Magazin · Tierschutz aktiv · 08.05.2020 · 4 Min. Lesezeit
Wie Corona den Tierschutz beeinflusst
Corona ist allgegenwärtig. Nicht nur unser Leben wird durch das Virus maßgeblich beeinflusst, sondern auch das der Tierschutztiere. Lies hier, vor welchen Herausforderungen Tierschutzvereine während der Corona-Krise stehen.
Während Corona an ausreichend Futter zu kommen, ist eine große Herausforderung für die Tierschutzvereine. Foto: Shutterstock
Große Futternot, geschlossene Grenzen, vermehrt Straßentiere – das sind nur drei Probleme der Tierschützer*innen durch das Corona-Virus.
Jeden Tag erreichen uns Nachrichten von Tierschutzorganisationen, wie Covid-19 ihre Arbeit beeinträchtigt.
Die Tierschutzvereine haben in dieser Zeit mehrere Herausforderungen, denen sie sich für das Wohl ihrer Schützlinge stellen müssen.
„Jetzt sind die Grenzen dicht und vor Ort gibt es auch Hamsterkäufe mit Hundefutter.“
Futterbeschaffung als Herausforderung
Unzählige Tierschutzvereine haben Angst davor, die Versorgung ihrer Schützlinge auf Dauer nicht sicherstellen zu können. Besonders in Rumänien haben etliche Tierschützer*innen durch die strengen Grenzkontrollen Probleme, an Futter zu gelangen.
Tierseelenrettung e.V. ist einer der betroffenen Vereine: „In allen Läden und den Tierarztpraxen ist das Futter ausverkauft, der Versandhandel dauert sehr lange und teilweise bekommt man nur noch das Futter, welches viel zu teuer für uns ist.“
Zudem berichteten uns viele Tierschutzvereine, dass vermehrt Hamsterkäufe getätigt werden und sie bangen, dass sie nicht alle Vierbeiner verpflegen können.
Ohne Vermittlungen nimmt die Anzahl der Straßentiere immer weiter zu. Wir erklären den Zusammenhang. Foto: Shutterstock
Auch Sandra Baumeister von Herz für Streuner e.V., die sich für die Vierbeiner in Baia Mare (Rumänien) einsetzt, ist besorgt: „Wir sind im großen Notstand und können kein Futter mehr kaufen aktuell.“
Die Futtervorräte schrumpfen und die Sorgen der Tierschützer*innen wachsen.
Noch mehr Straßentiere
Die Panik und Ängste der Bevölkerung, sich mit Covid-19 zu infizieren, steigen. So ist nicht nur die Futterbeschaffung ein zunehmendes Problem, sondern auch die Anzahl der Straßentiere.
Denn zahllose Menschen setzen ihre Tiere aus, weil sie denken, dass sie sich durch ihren Vierbeiner mit Corona infizieren könnten.
Jedoch gibt es bisher keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass Hunde oder Katzen das Corona-Virus auf den Menschen übertragen und auch nicht umgekehrt.
Aus finanzieller Not: Menschen trennen sich von ihren Tieren
Wiederum andere setzen ihren Vierbeiner aus, weil sie ihr Tier nicht mehr versorgen können. Das bestätigt auch Heart for Strays e.V., die in Rumänien aktiv sind:
„Nach Auskunft von Ansässigen werden vermehrt Tiere ausgesetzt, weil sich die Besitzer kein Futter mehr leisten können. Die Fütterung der reinen Straßenhunde wird sehr bald zum Problem.“
Auch vor unserer eigenen Haustür in Deutschland gibt es ähnliche Fälle: „Es wurden schon Tiere ausgesetzt, Kitten in den Briefkasten geworfen. Die Leute drehen total durch“, so Eifeltatzen in Not e.V.
Tierschützerin Laura von Life4Pets e.V. kümmert sich vor Ort um die Tiere in Rumänien. Die Situation sieht dort ähnlich aus:
„Oft bringen die Leute sie zum Einschläfern, obwohl sie gesund sind. Und das nimmt noch weiter zu aktuell. Aber unser Tierpool ist auch größer geworden.“
Ein Corona-Teufelskreis
Verschlimmernd kommt hinzu, dass etliche Vermittlungen nicht mehr stattfinden und es dadurch kaum Plätze in den Tierheimen für neue Tiere gibt. Viele Vierbeiner müssen daher auf der Straße bleiben und können nicht aufgenommen werden.
Bereits adoptierte Tiere können wegen der geschlossenen Grenzen nicht ausreisen. Gleichzeitig springen Adoptanten ab, weil sie nicht so lange auf ihr Tier aus dem Ausland warten möchten.
Zahlreiche Vereine sind von dieser Problematik betroffen.
„Momentan haben wir aus diesem Grund auch, […] einen kompletten Vermittlungsstop, denn auch Vorkontrollen sind im Moment so gut wie nicht mehr durchführbar.“
Durch die vielen Tiere sind die Vereine auf noch mehr Futter angewiesen und können durch die fehlende Schutzgebühr ihre laufenden Kosten nicht mehr decken.
Es scheint, als gäbe es einen Corona-Teufelskreis, der besser gestern als heute durchbrochen werden müsste, damit die Auswirkungen von Corona auf den Tierschutz eingedämmt werden.
Geht es den Menschen schlecht, geht es auch den Tieren schlecht
Zahlreiche Leute bangen in dieser ungewissen Zeit um ihren Job. Etliche sind durch Corona in die Kurzarbeit gerutscht, manche haben ihre Arbeitsstelle komplett verloren oder können durch Schließung der Läden kein Geld mehr verdienen.
Dadurch bleiben Spenden aus, die gerade jetzt wichtiger denn je für die Vereine und ihre Schützlinge sind.
„Aktuell steht uns das Wasser bis zum Hals, denn auch Fixkosten wie Strom, Wasser und tierärztliche Versorgung wollen bezahlt werden, dieses geht nur durch Spenden und die Schutzgebühr, die nun ausbleibt.“
Leider bleiben auch notwendige Gelder für Kastrationen aus. Diese wären wichtig, um die Anzahl der Straßentiere einzugrenzen.
„Wir versuchen so viele Kastrationen wie möglich zu machen, aber das wird jetzt durch die Quarantäne-Bestimmungen dort (in Ungarn) auch schlechter. Die Leute spenden generell im Moment sehr schlecht“, berichtet Life4Pets e.V. über die prekäre Situation in Ungarn.
Wie du Tierschutztieren in der Krise helfen kannst
Corona beeinträchtigt die Tierschutzarbeit und -Organisationen in diversen Ländern auf verschiedene Arten. Deswegen ist es so wichtig, jetzt gemeinsam für sie zu kämpfen.
Aus diesem Grund sammeln wir Futter für die Vereine, die sich wegen der Krise in Not befinden und sich aus eigener Kraft nicht helfen können.
Durch unsere Notfall-Wunschliste erhalten die Vierbeiner lebensnotwendiges Futter und die Tierschützer*innen zusätzlich eine Geld-Prämie als finanzielle Hilfe.
Denn wir sind der Meinung, dass kein Straßen- und Tierheimtier unter den Auswirkungen von Corona leiden sollte.