Magazin · Tierschutz aktiv · 8. März 2023 · 5 Min. Lesezeit
„Es ist eine Herzensarbeit!" - Volontariat im Tierschutz
Zahlreiche Freiwillige engagieren sich in europäischen Tierheimen und treiben durch ihren Einsatz den Tierschutz weiter voran. Wir haben drei von ihnen in einem Tierheim in Rumänien besucht. Im Interview verraten uns die jungen Frauen aus Deutschland und Österreich, warum sich ein Volontariat im Tierschutz für sie lohnt.
Bereichernd für Mensch und Tier: Ein Volontariat stärkt den Charakter und treibt den Tierschutz voran. Foto: VETO
Während andere ihren Urlaub am Strand oder in den Bergen verbringen, spenden einige engagierte Menschen ihre wertvolle Freizeit dem Tierschutz. Als Volontär:innen verbringen sie meist mehrere Wochen in einem Tierheim in Europa und packen dort mit an, wo ihre Hilfe gerade gebraucht wird.
Anika aus Frankfurt, Crissi aus Graz und Sina aus dem Ruhrgebiet sind Volontärinnen beim Tierschutzverein Arche Noah Transilvania, der in Rumänien Hunde aus der örtlichen Tötungsstation rettet und im Tierheim aufpäppelt. Im Interview erzählen uns die drei, wie ihr freiwilliger Einsatz ihr Leben verändert und warum ihre Tätigkeit so wichtig für die schutzlosen Vierbeiner in Rumänien ist.
Wie kamt ihr auf die Idee, ein Volontariat im Tierschutz zu machen?
Crissi: „Ich liebe einfach Hunde. Ich bin bereits zum zweiten Mal hier. Bei meinem ersten Aufenthalt in der Arche hatte ich so viele Hunde kennengelernt, die ich gerne wiedersehen wollte. Und auch neue Hunde wollte ich kennenlernen. Schon sechs Wochen nach meinem ersten Aufenthalt habe ich mein zweites Volontariat begonnen. Ich komme auch auf jeden Fall ein drittes Mal wieder. Das ist bereits geplant.
Ich bin über Instagram auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden. Vor ein paar Jahren ist mein Hund gestorben und ich begann, mich im Tierschutz zu engagieren, weil ich einfach gerne mit Tieren zusammen bin. Es war total einfach: Ich habe mich per E-Mail für das Volontariat beworben, der Verein hat sich schnell bei mir gemeldet und innerhalb einer Stunde war alles organisiert und ich wusste, dass ich nach Rumänien reise.“
Anika: „Ich habe es auch über Social Media erfahren. Meinen Aufenthalt habe ich aber etwa ein Jahr im Voraus geplant. Einen Hund wollte ich schon immer haben, aber meine Familie war leider dagegen, deshalb ist das hier der perfekte Ort für mich.“
Was gehört zu euren Aufgaben?
Anika: „Wir machen alles Mögliche: streicheln, aber auch putzen, füttern, spielen oder spazieren gehen.“
Sina: „Wir möchten, dass jeder Hund einmal am Tag mit uns spazieren geht. Das klappt meistens auch. Dann gehen wir noch mit den Hunden auf unseren Playground, wo sie richtig toben können. Hier lernen einige auch schon ein paar Grundkommandos wie Sitz, Platz, Bleib. Oft machen wir auch Ausflüge und nehmen Hunde mit zu unseren Wanderungen. Dann erleben sie Neues und sehen andere Umgebungen. Wir planen auch, mit zwei, drei Hunden in den nächsten Ort zu laufen und dort einkaufen. So lernen sie, an der Straße entlangzugehen.“
Crissi: „Wir dürfen die Hunde auch mit in unsere Zimmer nehmen. Eigentlich hat jede von uns immer ein oder zwei Hunde im Bett oder im Körbchen. So sozialisieren wir die Hunde auch.
Viele wissen am Anfang gar nicht, wie man eine Treppe hoch geht. Dann ist es total schön zu beobachten, wie die Hunde sich wohlfühlen und es genießen, beim Menschen zu sein.“
Wie sieht euer gewöhnlicher Arbeitstag hier in der Arche aus?
Sina: „Unsere Aufstehzeiten sind sehr unterschiedlich. Die Hunde haben morgens natürlich Hunger und müssen versorgt werden, aber ansonsten ist der Start in den Tag sehr flexibel. Richtig feste Arbeitszeiten gibt es nicht, aber wir müssen uns natürlich untereinander organisieren. Manche Menschen stehen gerne früh auf, andere sind abends gerne lange wach.“
Crissi: „Ich stehe meistens um halb acht auf und beginne dann gegen acht mit der Arbeit mit den Hunden. Zuerst lasse ich die Hunde raus. Danach gibt es Futter für alle! Futter ist ein ganz großes Thema! Wir füttern hier zweimal am Tag und morgens bekommen viele Hunde noch ihre Medikamente, die sie benötigen.“
Anika und Sina bereiten das Futter für etwa 60 Hunde vor. Foto: VETO
Hier stehen einige Transportboxen im Schlafzimmer. Was hat es damit auf sich?
Anika: „Wir haben ein paar Angsthunde hier in der Arche, Rolfi zum Beispiel. Er fühlt sich in so einer Box einfach sicherer. Natürlich werden die Boxen auch für den Transport genutzt, zum Beispiel, wenn wir mal einen Ausflug mit den Hunden im Auto machen. Dadurch dass die Boxen hier im Schlafzimmer stehen, gewöhnen sich die Hunde gut an sie und haben auch keine Angst, wenn sie dann einmal in einer Box im Auto mitfahren.“
Wie profitiert der Verein von euch?
Sina: „Bettina (Bettina Hüttemann leitet gemeinsam mit ihrem Mann Fili das Tierheim) ist es super wichtig, dass wir uns so viel Zeit für die Hunde nehmen können. Dass die Hunde hier so gut auf ein neues Zuhause vorbereitet werden, ist nur machbar, weil eigentlich immer Freiwillige hier sind.“
Erhaltet ihr auch eine Bezahlung für euer Volontariat?
Anika: „Wir sind hier als Freiwillige. Wir dürfen hier kostenlos schlafen, was richtig schön ist, denn wir sind Tag und Nacht nah bei den Hunden. Wir bekommen jeden Tag ein sehr gutes Mittagessen, das Fili selbst kocht. Die Flüge buchen wir uns selbst oder einige fahren auch von Deutschland aus mit dem Auto. Eine Bezahlung gibt es aber nicht.“
Wie lange dauert euer Volontariat?
Anika: „Ich bin insgesamt vier Wochen hier.“
Crissi: „Beim ersten Volontariat war ich zwei Wochen hier und jetzt zehn Tage.“
Sina: „Ich bleibe zwei Wochen.“
Gibt es eine Geschichte eines bestimmten Tieres, die euch bewegt hat?
Crissi: „Da gab es mehrere, aber ich erzähle von Anton. Ich habe ihn kennengelernt, als ich das erste Mal hier war. Er war sehr, sehr schüchtern. Auf dem Hof durfte er nur mit einer Leine laufen, weil wir ihn sonst nicht hätten einfangen können. Nach einer Woche ist er etwas aufgetaut, so dass ich ihn auch mit in die Wohnung nehmen konnte. Als ich jetzt nach sechs Wochen wiedergekommen bin, verhält er sich schon ganz anders. Er ist richtig mutig geworden, teilweise sogar ein bisschen frech. Anton kam aus der Tötungsstation in die Arche und es ist einfach schön zu beobachten, wie gut er sich entwickelt. Es geht ihm jetzt so viel besser und er kann vertrauen. Solche Erlebnisse machen den Aufenthalt hier für mich wertvoll. Das ist das Beste!“
Mischling Anton wurde von Tierheimleiterin Bettina Hüttemann aus der Tötungsstation gerettet. Dank der Volontär:innen fasst er zum erstem mal Vertrauen zu Menschen. Foto: VETO
Was nehmt ihr persönlich als Erfahrung aus eurem Volontariat mit?
Sina: „Ich nehme ganz viel Dankbarkeit mit. Wir sind sehr privilegiert. Mein Hund ist sehr privilegiert! Es ist einfach so. Für mich sind es zwei verschiedene Welten – und ich mag beide! Die Arbeit hier ist richtig super, aber ich freue mich auch schon wieder auf zu Hause, um die Zeit zu Hause noch besser genießen zu können und dankbarer sein zu können. Ich kann alles besser wertschätzen und einen anderen Blick auf unser Leben haben.“
Zum Schluss ein kleiner Mutmacher für alle, die sich für Tierschutz interessieren: Warum lohnt es sich ein Volontariat in der Arche Noah Transilvania zu machen?
Sina: „Es macht einen so stark hier zu sein. Der Aufenthalt trägt auf jeden Fall zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Klar, man muss mit viel Leid umgehen können. Aber genau dieses Leid macht einen viel dankbarer und stärker. Die Tiere geben einem so viel und schenken ihr Herz. Es ist einfach nur schön!“
Crissi: „Dem ist nichts mehr hinzuzufügen: Es ist eine Herzensarbeit!“
Im Namen des ganzen VETO-Teams: Vielen Dank für euren Einsatz und das Gespräch!
Für Anika, Crissi und Sina ist das Volontariat im Tierschutz auch ein Teil ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Madita Haustein von VETO (ganz links) freut sich über den Einsatz der drei Freiwilligen. Foto: VETO
Der Verein Arche Noah Transilvania und auch viele andere Tierschutzvereine in Europa sind auf die regelmäßige Mithilfe von Freiwilligen angewiesen, um möglichst viele Vierbeiner zu versorgen und auf ein Leben in einem neuen Zuhause vorzubereiten. Wir von VETO sind sehr beeindruckt von Sinas, Anikas und Crissis Leistung und ihrer Bereitschaft, ihre Freizeit sinnvoll zu nutzen und den Tierschutz in Rumänien voranzutreiben.