem Beißvorfall im Jahr 2013 sind vor allem die streunenden Hunde vielen Menschen ein Dorn im Auge.
Es gibt sowohl Tötungsstationen als auch staatliche Tierheime im Land. In beiden Einrichtungen erwartet die Vierbeiner der Tod: In Tötungsstationen werden sie nach einer zweiwöchigen Frist umgebracht, in staatlichen Tierheimen verhungern und verdursten sie. Tierschutzvereine in Rumänien berichten, dass Tiere, die aus diesen Einrichtungen gerettet werden können, meist in einem sehr schlechten gesundheitlichem Zustand sind.
Mit dem Tod der Tiere lässt sich in Rumänien gutes Geld verdienen. Pro Straßentier, das in einem sogenannten Kill-Shelter abgegeben wird, erhält man eine Summe von bis zu 75 Euro. Längst sind professionelle Hundefänger auf den Straßen unterwegs, um die attraktiven Prämien zu kassieren. Auch die Einrichtungen selbst werden staatlich gefördert.
Auftrag der Kill-Shelter ist es, die Tiere von den Straßen verschwinden zu lassen. Die Methoden sind roh, brutal und respektlos! Bereits vor ihrem Todestag erleiden die Hunde unsägliche Qualen. Nicht immer wird die Tötung selbst durch Einschläfern vorgenommen, obwohl dafür Gelder bereitgestellt werden. Manchmal werden die Tiere auch einfach erschlagen, berichten Tierschützer:innen. Nur in kleinen Schritten können sie durch Gespräche und die Rettung möglichst vieler Vierbeiner den Tierschutz in Rumänien voran bringen.
„Eine große Herausforderung ist immer, Hunde aus der Tötung auszusuchen, die in die Arche dürfen. Jeder hat eine Chance verdient! Leider können wir nicht jedem Hund helfen, so gerne wir das auch wollen.“
Täglicher Todeskampf in Ungarn
Auch in Ungarn ist der Tod kein sanftes Entweichen aus dem Leben, sondern ein schmerzhafter Kampf bis zur letzten Sekunde. Hunde werden in den Tötungsstationen nach einer Frist von 14 Tagen mit dem Präparat T61 getötet. Eine Narkose erhalten die Vierbeiner vorher nicht. Das Gift führt zu Atemlähmungen und schrecklichen Krämpfen, die letztlich in einem qualvollen Tod enden. In einigen Todesstationen wurde auch beobachtet, dass Hunde erschossen oder aufgehängt wurden.
In Spanien hat das Töten Tradition
Besonders zum Ende der Jagdsaison werden in Spanien sehr viele Hunde zum Töten abgegeben. Sie sind ehemalige Jagdhunde, die zu alt oder schwach sind oder nicht die gewünschte Leistung bringen. Für ihre Halter:innen sind sie nun nutzlos. Ihren frühen Tod haben sie bereits bei ihrer Anschaffung mit eingeplant.
Galgos und Podencos sind die Rassen, die zu dieser Zeit besonders häufig in den todbringenden Perreras landen. Werden sie auf der Straße ausgesetzt und dann gefunden, haben sie noch eine kurze Frist von zehn Tagen, werden sie persönlich abgegeben, dürfen sie auch am selben Tag eingeschläfert werden.
Perreras werden entweder staatlich oder privat betrieben und gehören für viele Menschen zum Jagdsport dazu: Die ehemaligen Jagdhunde werden weggeworfen wie ein defektes Spielzeug. Neben den spanischen Galgos und Podencos landen natürlich auch andere Hunde – und einige Katzen – in den Perreras. Für sie alle ist dieser schreckliche Ort die Endstation ihres Lebens.
Gezüchtet, um zu sterben: In Spanien hat der traditionelle Jagdsport zehntausende Hunde auf dem Gewissen. Foto: Galgorettung Fränkisches Seenland e. V.
Frankreich: Straßenhunde unerwünscht
In Frankreich werden Straßenhunde in sogenannte Fourriere animale – kurz FA – gebracht. Gemeinden in Frankreich sind dazu verpflichtet, FA zu unterhalten, da es aus Gründen der öffentlichen Sicherheit nicht gestattet ist, dass Hunde frei auf den Straßen leben. Wird ein Hund in einer Stadt eingefangen, entscheidet die Leitung der FA nach einer Frist von acht Tagen, ob der Hund an ein Tierheim übergeben oder eingeschläfert wird. Da die städtischen Tierheime selten ausreichende Kapazitäten haben, werden auch viele junge und gesunde Tiere getötet.
Mitten in Europa – Tiermord per Gesetz
Auch andere europäische Länder betreiben Tötungsstationen. Die Fristen und die Art der Tötung unterscheiden sich von Land zu Land. Doch eins haben sie alle gemeinsam: Die Tiere leiden hier.
Ihre Qual beginnt nicht erst am Tag der Tötung, sondern schon lange vorher. Versorgt werden sie – wenn überhaupt – nur mit dem Nötigsten und tierärztliche Behandlungen oder menschliche Zuwendung erfahren die schutzlosen Hunde an diesem Ort nie. Tötungsstationen sind sinnlos, denn sie verfehlen ihren Zweck. Sie offenbaren die Rohheit von uns Menschen und verursachen unnötiges Tierleid.
Tötungsstationen vs. Tierschutz
- Tötungsstationen wirken nicht: Die Population von Straßentieren wird durch den Tod der Tiere nicht verringert – das ist längst nachgewiesen.
- Tierschutz basiert auf Kastration: Um das Problem der Straßentiere in den Griff zu bekommen, sollte die Politik auf Kastrationsprojekte setzen statt auf Tötung.
- Tötungsstationen sind ein Geschäft: In vielen Ländern verdienen Menschen ihren Unterhalt mit dem Umbringen gesunder Tiere.
- Tierschutz beginnt mit Respekt: Jedes Geschöpf hat ein Recht auf Leben. In Tötungsstationen zeigt sich der Mensch als todbringende Übermacht, die keine Rücksicht auf andere Lebewesen nimmt.
- Tötungsstationen prägen Generationen: Der Betrieb von Tötungsstationen hat auch Einfluss auf uns Menschen. Für ein gesundes und friedliches Miteinander von Mensch und Tier ist es wichtig, dass besonders junge Menschen verstehen, dass Hunde und Katzen Gefühle haben und Leid empfinden.
- Tierschutz fördert Aufklärung: Hunde sind keine Wegwerfartikel. Damit Haustiere nicht unbedacht angeschafft und später zum Töten abgegeben werden, bedarf es einem Umdenken in der Bevölkerung. Dafür setzen sich Tierschutzvereine vor Ort ein.